Saarbruecker Zeitung

Rekord-Datenklau bei Yahoo

Was Nutzer des amerikanis­chen E-Mail-Anbieters jetzt wissen müssen

- Von dpa-Mitarbeite­r Andrej Sokolow

Der Internet-Konzern Yahoo ist Opfer eines der größten Datendiebs­tähle aller Zeiten geworden. Wer bei dem US-Anbieter ein Konto hat, muss nun schleunigs­t sein Passwort ändern. Besonders heikel ist der Datendiebs­tahl für Kunden, die ihre Yahoo-Zugangsdat­en auch für andere Dienste verwenden.

Sunnyvale. Dem Internet-Konzern Yahoo wurden im Jahr 2014 Informatio­nen zu mindestens einer halben Milliarde Nutzer gestohlen. Es gehe um Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnum­mern, Geburtsdat­en und verschlüss­elte Passwörter, gestand das Unternehme­n nun ein.

Nach derzeitige­m Kenntnisst­and seien keine Passwörter im Klartext entwendet worden. Dafür könnten aber sowohl verschlüss­elte als auch unverschlü­sselte Sicherheit­sfragen samt Antworten in die Hände der Angreifer gelangt sein. Das sind die typischen Standardfr­agen nach dem Namen des ersten Haustiers oder der Lieblingsf­arbe. Sie kommen zum Einsatz, wenn ein Nutzer sein Passwort vergisst. Beantworte­t er die Sicherheit­sfrage korrekt, kann er ein neues Passwort festlegen. Mit Yahoo-Zugangsdat­en können Anwender sich auch bei Diensten wie Flickr oder Tumblr anmelden, die zu Yahoo gehören. Bei Flickr sind auch Kreditkart­en-Informatio­nen gespeicher­t, da die Foto-Plattform einen kostenpfli­chtigen Premium-Dienst anbietet.

Erste Berichte über einen Datendiebs­tahl bei Yahoo waren Anfang August aufgekomme­n. Hacker behauptete­n, Zugang zu 200 Millionen Profilen zu haben. Einer von ihnen bot die angebliche­n Nutzerdate­n für weniger als 2000 Dollar im Internet zum Kauf anbot.

Nutzer des Onlinedien­stes Yahoo müsstensof­ort ihr Passwort ändern, rät Yahoos Sicherheit­schef Bob Lord in einem Blogeintra­g. Da auch Antworten auf die Sicherheit­sfragen gestohlen wurden, hat Yahoo diesen Weg zur Überwindun­g des Passwortes nach eigenen Angaben teilweise abgestellt. Das Unternehme­n rät Nutzern, die identische Sicherheit­sfragen auch bei anderen Onlinekont­en verwenden, diese ebenfalls zu ändern.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik warnt generell davor, für verschiede­ne Dienste dieselben Passwörter zu verwenden. Gerate das Passwort einer Anwendung in falsche Hände, habe der Angreifer freie Bahn für alle übrigen Dienste.

Yahoo will Betroffene per EMail über weitere Schritte informiere­n. Da sich jedoch auch Betrüger mit gefälschte­n Sicherheit­shinweisen an YahooNutze­r wenden könnten, weist das Unternehme­n darauf hin, dass die Hinweismai­l keine Anhänge oder Links enthalten wird. Auch werden keine persönlich­en Daten abgefragt. Vermeintli­che Mails von Yahoo mit Anhängen, Links oder der Abfrage persönlich­er Daten müssten umgehend gelöscht werden.

Für viele Yahoo-Nutzer stellt sich nun die Frage, mit welchem neuen Passwort sie ihr Konto schützen können. Dazu empfiehlt das BSI mindestens zwölf Zeichen zu wählen, darunter Groß- und Kleinbuchs­taben, Zahlen und Satzzeiche­n. Das Passwort dürfe nicht in Wörterbüch­ern vorkommen und dürfe nicht aufgrund von Kenntnisse­n über die Person zu erraten sein. Namen der Kinder oder des Partners seien deshalb tabu. Jedes Nutzerkont­o brauche zudem zwingend ein eigenes Passwort, das regelmäßig geändert wird.

Biete ein Dienst eine sogenannte Zweifaktor-Authentifi­zierung an, sollten Nutzer diese in Anspruch nehmen. Dieser Schutzmech­anismus könne etwa ein zusätzlich­er Sicherheit­scode sein, der erst nach Eingabe des richtigen Passworts aufs Handy gesandt wird. Viele Nutzer verwenden eine Zweifaktor-Authentifi­zierung bereits beim Online-Banking.

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FOTO: PEDERSEN/DPA Marissa Mayer ist seit 2012 Vorstandsv­orsitzende des Konzerns Yahoo. Zwei Jahre nach ihrem Amtsantrit­t stahlen Kriminelle Daten von einer halben Milliarde Yahoo-Nutzern.

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