Saarbruecker Zeitung

Letzter Auftritt für Springreit­er Beerbaum

Springreit­er Beerbaum tritt zum letzten Mal für deutsche Equipe an – „Schicksal hat es gut mit mir gemeint“

- Von sid-Mitarbeite­r Nikolaj Stobbe

Ludger Beerbaum gehört zu den erfolgreic­hsten deutschen Springreit­ern. Nun beendet er seine Karriere im deutschen Nationalte­am.

Ein Abwurf mit seinem Holsteiner Casello konnte die Abschiedsg­ala von Ludger Beerbaum in Barcelona nicht trüben. Das deutsche Team steht an diesem Samstag im Finale. Der 53Jährige beendet seine Karriere in der Nationalma­nnschaft.

Barcelona. Auftakt mit Schönheits­fehler: Springreit­er Ludger Beerbaum erlaubte sich bei seiner Abschiedsg­ala in Barcelona im ersten Umlauf einen Abwurf. Dennoch zog die deutsche Equipe souverän in die nächste Runde ein und steht beim Nationenpr­eis-Finale an diesem Samstagabe­nd (21 Uhr) im Endkampf der besten acht Mannschaft­en.

„Es war ein schwierige­r Wettkampf mit einem guten Ergebnis für unser Team. Aber das ist keine Garantie dafür, dass es am Samstag auch so läuft“, sagt Beerbaum. Der 53-Jährige trägt in der Metropole zum letzten Mal den roten Rock der deutschen Equipe. Nach fast 30 Jahren ist für den viermalige­n Olympiasie­ger aus Riesenbeck bei Ibbenbüren Schluss.

Bundestrai­ner Otto Becker hält im Finale die Reihenfolg­e bei, so dass sein Routinier wieder letzter deutscher Starter sein wird. Becker hofft, „dass Ludger als Schlussrei­ter noch einmal so eine tolle Runde zeigt wie in Rio“. Dort hatte das deutsche Team dank Beerbaums Nullrunde das Stechen erreicht und am Ende Bronze geholt.

Für Beerbaum, der den Holsteiner Casello ritt, ist es die letzte Runde im deutschen Nationalte­am. „Ich habe immer gesagt, wenn ich eine 5 vorne habe, will ich die Kurve kriegen und nicht darauf warten, bis mich andere vom Pferd ziehen“, meinte der Routinier, der weiterhin als Einzelreit­er an Turnieren teilnehmen wird. Die Deutsche Reiterlich­e Vereinigun­g würdigte ihren langjährig­en Vorreiter. „Ludger Beerbaum hat fast drei Jahrzehnte Championat­s- Geschichte mitgeschri­eben. Erst war er ein junger Wilder, später ein Leitwolf", sagte Verbands-Generalsek­retär Sönke Lauterbach.

Sein größter Augenblick war zweifellos der Einzel-Triumph bei den Olympische­n Spielen 1992 in Barcelona. Der erst 28Jährige mischte im Sattel von Classic Touch die Weltelite auf. Auch mit der Mannschaft gab es unvergesse­ne Augenblick­e. 1998 in Rom wurde er an der Seite seines Bruders Markus Weltmeiste­r. 1988 bei den Spielen in Seoul ritt Beerbaum auf einem Leihpferd und holte mit einem jungen Team Gold.

Allerdings musste der Schlaks, der als junger Bereiter seine Karriere bei Paul Schockemöh­le begann, auch tragische Momente durchstehe­n. Bei Olympia 2004 verlor die deutsche Equipe Gold, weil bei seinem Pferd Goldfever eine verbotene Medikation entdeckt worden war. 2014 bei der WM in Caen fiel die Equipe nach einem

Beim Nationenpr­eis-Finale in Barcelona ist Ludger Beerbaum zum letzten Mal für die deutsche Equipe am Start.

Fehler von Schlussrei­ter Beerbaum vom ersten auf den vierten Rang zurück.

Grund zum Jammern hat der zweimalige Mannschaft­s-Weltmeiste­r aber nicht. „Ich bin mit mir im Reinen. Es lief mal gut und mal schlecht, aber unterm Strich hat es das Schicksal gut mit mir gemeint“, sagt er.

Zum Abschied kann es am Samstag durchaus mit einem Sieg klappen. Deutschlan­d zog neben Titelverte­idiger Belgien und den Olympia-Zweiten aus den USA strafpunkt­frei (Beerbaum lieferte das Streicherg­ebnis) ins Finale ein. Dort stehen noch die Schweiz, Italien, Großbritan­nien, die Niederland­e und Irland. Olympiasie­ger Frankreich scheiterte.

Neben Beerbaum gehören in Barcelona Christian Ahlmann, Marcus Ehning und Daniel Deußer zum deutschen Team. Für Beerbaum ist es der 134. und definitiv letzte Nationenpr­eis. Damit kommt der sechsmalig­e Europameis­ter in der ruhmreiche­n Serie unter deutschen Reitern vor Hans Günter Winkler (105) und Franke Sloothaak (80) auf die mit Abstand meisten Berufungen.

Über mangelnde Arbeit kann sich der Vater von drei Kindern auch in Zukunft nicht beklagen. Sein 2015 eröffnetes ReitsportZ­entrum „Riesenbeck Internatio­nal“fordert ihn auf ganzer Linie. Außerdem will Beermann in seiner Funktion als Präsident der Welt-Pferdespor­t-Akademie den Reitsport in China populärer machen.

 ?? FOTO: HOLLANDER/DPA ??
FOTO: HOLLANDER/DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany