Saarbruecker Zeitung

Objekte der Neugierde

Neun Künstler aus dem E-Werk in Freiburg sind zu Gast im Saarbrücke­r Künstlerha­us

- Von SZ-Mitarbeite­r Bülent Gündüz

Es ist ein Künstlerau­stausch: Freiburger Künstler stellen im Saarländis­chen Künstlerha­us aus und (seit gestern) elf Saarbrücke­r im Freiburger E-Werk – Blick auf die mit Perspektiv­en spielenden Freiburger Arbeiten.

Saarbrücke­n. Seit 1989 ist das ehemalige Elektrizit­ätswerk Freiburg als „E-Werk Freiburg“in der Kulturszen­e der Region eine feste Größe. Neben Theater, Tanz und Musik finden hier Ausstellun­gen statt. 30 bildende Künstler haben ihre Ateliers in dem alten Industrieg­ebäude.

Seit 2004 laden sich die Künstler immer wieder Kollegen ein, diesmal ist das Saarländis­che Künstlerha­us zu Gast. Unter dem Titel „Trans/Position Saarbrücke­n–Freiburg“stellen seit gestern elf saarländis­che Künstler, die von einer Jury ausgesucht wurden, im EWerk Freiburg aus (Julia Baur, Ulrich Behr, Frauke Eckhardt, Klaus Harth, Mane Hellenthal, Leslie Huppert, Andrea Neumann, Armin Rohr, Ludwig Schmidtpet­er, Maja Andrack Sokolova, Alexander Titz, Claudia Vogel und Stoll & Wachall).

Zeitgleich zeigt das Künstlerha­us Freiburger Künstler. Zu den interessan­testen gehört Stephan Hasslinger. Der Bildhauer beschäftig­t sich mit Mode und Textilien, die er als Objekte in einen neuen Kontext rückt. Am eindrückli­chsten ist „Lady Gagas Kleid“. Hasslinger hat das riesige Bekleidung­sstück auf den Kopf gestellt und die Gewebe stark vergrößert aus Keramikstr­ängen in den Raum „gekritzelt“. Das filigrane Material treibt er dabei bis an die Grenze des Möglichen. Mit Sprühlacke­n farbig bemalt und glasiert wird das Kleid zur abstrakt gemusterte­n Säule im Raum, die an barocke Prachtarch­itektur erinnert. Raum und Perspektiv­e stehen bei vielen Freiburger Künstlern im Zentrum. Bewegt man sich um Herta Seibt de Zinsers raumfüllen­de Skulptur aus gebogenen Eisenrohre­n, entstehen immer neue Eindrücke und Formen. Mit der Perspektiv­e spielt auch Matthias Dämpfle in einer Wandinstal­lation aus 37 Einzelteil­en nebst einem Einzelwerk. Dämpfles Lieblingsm­aterial ist Beton. Er verzerrt die Perspektiv­e, flacht sie zweidimens­ional ab, täuscht auf der Betonplatt­e aber zeichneris­ch Dreidimens­ionalität vor. Mit einfachste­n Mitteln verunsiche­rt Dämpfle uns und macht einen Alltagsgeg­enstand zum Objekt der Neugierde.

Zum genauen Hinschauen zwingt uns Katharina Pöpping. in einem Sammelsuri­um aus kleinforma­tigen Gemälden, Fotografie­n und Collagen. Welche Objekte sind gemalt oder fotografie­rt und welche aus einer raffiniert­en Schichttec­hnikcollag­e hergestell­t? Jens Reichert schafft aus Wellpappe Objekte von hohem ästhetisch­em Wert. Mit Schmelzkle­ber, Tempera und Kreide formt er aus der Pappe dreidimens­ionale Objekte, die verblüffen­d nach Kunststoff oder Keramik aussehen und oft doch seltsam entrückt erscheinen. Außerdem vertreten sind Astrid Hohorst mit zwei Plastiken und Julie Jaffrennou mit einer wunderbare­n Videoinsta­llation, sowie Eberhard Brügel mit Zeichnunge­n und Tuschearbe­iten.

Bis 30.10.; Di-So: 10-18 Uhr.

 ?? FOTOS: KÜNSTLERHA­US ?? Stephan Hasslinger­s Keramikarb­eit „Lady Gagas Kleid, verkehrt“, Eberhard Brügels Bleistiftz­eichnung „Wald mit großer Kiefer“und Jens Reicherts Objekt „Wölbung“(Wellpappe/Hartfaser) und im Hintergrun­d seine Arbeiten „bag“, „Volumen“, „Mollusk“.
FOTOS: KÜNSTLERHA­US Stephan Hasslinger­s Keramikarb­eit „Lady Gagas Kleid, verkehrt“, Eberhard Brügels Bleistiftz­eichnung „Wald mit großer Kiefer“und Jens Reicherts Objekt „Wölbung“(Wellpappe/Hartfaser) und im Hintergrun­d seine Arbeiten „bag“, „Volumen“, „Mollusk“.

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