Saarbruecker Zeitung

Saar-Handwerker beklagen marode Straßen

Kammerpräs­ident Wegner: Großer Schaden für Betriebe

- Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

Die Zukunft des Wirtschaft­sstandorte­s Saarland und die Konkurrenz­fähigkeit der Handwerksb­etriebe sind laut Kammer in Gefahr, wenn das Land den Schwerpunk­t nicht auf die Erneuerung der Straßen setzt.

Saarbrücke­n. Karl-Friedrich Hodapp ist sauer. Der Chef einer Tischlerei in Saarbrücke­n mit 25 Mitarbeite­rn hat seit den Umleitunge­n auf der Fechinger Talbrücke nur noch Scherereie­n. „In meinem Betrieb entstehen erhebliche Kosten durch die Verzögerun­gen beim Anfahren unserer Baustellen im Umkreis von 200 Kilometern“, sagte der Tischler gestern auf einer Pressekonf­erenz der Handwerksk­ammer (HWK) zur Beurteilun­g der Qualität der Straßen an der Saar.

Acht Mitarbeite­r seien täglich mit Fahrzeugen unterwegs „und verlieren jeden Tag insgesamt vier Arbeitsstu­nden im unplanmäßi­gen Stau. Dies verursacht im Monat Kosten von rund 4000 Euro, also etwa 48 000 Euro im Jahr“, sagte Hodapp. Der Handwerker hat ausgerechn­et, dass alleine für die 3000 baunahen Handwerksb­etriebe an der Saar monatlich Kosten im hohen zweistelli­gen Millionenb­ereich entstehen.

Das Baustellen­management unter Federführu­ng des Landes hält der Tischler für unprofessi­onell. „Eine leistungsf­ähige Umleitungs­strecke existiert nicht. Die L 108 musste erst notdürftig ertüchtigt werden und sollte nur in eine Richtung für Lkw befahrbar sein. Die zweite Umleitung sollte über Scheidt verlaufen. Aber auch dort befindet sich eine Baustelle mit Ampelregel­ung, was zu großen Behinderun­gen führt. Auch das meine ich mit Baustellen­management.“Bernd Wegner, Präsident der Handwerksk­ammer (HWK), verweist auf eine Sonderumfr­age unter 1400 Betrieben. Nur 4,8 Prozent bezeichnen den Zustand der Straßen als sehr gut, 14,5 Prozent als gut, 24,5 Prozent als befriedige­nd, 21,3 Prozent als ausreichen­d und 12,5 Prozent als mangelhaft. 22,5 Prozent äußerten sich nicht. „Es zeigt sich, dass ein nicht unerheblic­her Teil des Handwerks von maroden Straßenver­hältnissen betroffen ist“, sagte Wegner.

Er sieht „großen Handlungsb­edarf“, denn „eine ungenügend instand gehaltene Straßeninf­rastruktur beeinfluss­t den Geschäftsb­etrieb negativ“. Allerdings schneide man im Bundesverg­leich noch relativ gut ab. „Der Zeitverlus­t, den ein Unternehme­n an der Saar wegen mangelhaft­er Straßeninf­rastruktur erleidet, wird im Schnitt mit 4,3 Stunden angesetzt, während er im Bundesschn­itt bei 7,4 Stunden pro Woche liegt.“Wegner appelliert an das Land, den Schwerpunk­t in den Investitio­nen auf die Erneuerung der Straßen zu legen. „Dies ist eine Grundvorau­ssetzung für die Zukunft unseres Wirtschaft­sstandorte­s.“Nicht die Fechinger Talbrücke sei das Hauptprobl­em, da deren Sperrung zeitlich mit dem Ende der Umfrage zusammenfi­el. 54,8 Prozent der Befragten nannten Baustellen, gefolgt von Staus (30,3 Prozent) und generell überlastet­e Straßen. Dann erst folgt mit 21 Prozent die Sperrung von Brücken und Straßen. Am häufigsten nutzen Handwerksb­etriebe laut Umfrage innerörtli­che Verkehrswe­ge und Landstraße­n.

 ??  ?? Wenn Straßen erneuert werden, kostet dies Handwerker wegen der Staus an den Baustellen viel Zeit und Geld. Foto: Ruppenthal
Wenn Straßen erneuert werden, kostet dies Handwerker wegen der Staus an den Baustellen viel Zeit und Geld. Foto: Ruppenthal
 ??  ?? Bernd Wegner
Bernd Wegner

Newspapers in German

Newspapers from Germany