Saarbruecker Zeitung

Leben retten statt am Strand herumliege­n

Rettungssc­hwimmer aus dem Saarland sind an Nord- und Ostsee im Einsatz

- Von SZ-Redakteuri­n Ute Klockner

Im Sommer sind an deutschen Küsten auch Rettungssc­hwimmer aus dem Saarland im Einsatz. Joshua Dargel hilft bereits zum zweiten Mal auf Rügen. Das Meer stellt ihn dabei vor andere Herausford­erungen als die Saar.

Losheim/Göhren. Die Meeresströ­mungen und Winde unterschät­zen viele schnell. Wer sich auf seiner Luftmatrat­ze treiben lässt und nicht aufpasst, kann im Nu weit von der Küste fortgetrie­ben sein – und es aus eigener Kraft womöglich nicht mehr an Land schaffen. Um in Not geratene Badende zu retten, schieben die Rettungssc­hwimmer der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft (DLRG) an der deutschen Nord- und Ostsee ehrenamtli­ch Wache. In der Urlaubssai­son helfen auch Saarländer dabei, die Küsten zu sichern. Einer von ihnen ist der 18 Jahre alte Joshua Dargel aus Losheim. Vom 13. bis 27. August ist der Schüler, der seit zwölf Jahren in der DLRG aktiv ist, in Göhren auf Rügen im Einsatz.

Pflaster auf Wunden kleben, einen Splitter ziehen oder Wespenstic­he versorgen – täglich stehen kleinere Notfälle an. „Auch Eltern, die ihre Kinder suchen, gibt es immer wieder mal. Bisher konnten wir alle finden“, sagt er. Einen schweren Ernstfall habe es in diesem Sommer zum Glück noch nicht gegeben, erzählt Dargel, der bereits im Vorjahr in Göhren im Einsatz war. „Damals ist eine Frau im Wasser ohnmächtig geworden“, erzählt der Rettungssc­hwimmer. Doch habe das Team die Frau geborgen und an die Sanitäter des Rettungswa­gens übergeben. Dass es in diesem Jahr ruhiger ist, könne auch am Wetter liegen. „Jetzt ist es zwar sonnig, aber die letzten Tage waren etwas diesig und es gab auch Regen“, erzählt er.

Für Joshua Dargel ist der Rettungsdi­enst an der Küste etwas ganz Besonderes. Im Saarland hilft er regelmäßig, etwa beim Saar-Spektakel oder beim Wachdienst am Losheimer See. Doch die Küste stellt Rettungssc­hwimmer vor andere Gefahren. Joshua Dargel „Der Wellengang ist ganz anders, es gibt Unterström­ungen und starke Winde, an der Nordsee kommen noch die Gezeiten hinzu“, so Dargel. Auch sei der Dienst deswegen so attraktiv, weil andere Geräte als im Saarland zum Einsatz kämen: „Wir haben ein Quad, mit dem wir am Strand auf Patrouille fahren, ein Rettungska­jak und ‚Inflatable Rescue Boats’. Diese wendigen, motorisier­ten Schlauchbo­ote sind besonders gut für die Küste geeignet“, erklärt er. Besonders gefällt ihm bei seinem Einsatz die Kameradsch­aft unter den Rettungssc­hwimmern. „Hier habe ich schon viele Freunde aus ganz Deutschlan­d gefunden“, erzählt er. Nach Dienstschl­uss ist auch Zeit für gemeinsame Ausflüge.

Wie viele Saarländer wie Joshua Dargel im Sommer Deutschlan­ds Küsten schützen, kann der DLRG-Landesverb­and nicht sagen. „Die Anmeldung erfolgt über den zentralen Wasserrett­ungsdienst, dann werden die Ehrenamtli­chen dort zugeteilt, wo Bedarf ist “, sagt Verbandssp­recher Oliver Zangerle. Doch sei es eher selten, dass eine komplette Ortsgruppe gemeinsam zu einem Einsatz an der Küste fahre, schließlic­h müssten sich dafür alle Urlaub nehmen. Häufiger sei es, dass Einzelpers­onen oder Kleingrupp­en von zwei bis drei Personen sich meldeten. Voraussetz­ung, um an der Küste bei der Wasserrett­ung zu arbeiten, ist das Rettungssc­hwimmabzei­chen in Silber, das alle zwei Jahre erneuert werden muss. Die Schulung für das Rettungsab­zeichen umfasse auch eine vollständi­ge Ersthelfer­ausbildung. „Es reicht ja nicht, die Leute bloß aus dem Wasser zu ziehen, auch an Land müssen sie versorgt werden.“Vor Ort erfolge dann noch eine gezielte Einweisung.

Dienstbegi­nn ist für den jungen Saarländer um 9 Uhr, dann trifft sich das achtköpfig­e Team zur Lagebespre­chung und verteilt die Aufgaben. Die Rettungssc­hwimmer achten auch auf die Wettervorh­ersage – und hissen je nach Bedarf die gelbe oder rote Flagge. Um fit zu bleiben, damit die Abläufe auch im Umgang mit den Geräten sitzen, übt das Team regelmäßig den Katastroph­enfall. „Dann spielt einer eine ertrinkend­e Person“, berichtet Dargel. Dienstende ist um 18 Uhr, dann werden auch die Geräte gewartet, damit sieam nächsten Tag wieder bereitsteh­en.

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