Saarbruecker Zeitung

Oettinger: Europa muss 500 Milliarden in IT-Technik investiere­n

EU-Digital-Kommissar fordert gemeinsame Standards – Wirtschaft­sgespräche der CDU-Bundestags­fraktion in Saarbrücke­n

- Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

Europa braucht eine gemeinsame Forschungs­plattform, um Ideen, die in der IT-Wirtschaft geboren werden, schneller zu Produkten zu machen. Das forderte EU-DigitalKom­missar Günther Oettinger bei einer Tagung in Saarbrücke­n.

Saarbrücke­n. Um in Europa eine leistungsf­ähige digitale Infrastruk­tur zu schaffen, die eine superschne­lle, auch grenzübers­chreitende Übermittlu­ng von Daten und Informatio­nen ermöglicht, sind rund 500 Milliarden Euro an Investitio­nen nötig. Diese Auffassung vertrat der EUKommissa­r für digitale Wirtschaft und Gesellscha­ft, Günther Oettinger (CDU), bei den Wirtschaft­sgespräche­n der CDUBundest­agsfraktio­n, die wegen des bevorstehe­nden nationalen IT-Gipfels der Bundesregi­erung in Saarbrücke­n stattfande­n.

Nadine Schön, stellvertr­etende Vorsitzend­e der CDU-Bundestags­fraktion, verwies darauf, dass alleine die Bundesregi­erung in der laufenden Legislatur­periode rund vier Milliarden Euro an Fördergeld­ern in die Hand nimmt.

Nach Ansicht von Oettinger brauchen Europa und Deutschlan­d vor allem eine gemeinsame Forschungs-Plattform, um Ergebnisse schneller zu Produkten machen zu können. Europa laufe hier Gefahr, gegenüber den USA und Asien ins Hintertref­fen zu geraten. Eine weitere europäisch­e Plattform solle dazu dienen, gemeinsam Sicherheit­s-Architektu­ren gegen Cyber-Kriminalit­ät im Internet zu entwickeln. Mit solchen Plattforme­n könne Deutschlan­d auch Wertschöpf­ung im Land halten. Zudem brauche Europa gemeinsame Standards – auch im Mobilfunk.

Kanzleramt­schef Peter Altmaier ist sicher, dass bald neue Trends wie das selbstfahr­ende Auto und auch Pflegerobo­ter ganz natürlich zum Alltag gehören. Letztere könnten auch älteren Menschen zuhause eine gewisse Mobilität bis in das hohe Alter sichern. Denn so viele Krankensch­western, wie man dazu bräuchte, könne man gar nicht ausbilden. Seiner Ansicht nach braucht Deutschlan­d zudem eine Mobilitäts­plattform, auf der man künftig individuel­l alle mobilen Wünsche anmelden kann, wenn man sie gerade benötigt: vom selbstfahr­enden Auto als Taxi bis hin zum Fahrrad. Zu den größten Herausford­erungen der Digitalisi­erung gehört für Altmaier die Realisieru­ng einer bürgernahe­n Verwaltung – die Menschen müssten viele Vorgänge auch von zuhause aus erledigen können.

Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r betonte, Digitalisi­erung mache nur Sinn, wenn auch klar sei, was der Taxifahrer künftig macht. Für diese Aussage erhielt sie viel Applaus von den rund 400 Zuhörern. Auch Christian Weber, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Karlsberg-Brauerei, ließ durchblick­en, dass es in der Belegschaf­t Ängste über die Auswirkung­en der Digitalisi­erung gibt. ,,Werde ich künftig noch gebraucht“?, fragten sich viele, zumal die Auswirkung­en so weit gingen, dass womöglich selbst der Braumeiste­r die Anlagen von zu Hause elektronis­ch bedienen könne.

Michael Backes, Chef des Kompetenzz­entrums für IT-Sicherheit (Cispa) an der Saar-Universitä­t, plädierte dafür, die Gründer mit digitalen Ideen, Produkten und Dienstleis­tungen deutlich besser fördern, auch finanziell. Das gelte auch für die Risikobere­itschaft der Banken. Hier sei Amerika weit voraus. Alleine aus der renommiert­en Stanford University in Kalifornie­n, mit der das Saarland gerade eine umfassende Kooperatio­n begonnen hat, seien in den vergangene­n Jahren rund 35 000 Ausgründun­gen hervorgega­ngen.

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Günther Oettinger

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