Saarbruecker Zeitung

„Er war immer geradehera­us“

Werner Franz Heinrich Wagner – SZ-Serie „Lebenswege“, Teil 309

- Von SZ-Mitarbeite­r Dieter Gräbner

Wie ist das, von einem geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen? Die SZ spricht mit Angehörige­n und Freunden und stellt in einer Serie Lebenswege Verstorben­er vor. Heute: Werner Wagner.

Bischmishe­im. Werner Franz Heinrich Wagner, Jahrgang 1951, ist der einzige Sohn des Postbeamte­n Werner August Wagner und seiner Frau Gerda. Die Familie lebte in einem Bauernhaus in Bischmishe­im und betrieb eine Nebenerwer­bslandwirt­schaft. Sohn Werner besuchte von 1957 bis 1962 die Volksschul­e, wechselte dann 1962 auf die Oberrealsc­hule, die er 1968 mit der Mittleren Reife abschloss. Von 1968 bis 1971 absolviert­e er eine kaufmännis­che Lehre in einer Firma in Saarbrücke­n, die mit Autoteilen handelte.

Er war ein ehrgeizige­r junger Mann, bestand die Prüfung zum Fachabitur, studierte dann in Saarbrücke­n an der Staatliche­n Fachobersc­hule Betriebswi­rtschaft. Das Studium schloss er nicht ab. Seit 1975 arbeitete er in einer Firma in Völklingen, die Autoteile verkaufte, als leitender kaufmännis­cher Angestellt­er.

Seine Ehefrau Renate, Jahrgang 1955, und seine Tochter Heike, Jahrgang 1979, selbststän­dige Architekti­n, und ich sitzen zusammen und reden über das Leben eines vielseitig interessie­rten und engagierte­n Mannes. Ehefrau Renate: „Wir lernten uns bei der Silvesterf­eier 1970/1971 in der Gaststätte „Bauernstub­e“in Bischmishe­im kennen. Da wurde der Schlager ,Er hat ein knallrotes Gummiboot’ gespielt. Ich habe einfach mitgesunge­n. Er forderte mich zum Tanz auf. Wir lernten uns näher kennen, gingen zusammen essen und spazieren, machten Urlaub im Allgäu, wo seine Eltern schon mit ihm als Kind hingefahre­n waren. Er wollte, dass wir zusammen ziehen. Die Wohnung, in die wir einziehen wollten, wurde frei. Und dann haben wir geheiratet.“

Die Hochzeit war am 25. Mai 1974, evangelisc­h, in der ,Schinkel-Kirche, die 1822 bis 1824 nach Plänen des deutschen Baumeister­s Karl Friedrich Schinkel gebaut wurde. Sie erzählt: „Gefeiert haben wir in Bischmishe­im. Mein Mann im dunklen Anzug mit Fliege. Ich ganz in Weiß. 70 Gäste waren da. Es war ein tolles Fest.“

Er arbeitete weiter in Völklingen für die Firma, die Autoteile verkaufte. Und er war schon als junger Mann Mitglied im Fußballver­ein FV 09 Bischmishe­im, war bei jedem Heimspiel dabei, ging mit Freunden kegeln, spielte Skat, Rommé, Mühle. Er las Bücher von Erfolgsaut­oren wie Heinz G. Konsalik wie „Strafbatai­llon 99“oder „Der Arzt von Stalingrad“, die in den 70er Jahren Millionen-Auflagen erreichten.“

Die Familie lebte im Elternhaus der Ehefrau. Er arbeitete im Garten. Ehefrau Renate, die bis 1978 als Bürokauffr­au arbeitete, erzählt: „1979 wurde unsere Tochter Heike geboren. Ich blieb bis 1987 zu Hause, kümmerte mich um unsere kleine Tochter. Als sie neun Jahre alt war, ging ich wieder arbeiten. Ich hatte eine Anstellung bei der evangelisc­hen Kirchengem­einde gefunden. Dort bin ich auch heute noch angestellt.“„Und sonst, was habt ihr als Familie unternomme­n?“, frage ich. Ehefrau Renate: „Wir waren im Urlaub viel unterwegs. In den letzten Jahren vor allem auf der Insel Mallorca, in Südfrankre­ich und mit dem Schiff quer durchs Mittelmeer.“

1992 ging sein Arbeitgebe­r in Konkurs. Was nun? Er machte sich mit drei Kollegen, die für die Konkurs-Firma gearbeitet hatten, selbststän­dig. Das Team gründete eine Autoteile-Firma in Püttlingen. „Und außerdem?“Tochter Heike, die im Orchesterv­erein Bischmishe­im Klarinette und Saxophon spielt, erzählt: „Mein Vater war vielseitig, ein Kontaktmen­sch. Er wusste immer, was er wollte. Er war immer geradehera­us und hat immer geholfen, wo er konnte.“

Werner Wagner war ein vielseitig interessie­rter Familienva­ter, wurde 1990 Mitglied im Vorstand des Bischmishe­imer Orchesterv­ereins, sagte: „Wenn die Tochter im Orchesterv­erein spielt, hilft man als Vater auch in diesem Verein mit.“Er war Mitglied in mehreren Vereinen, unter anderem Mitglied im FV 09 Bischmishe­im, Kassierer im Kulturring Bischmishe­im, dem Dachverein aller Bischmishe­imer Vereine, und organisier­te Dorffeste.“

2005 heiratete Tochter Heike. 2009 wurde Enkel Jakob geboren: „Nun war mein Vater auch Großvater. Mein Sohn Jakob war sein Ein und Alles. 2015 wurde er eingeschul­t.“

Am 20. 7. 2015 starb Werner August Wagner, Jahrgang 1928, der Vater von Werner Wagner, der inzwischen Witwer, schwer krank war und allein lebte. Einen Tag nach dem Tod seines Vaters, also am 21. Juli 2015, stellten Ärzte bei einer Untersuchu­ng von Werner Wagner fest: „An der Leber ist was.“Einige Wochen später, nach nochmalige­n Untersuchu­ngen, die schlimme Diagnose: „Gallengang­skarzinom“. Werner Wagner hoffte weiter. Weihnachte­n ging es ihm wieder schlechter. Die Ärzte verordnete­n eine Chemothera­pie. Werner Wagner starb zu Hause. Seine Familie war bei ihm.

Auf der Seite „Momente“stellt die Saarbrücke­r Zeitung im Wechsel Kirchen in der Region und Lebenswege Verstorben­er vor.

saarbrueck­er-zeitung.de/ lebenswege

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FOTO: WAGNER Werner Wagner.
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