Die SZ-Analyse
Zeit in Syrien bleiben werden. So meldet der Nachrichtensender CNN-Türk, Ankara wolle die aktuelle Intervention nutzen, um die lange geforderte „Schutzzone“im Norden Syriens einzurichten – zwischen den beiden PYDGebieten. Und der Istanbuler Politologe Mensur Akgün geht davon aus, dass die Regierung einen Fuß in die Tür stellen will, um sich bei Verhandlungen über Syriens Zukunft ein starkes Mitspracherecht zu sichern. Damit mischt die Türkei den ohnehin äußerst komplizierten Konflikt weiter auf.
Aus Sicht der USA könnte ein stärkeres türkisches Engagement in Syrien durchaus Vorteile haben, solange es sich gegen den IS richtet. Wenn Ankara aber den Konflikt mit den syrischen Kurden sucht, wird es schwierig. Russland und der Iran, Schutzherren des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad, könnten eine türkische Dauerpräsenz als Angriff auf ihre eigenen Interessen in dem Bürgerkriegsland sehen. Zugleich wird ein weiteres Problem zwischen den ausländischen Mächten deutlich, die in Syrien mitmischen: Sie wollen zwar alle den IS besiegt sehen, sind aber grundverschiedener Ansicht darüber, wer künftig jene syrischen Gebiete kontrollieren soll, aus denen die Dschihadisten zurückgedrängt werden.
Eine dauerhafte türkische Truppenpräsenz ist für wichtige Akteure wie Russland indiskutabel. Ein Einzug syrischer Regierungstruppen in die vom IS befreiten Gegenden kommt aus westlicher Sicht nicht in Frage. Die Freie Syrische Armee (FAS), einst als pro-westliche Rebellengruppe gepriesen, ist viel zu schwach. Ein Erstarken der PYD will Ankara mit allen Mitteln verhindern, die von der Türkei unterstützten islamistischen Rebellen wiederum gelten im Westen als extremistische Scharia-Anhänger. Wer setzt sich durch? Das Machtspiel um Syrien geht in eine neue Runde.