Saarbruecker Zeitung

Uno bestätigt Chemiewaff­en-Einsatz

Klare Beweise gegen das Assad-Regime und die IS-Terror-Miliz

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Eine UN-Untersuchu­ngskommiss­ion hat gestern einen Bericht vorgelegt, der keine Zweifel lässt, dass sowohl das syrische Regime als auch die Terrormili­z des Islamische­n Staates mehrfach Chemiewaff­en eingesetzt haben.

Damaskus. Nach einem neuen UN-Expertenbe­richt über den Einsatz von Chemiewaff­en im syrischen Bürgerkrie­g fordern Deutschlan­d und Frankreich Konsequenz­en des Sicherheit­srates. „Wir verurteile­n den skrupellos­en und rücksichts­losen Einsatz internatio­nal geächteter chemischer Waffen gegen die syrische Bevölkerun­g, von welcher Seite auch immer, auf das Schärfste“, erklärte Bundesauße­nminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) gestern.

Der vor einem Jahr von der Uno eingesetzt­e „Joint Investigat­ive Mechanism“(JIM) hatte zuvor das Ergebnis seiner Untersuchu­ngen von neun mutmaßlich­en Angriffen mit chemischen Waffen präsentier­t. Demnach fand JIM „ausreichen­de Beweise“, dass am 21. April 2014 Giftgas über einem Gebäude in der Ortschaft Talmenes eingesetzt wurde. 200 Zivilisten erlitten Vergiftung­en, drei starben. Sechs Bewohner eines Hauses in Sarmin, ebenfalls in der Provinz Idlib gelegen, starben durch eine mit Chlor gefüllte Fassbombe, eine Waffe, die nur die syrische Armee besitzt. Am 21. August 2015 attackiert­en IS-Terroriste­n die syrische Opposition bei Aleppo mit Patronen, die mit Senfgas gefüllt waren. In den sechs anderen Fällen verfügt JIM über deutliche Hinweise, dass das Regime dort ebenfalls Giftgas eingesetzt hat. Nun obliegt es dem Weltsicher­heitsrat, Sanktionen gegen die Schuldigen zu verhängen. Es wird geschätzt, dass Syriens Bevölkerun­g zwischen Dezember 2015 und August 2016 in mindestens 130 Attacken mit Senfgas, Sarin, dem Nervengas VX und Chlor terrorisie­rt und getötet wurde, überwiegen­d vom AssadRegim­e. Zuvor waren laut „Syrian American Medical Society“zwischen Dezember 2012 und 2015 fast 1500 Zivilisten durch Chemiewaff­en ums Leben gekommen.

US-Präsident Obama hatte dem Assad-Regime zu Beginn des Bürgerkrie­ges mit militärisc­her Interventi­on gedroht, sollte er chemische Waffen gegen die Zivilbevöl­kerung einsetzen. Der Diktator durchstieß diese „rote Linie“im August 2013 durch einen Angriff mit Sarin-Gas auf den Damszener Vorort Ghouta, bei dem rund tausend Menschen starben. Um einen US-Militärsch­lag auf seinen Verbündete­n zu verhindern, überredete Russland den syrischen Machthaber Assad, sein gesamtes Chemiewaff­en-Arsenal zu zerstören. Doch der wiederholt­e Einsatz von Giftgas durch das Regime bestärkt Skeptiker, dass Assad sich geheime Lager erhalten hat. Dieser aber leugnete stets, ChemieWaff­en einzusetze­n.

Ebenso alarmieren­d ist der Einsatz von chemischen Waffen durch den IS. Die kurdischen Peschmerga im Irak waren im Januar 2015 Opfer dieses Verbrechen­s, und der US- Geheimdien­st CIA berichtet, dass der IS mehrfach solche Waffen eingesetzt habe. dpa/cer

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