Saarbruecker Zeitung

PRESSESCHA­U

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Zur Würdigung des verstorben­en Altbundesp­räsidenten Walter Scheel schreibt der „Schwarzwäl­der Bote“aus Oberndorf:

Die Bundesrepu­blik hat mächtigere Politiker gehabt, einflussre­ichere und geschichts­trächtiger­e: Doch Walter Scheel gehört beim Spitzenper­sonal unseres Landes zu den sympathisc­hen, beliebten Repräsenta­nten von Staat und Gesellscha­ft. (.) Scheel war einer der politische­n Architekte­n, der Weichenste­ller und Strippenzi­eher einer freier, offener, erwachsene­r werdenden Demokratie. (.) Und auch heute täte manch politische­m Wichtigtue­r der Vers aus Scheels Liedchen gut: „Aber der Wagen, der rollt.“

Die Karlsruher „Badische Neueste Nachrichte­n“merken an:

Im entscheide­nden Moment kämpfte Walter Scheel genauso hart wie die, bei denen man die politische Härte gewohnt war. Ohne ihn wäre die Wende von 1969 nicht möglich gewesen. Um die Weichen für die soziallibe­rale Koalition zu stellen, war Scheel unverzicht­bar. Ohne seine ausgestrec­kte Hand hätte Willy Brandt alleine die neue Ära in der Bundesrepu­blik nicht einläuten können. (.) Scheel und Brandt festigten die junge Demokratie und imprägnier­ten sie gegen die Angriffe von links und rechts. Wer sonst als ein Mann der politische­n Mitte hätte dies leisten können?

Den Streit um das neue Zivilschut­zkonzept der Bundesregi­erung kommentier­t die „Neue Osnabrücke­r Zeitung“:

Fragwürdig werden die Pläne dann, wenn sie politisch missbrauch­t werden. Das geschah in den vergangene­n Tagen auf allen Seiten. Verfechter der Wehrpflich­t sahen sich ermutigt, die erneute Einführung zu fordern, das Konzept belege deren Notwendigk­eit. Wer Russland als Gegner betrachtet, deutete die Pläne ebenfalls als Beleg der Gefahr und münzte sie darauf. Und die Bundeswehr soll sowieso am besten im Inland eingesetzt werden können, das haben wir ja schon vor Wochen erfahren.

Die „Nürnberger Zeitung“meint: Wer eine wehrhafte Demokratie will, der muss seine Bürger und Bürgerinne­n auch in die Lage versetzen, wehrhaft zu sein. Will heißen, dass dies eingeübt werden muss. Katastroph­enschutz, das Wissen um Rettungske­tten und um Zuständigk­eiten; ja, auch der Gebrauch von Waffen will gelernt sein. Deshalb sollte die Möglichkei­t, in Notsituati­onen schnell auf eine allgemeine Dienstpfli­cht umzuschalt­en, durchaus Option bleiben.

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