Das Schweigen vor dem Knall
Fußball-Bundesligist Hamburger SV investiert 30 Millionen Euro und hat keinen Erfolg
Ausgerechnet gegen den FC Bayern soll der Hamburger SV die Wende schaffen. Über seine Zukunft möchte Trainer Bruno Labbadia nicht reden – und Vorstands-Chef Dietmar Beiersdorfer schon gar nicht.
Hamburg. Nach drei Niederlagen in vier Spielen und nur einem Punkt ist Dietmar Beiersdorfer, der Vorstandsvorsitzende des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV, längst von seinem Trainer abgerückt. Nur – wie lange wird Bruno Labbadia noch in der Verantwortung bleiben? An diesem Samstag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen den deutschen Rekordmeister Bayern München auf jeden Fall. Dass der taumelnde Verein ausgerechnet nun seine Auferstehung feiert, kann auch Optimist Labbadia nicht erwarten.
Am Donnerstagabend traf sich Beiersdorfer mit HSV-Anteilseigner und Investor KlausMichael Kühne. Über ihr Gespräch wurde zwar nichts bekannt. Trotz gegenteiliger Bekundungen wird sich die Diskussion aber sehr wohl um Labbadias Zukunft gedreht haben. Wer rund 30 Millionen Euro für neue Spieler opfert, der will auch Erfolge sehen.
Kühne, der in Spielerberater Volker Struth („Entscheidungen trifft der HSV alleine und unabhängig“) und dem einstigen Leverkusen-Manager Reiner Calmund Fußball-Sachverstand um sich geschart hat, schien schon vor Wochen nicht zu glauben, dass Labbadia das Team in Form bringen kann. Nach den schwachen Vorstellungen der ersten Spieltage dürfte er sich bestätigt fühlen.
Die Hamburger sind unter Labbadia saisonübergreifend das schlechteste BundesligaTeam des Jahres mit nur fünf Siegen und 20 Punkten aus 21 Spielen. Das spricht für Stagnation und Rückschritt. In der neuen Spielzeit ist der HSV auch eines der ungefährlichsten Teams. Kaum Chancen, kaum Torschüsse – und das, obwohl gerade die Offensive mit Filip Kostic, Bobby Wood, Alen Halilovic und Luca Waldschmidt verstärkt worden ist. Kostics Einsatz gegen die Bayern steht auf der Kippe. Der Serbe hat Leistenprobleme.
„Warum sind wir so gehemmt?“, fragt Labbadia, der von seinem Chef Beiersdorfer keinerlei öffentliche Rückendeckung erhält. Der Trainer steht vor einem Rätsel. Die Saisonvorbereitung sei optimal gewesen, behauptet er: „Es passt nicht zu dem, was wir an Input gegeben haben.“Dass er in seinem persönlichen Entscheidungsspiel ausgerechnet gegen die Bayern die Wende erzwingen soll, erscheint ihm selbst fast aussichtslos. „Es wird wahnsinnig schwer. Du kannst eine gute Strategie haben, aber sie haben eine hohe Einzelqualität“, sagt Labbadia.
In den vergangenen 13 Spielen gegen die Bayern gab es zehn Niederlagen für den HSV und keinen Sieg. Torverhältnis: 6:47. Der letzte HSV-Erfolg (1:0) datiert aus dem Jahr 2009. Trainer damals: Bruno Labbadia. Seinen Spielern schärft er ein: „Die kleine Chance, die da ist, wollen wir nutzen. Da müssen wir zupacken.“
Der Trainer will kämpfen – und sich möglichst nicht mit seiner persönlichen Situation auseinandersetzen. „Darum geht es nicht“, sagt er: „Es geht nur darum, dass wir ein Spiel vor der Brust haben. Alles, was meine Person betrifft, spreche ich gar nicht erst an. Es darf kein Thema sein.“Was schwer ist, wenn in den Medien mit André Villas-Boas längst ein potenzieller Nachfolger gehandelt werden.