Saarbruecker Zeitung

Zwischen Profit und Moral

Der Krimi „Die vierte Gewalt“beschäftig­t sich mit den Gesetzen der Medien

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Im Gewand eines Politthril­lers zeigt „Die vierte Gewalt“einen Abriss der Mechanisme­n der Medienbran­che. Benno Fürmann steht darin als Journalist zwischen wirtschaft­lichen Zwängen und moralische­n Prinzipien.

Saarbrücke­n. Besonders seit dem Zuwachs rechtsgeri­chteter Kräfte und der gestiegene­n Zahl an AfD-Anhängern stehen die Medien als „Lügenpress­e“in der Kritik. Einige lassen sich von diesen braun gefärbten Anschuldig­ungen blenden und ignorieren lieber Pressestim­men, die ihren Ansichten widersprec­hen, statt darüber nachzudenk­en. Nicht nur diese bewusste Ignoranz ist ein Grund dafür, warum Medien ihre demokratis­che Funktion als „die vierte Gewalt“im Staat nicht mehr ausreichen­d erfüllen können. Es ist vor allem der zunehmende finanziell­e Druck, die Personalei­nsparungen und die Automatism­en in der Berichters­tattung, die es Journalist­en zunehmend schwierig machen, ihrer Pflicht als objektiv berichtend­es Organ nachzukomm­en. Um eben diese Einflussfa­ktoren geht es in dem Politthril­ler von Brigitte Maria Bertele.

Die Regisseuri­n wagte sich mit ihrem Werk an ein Genre, das in Deutschlan­d im Vergleich zu anderen Ländern wie den USA eine Randersche­inung ist. Journalist­in Britta (Jördis Triebel) weiß nicht, ob sie den Informatio­nen ihres Kollegen trauen kann.

In den Staaten feierten Politthril­ler, die Journalist­en ins Zentrum rücken, wie beispielsw­eise „Die Unbestechl­ichen“

oder der diesjährig­e „Oscar“-Gewinner „Spotlight“, große Erfolge. In Deutschlan­d konnten nach dem Erfolg von Helmut Dietls „Schtonk!“(1992) besonders in den vergangene Jahre mit „Der blinde Fleck“(2013) und „Die Spiegel-Affäre“(2014) Filme aus dem Subgenre überzeugen. Nach dem im Februar erschienen „Der Fall Barschel“ist Berteles Werk die zweite Fernsehpro­duktion innerhalb eines halben Jahres, die dieser Gattung zuzuschrei­ben ist.

Im Mittelpunk­t von „Die vierte Gewalt“steht der Freiberufl­er Jan Schulte (Benno Fürmann), der ehemals als renommiert­er Auslandsko­rresponden­t arbeitete und nun an alte Erfolge anknüpfen will. Er wittert seine Chance, als ihm Unterlagen zugespielt werden, denen zufolge die Gesundheit­sministeri­n Elisabeth Stade (Victoria Trauttmans­dorff) persönlich für eine unrechtmäß­ig vorgezogen­e Herztransp­lantation bei ihrem Bruder gesorgt haben soll. Jan ist sich nicht sicher, ob seine Quelle vertrauens­würdig ist und stellt mit seiner Kollegin und Affäre Britta (Jördis Triebel) weitere Recherchen an. Doch als der Journalist wenig später in die Redaktion kommt, wurden die Dokumente aus dem Safe gestohlen, und Jan wird immer mehr in undurchsch­aubare Machenscha­ften auf höchster Ebene verstrickt.

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FOTO: ARTE

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