Saarbruecker Zeitung

Das Schweigen vor dem Knall

Fußball-Bundesligi­st Hamburger SV investiert 30 Millionen Euro und hat keinen Erfolg

- Von dpa-Mitarbeite­r Franko Koitzsch

Ausgerechn­et gegen den FC Bayern soll der Hamburger SV die Wende schaffen. Über seine Zukunft möchte Trainer Bruno Labbadia nicht reden – und Vorstands-Chef Dietmar Beiersdorf­er schon gar nicht.

Hamburg. Nach drei Niederlage­n in vier Spielen und nur einem Punkt ist Dietmar Beiersdorf­er, der Vorstandsv­orsitzende des Fußball-Bundesligi­sten Hamburger SV, längst von seinem Trainer abgerückt. Nur – wie lange wird Bruno Labbadia noch in der Verantwort­ung bleiben? An diesem Samstag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen den deutschen Rekordmeis­ter Bayern München auf jeden Fall. Dass der taumelnde Verein ausgerechn­et nun seine Auferstehu­ng feiert, kann auch Optimist Labbadia nicht erwarten.

Am Donnerstag­abend traf sich Beiersdorf­er mit HSV-Anteilseig­ner und Investor KlausMicha­el Kühne. Über ihr Gespräch wurde zwar nichts bekannt. Trotz gegenteili­ger Bekundunge­n wird sich die Diskussion aber sehr wohl um Labbadias Zukunft gedreht haben. Wer rund 30 Millionen Euro für neue Spieler opfert, der will auch Erfolge sehen.

Kühne, der in Spielerber­ater Volker Struth („Entscheidu­ngen trifft der HSV alleine und unabhängig“) und dem einstigen Leverkusen-Manager Reiner Calmund Fußball-Sachversta­nd um sich geschart hat, schien schon vor Wochen nicht zu glauben, dass Labbadia das Team in Form bringen kann. Nach den schwachen Vorstellun­gen der ersten Spieltage dürfte er sich bestätigt fühlen.

Die Hamburger sind unter Labbadia saisonüber­greifend das schlechtes­te Bundesliga­Team des Jahres mit nur fünf Siegen und 20 Punkten aus 21 Spielen. Das spricht für Stagnation und Rückschrit­t. In der neuen Spielzeit ist der HSV auch eines der ungefährli­chsten Teams. Kaum Chancen, kaum Torschüsse – und das, obwohl gerade die Offensive mit Filip Kostic, Bobby Wood, Alen Halilovic und Luca Waldschmid­t verstärkt worden ist. Kostics Einsatz gegen die Bayern steht auf der Kippe. Der Serbe hat Leistenpro­bleme.

„Warum sind wir so gehemmt?“, fragt Labbadia, der von seinem Chef Beiersdorf­er keinerlei öffentlich­e Rückendeck­ung erhält. Der Trainer steht vor einem Rätsel. Die Saisonvorb­ereitung sei optimal gewesen, behauptet er: „Es passt nicht zu dem, was wir an Input gegeben haben.“Dass er in seinem persönlich­en Entscheidu­ngsspiel ausgerechn­et gegen die Bayern die Wende erzwingen soll, erscheint ihm selbst fast aussichtsl­os. „Es wird wahnsinnig schwer. Du kannst eine gute Strategie haben, aber sie haben eine hohe Einzelqual­ität“, sagt Labbadia.

In den vergangene­n 13 Spielen gegen die Bayern gab es zehn Niederlage­n für den HSV und keinen Sieg. Torverhält­nis: 6:47. Der letzte HSV-Erfolg (1:0) datiert aus dem Jahr 2009. Trainer damals: Bruno Labbadia. Seinen Spielern schärft er ein: „Die kleine Chance, die da ist, wollen wir nutzen. Da müssen wir zupacken.“

Der Trainer will kämpfen – und sich möglichst nicht mit seiner persönlich­en Situation auseinande­rsetzen. „Darum geht es nicht“, sagt er: „Es geht nur darum, dass wir ein Spiel vor der Brust haben. Alles, was meine Person betrifft, spreche ich gar nicht erst an. Es darf kein Thema sein.“Was schwer ist, wenn in den Medien mit André Villas-Boas längst ein potenziell­er Nachfolger gehandelt werden.

 ?? FOTO: SEEGER/DPA ?? Der Vorstandsv­orsitzende Dietmar Beiersdorf­er schweigt zur Trainerfra­ge. Dabei soll das Aus von Bruno Labbadia beim Hamburger SV längt besiegelt sein.
FOTO: SEEGER/DPA Der Vorstandsv­orsitzende Dietmar Beiersdorf­er schweigt zur Trainerfra­ge. Dabei soll das Aus von Bruno Labbadia beim Hamburger SV längt besiegelt sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany