Sprungbrett zum Job beim Nachbarn
Binationale Vermittlungsbüros bringen über die Hälfte ihrer Kunden wieder in Arbeit
Seit drei Jahren läuft die deutsch-französische Arbeitsvermittlung. Individuelle Weiterbildungsangebote sollen die Arbeitslosen helfen, im Nachbarland eine Stelle zu finden. Doch sie bieten auch für die Jobsuche im eigenen Land Vorteile.
Straßburg. Ein 56-jähriger Geschäftsführungsassistent, der in Frankreich entlassen wird und nach einer sechsmonatigen Umschulung eine feste Stelle als Zugführer in Deutschland bekommt: Das ist eines der Beispiele, die Michèle Lailler-Beaulieu, Regionaldirektorin der Arbeitsverwaltung Pôle emploi in der Region Grand Est, für den Erfolg der deutsch-französischen Arbeitsvermittlung anführt. Seit 2013 wurden 5926 Menschen in einer der fünf binationalen Vermittlungsstellen entlang der Grenze beraten. Über die Hälfte von ihnen (56 Prozent) hat wieder einen Job, darunter 77 Prozent einen unbefristeten oder befristeten Vertrag von mehr als sechs Monaten.
Nicht alle Arbeitssuchenden bräuchten für eine berufliche Zukunft im Nachbarland eine komplette Umschulung wie der frischgebackene Zugführer. Manchmal reicht auch ein einfaches Bewerbungstraining, erklärt Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion der Arbeitsagentur für das Saarland und Rheinland-Pfalz. Denn da gehen die Erwartungen von Arbeitgebern beiderseits der Grenze weit auseinander. „Während der Lebenslauf in Frankreich auf eine Seite passen muss und sich auf die wichtigsten Eigenschaften und Erfahrungen beschränkt, ist sein Pendant auf dem deutschen Markt viel detaillierter“, gibt Schulz ein Beispiel. In ihrem Gebiet haben 420 Menschen an grenzüberschreitenden Weiterbildungen teilgenommen.
Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit
Finanziert wurden sie von der französischen Seite. Mit knapp zehn Prozent Arbeitslosigkeit hat die Region Grand Est hohes Interesse daran, Menschen auch hinter die Grenze in Arbeit zu bringen. Doch französische Arbeitslose, die zum Beispiel in einem solchen Kurs Deutsch lernen, steigern auch ihre Chancen in ihrem Heimatland. „In Saargemünd oder in Metz sind Deutschkenntnisse für die Arbeitssuche von großem Vorteil“, sagte Schulz.
Im Saarland arbeiten zurzeit 17 757 französische Grenzgänger. Sie sind vor allem in der Industrie (44 Prozent) tätig. Nach Baden-Württemberg pendeln täglich über 22 000 Franzosen. „30 Prozent unsere Belegschaft kommt aus dem Elsass“, berichtet Birgit Bachimont, Personal-Chefin im Europa-Park (Rust). Die meisten kämen über die binationalen Vermittlungsstellen. Und Mitarbeitern mit dem passenden Profil, aber Sprach- oder Mobilitätsproblemen, komme das Unternehmen entgegen – mit eigenen Sprachkursen nach dem Dienst und einer Plattform zur Organisation von Mitfahrgelegenheiten.