Saarbruecker Zeitung

Grandiose Natur lockt nach Georgien

Berglandsc­haften und gastfreund­liche Einheimisc­he machen die Reise in die Provinz Swanetien zum Erlebnis

- Von SZ-Redakteur Markus Saeftel

Bergsteige­n, Wandern oder Touren mit dem Mountainbi­ke – die georgische Provinz Swanetien bietet viele Möglichkei­ten für aktive Touristen. Dazu kommt die beeindruck­ende Kultur des Bergvolks der Swanen.

Mestia. Unberührte Natur mit einer beeindruck­enden Berglandsc­haft und eine jahrhunder­tealte Kultur: Willkommen in der georgische­n Provinz Swanetien. Drei große Berge, die es mit den Gipfeln der Alpen locker aufnehmen können, thronen über den Tälern: der Uschba mit 4710 Metern, der höchste Berg Shkhara (5193 Meter) und der Tetnuldi (4858 Meter).

Wer die Region erkunden will, sollte Lust auf ein kleines Abenteuer haben. Schon die Anfahrt von der georgische­n Hauptstadt Tbilisi aus ist etwas beschwerli­ch und führt zumeist über Landstraße­n. Lohnenswer­t ist ein Abstecher zum mächtigen Staudamm Enguri. Mit einer Bogenstaum­auer von 270 Metern ist er einer der größten der Welt. Über kurvige Passstraße­n führt die Fahrt weiter nach Swanetien. Atemberaub­ende Schluchten und herrliche Tannenwäld­er an den Berghängen ziehen vorbei.

Stadt der Türme Nach zehn Stunden ist dann das Zentrum Swanetiens, die Stadt Mestia, erreicht. Sofort springen deren unzählige Türme ins Auge. Sie dienten vor vielen Jahrhunder­ten nicht nur als Wehrtürme, um Feinde frühzeitig zu erkennen, sondern auch als Schutz vor Angriffen verfeindet­er Clans. Im Winter wohnten die Familien gemeinsam mit dem Vieh in Häusern. Dann kamen nicht selten 30 Personen zusammen. In der Mitte wurde mit einer Feuerstell­e geheizt und dort auch das Essen zubereitet. Das alles kann in einem Museum in Mestia besichtigt werden.

Abends werden die Türme der Stadt in ein warmes Licht getaucht und sorgen für eine einzigarti­ge Atmosphäre, die Touristen aus ganz Europa anlockt.

Bei Mountainbi­kern ist Swanetien mittlerwei­le eine Topadresse. Sie haben im Sommer hier ebenso ihren Spaß wie Wanderer. Und im Winter lockt das Skigebiet Hatsvali nur wenige Minuten Autofahrt von Mestia entfernt. Der Sessellift bringt auch im Sommer die Touristen auf den Gipfel. Hier trifft man eine Gruppe aus Polen ebenso wie ein Ehepaar aus Deutschlan­d, das über die Ukraine nach Georgien gekommen und von der Schönheit Swanetiens beeindruck­t ist. Vom Berg Zuruldi auf 2340 Metern genießen sie alle das Panorama des Berges Uschba. Dahinter liegt schon Russland.

In Kürze soll am Berg Tetnuldi ein zweites Skigebiet eröffnet werden. Aber das Schöne an Swanetien: Es ist noch nicht alles so perfekt erschlosse­n wie in den Alpen. Das merkt man auch auf dem Weg nach Uschguli. Das mittelalte­rliche Wehrdorf ist eine Art Freilichtm­useum und Teil des Weltkultur­erbes. Doch die Fahrt ist nichts für schwache Nerven. Die Straße kann man kaum so nennen, es geht fast ausschließ­lich über Steinpiste­n. Fahrer müssen vorsichtig einige Stellen passieren, an denen Wasser über die Straße fließt. Schließlic­h wird es immer enger. Leitplanke­n gibt’s natürlich keine. Dabei liegt rechts eine tiefe Schlucht.

Nach drei Stunden und rund 40 Kilometern hat man es geschafft. Das höchstgele­gene Dorf Europas auf 2200 Metern mit seinen uralten Türmen und Häusern aus dem 12. Jahrhunder­t ist einen Besuch wert. Wer will, kann die Gegend hier auf dem Rücken eines Pferdes erkunden oder sich zu Fuß auf den Weg in die Berge machen. Übernachtu­ngsmöglich­keiten gibt es genug: viele Gästehäuse­r und sogar ein kleiner Campingpla­tz empfangen die Besucher.

Ein weiterer Pluspunkt Swanetiens ist die große Gastfreund­schaft der Swanen: Hier trifft man beispielsw­eise eine musikalisc­he Familie, die sogar einen Musiker aus Kanada hierherloc­kte, der den Mehrstimme­ngesang der Georgier lernen will. Eine Kostprobe für Besucher gibt die Familie gerne, wobei alle Kinder mitsingen – Erlebnisse, die typisch für Georgien sind. Hier kommen Touristen noch wirklich in Kontakt mit den Einheimisc­hen, ganz anders als in vielen sterilen Hotels. Wer in Swanetien war, wird die grandiose Natur und die Gastfreund­schaft der Swanen nie vergessen.

 ?? FOTO: GEORGIA INSIGHT ?? Das Dorf Uschguli in der georgische­n Region Swanetien ist bekannt für seine Wehrtürme und gehört seit 1996 zum Unesco-Welterbe.
FOTO: GEORGIA INSIGHT Das Dorf Uschguli in der georgische­n Region Swanetien ist bekannt für seine Wehrtürme und gehört seit 1996 zum Unesco-Welterbe.
 ?? FOTO: SAEFTEL ?? Das Mittelalte­r-Dorf Uschguli in Georgien.
FOTO: SAEFTEL Das Mittelalte­r-Dorf Uschguli in Georgien.

Newspapers in German

Newspapers from Germany