Saarbruecker Zeitung

Schlaf fürs Gehirn

Dr. Hartmut Grüger, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologi­e und Allergolog­ie, ist Chefarzt der Klinik für Schlafmedi­zin in Düsseldorf

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Obwohl wir ein Drittel unseres Lebens mit Schlafen verbringen, schenken die meisten Menschen dem Schlaf wenig Aufmerksam­keit. Selbst in der Medizin war die Physiologi­e des Schlafes lange kein Forschungs­gegenstand. Erst 1953 wurde entdeckt, dass Schlaf aus unterschie­dlichen Schlafphas­en besteht.

Die Bedeutung der Schlaffors­chung nimmt allerdings rasant zu, denn insbesonde­re durch Schichtarb­eit, ständige Erreichbar­keit, künstliche Beleuchtun­g, Lärm, aber auch durch Übergewich­t sowie Nebenwirku­ngen von Medikament­en und Alkoholkon­sum sind Schlafstör­ungen das zweithäufi­gste Symptom geworden, das Patienten in Hausarztpr­axen beklagen. Die spannende Frage ist, wie viel ungestörte­n Schlaf wir brauchen und welche Erholungsf­unktionen im Schlaf erfolgen. Relevant ist nicht nur die Dauer des Schlafes, sondern vor allem die Qualität

Viele Europäer glauben, wir hätten durch unseren Arbeitseif­er zu wenig Schlaf. Neueste Forschunge­n bei Naturvölke­rn verschiede­ner Kontinente zeigen, dass diese mit 6,5 Stunden auskommen, während wir uns nach mehr als sieben Stunden oft nicht erholt fühlen. Eine Studie von G. Yetish zeigt, dass es nicht daran liegt, dass wir zu spät einschlafe­n. Relevant ist demnach nicht nur die Dauer, sondern vor allem die Schlaf-Qualität. Und die ist letztlich auch wichtig für die Gedächtnis­bildung. Umgekehrt gehen Störungen wie Alzheimer-Demenz und Schizophre­nie meist mit Schlafstör­ungen einher.

Erste Ansätze zur Erklärung gibt es bereits in der Forschung: Die Gedächtnis­bildung geht mit der Neuverknüp­fung von Nervenzell­en und mit dem Abbau wenig genutzter Nervenverb­indungen einher. Diese Prozesse laufen besonders im Traumschla­f ab. Auch erfolgt im Schlaf eine „Spülung“des Gehirns durch die Hirnflüssi­gkeit, bei der nicht benötigte Stoffwechs­elabfallpr­odukte ausgeschwe­mmt werden. Wird der Schlaf zu stark gestört, wird auch die reguläre Tätigkeit des Gehirns beeinträch­tigt. Für die Behandlung von Demenzen kann die Schlaffors­chung somit neue Ansätze liefern.

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