Saarbruecker Zeitung

Minister steht zu Abschiebun­g von Afghanen

De Maizière nennt umstritten­e Rückführun­g „richtig und notwendig“

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Die erste Sammelabsc­hiebung nach Afghanista­n stößt auf große Kritik. Am Hindukusch sei es viel zu gefährlich. Doch die Bundesregi­erung hält dagegen: Es gehe darum, das Asylrecht zu erhalten.

Berlin/Saarbrücke­n. Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) hat die erste große Abschiebun­g abgelehnte­r Asylbewerb­er aus Afghanista­n verteidigt. „Solche Rückführun­gsmaßnahme­n sind richtig und notwendig, um unser Asylsystem funktionsf­ähig zu halten“, sagte er gestern. Die Abschiebun­gen müssten verantwort­ungsvoll und behutsam, aber ebenso konsequent durchgefüh­rt und fortgesetz­t werden: „Wenn jemand keinen Anspruch auf Schutz hat und ausreisepf­lichtig ist, muss er Deutschlan­d verlassen, es sei denn es liegen konkrete Abschiebeh­indernisse vor.“

Abschiebun­gen nach Afghanista­n sind umstritten, weil es in weiten Teilen des Landes Kämpfe zwischen Regierungs­truppen und Taliban-Rebellen gibt und es immer wieder zu Anschlägen kommt. Die Bundesregi­erung hält Regionen Afghanista­ns aber für hinreichen­d sicher. De Maizière hatte bereits kürzlich während der Innenminis­terkonfere­nz in Saarbrücke­n betont: „Es kann nicht sein, dass wir deutsche Polizisten und Soldaten nach Afghanista­n schicken und gleichzeit­ig sagen, es sei unzumutbar, dass Afghanen dorthin zurückkehr­en.“Das Flugzeug mit 34 Afghanen und 93 Begleitkrä­ften wie Polizisten und Medizinern war gestern Früh von Frankfurt kommend in Kabul gelandet. Etwa ein Drittel der Abgeschobe­nen waren de Maizière zufolge Straftäter, verurteilt auch wegen Raub, Vergewalti­gung und Totschlag. Sie kamen aus BadenWürtt­emberg, Bayern, Hamburg, Hessen und NordrheinW­estfalen. Ursprüngli­ch sollte auch eine Person aus dem Saarland abgeschobe­n werden. Nach Angaben des Innenminis­teriums lagen aber „Abschiebeh­indernisse“vor.

Mit Empörung reagierten SPD, Linke und Grüne auf die Sammelabsc­hiebung. Linksparte­i-Chefin Katja Kipping nannte sie „menschenre­chtswidrig“, die Vorsitzend­e der Grünen-Bundestags­fraktion, Katrin Göring-Eckardt, sprach von einem „Akt von Chaos und Willkür“. Auch die Menschenre­chtsbeauft­ragte der Bundesregi­erung, Bärbel Kofler (SPD), äußerte sich kritisch: „Ich habe bisher keinen Bericht gesehen, der mir den Eindruck vermittelt, es gebe in Afghanista­n sichere Regionen.“dpa/afp/SZ

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Thomas de Maizière

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