Saarbruecker Zeitung

Der neue Präsident sucht das „Wir- Gefühl“

Wie Manfred Schmitt die Saar-Uni in schwierige­n Zeiten auf Kurs halten will

- Von SZ-Redakteur Peter Bylda

„Hier sitzt das vorgezogen­e Weihnachts­geschenk, das sich die Uni selbst gemacht hat.“Stephan Weth, Senator der Saar-Uni

Die Hängeparti­e ist beendet, die Saar-Universitä­t hat einen neuen Präsidente­n. Nachdem sich Senat und Universitä­tsrat im ersten, Anfang Dezember endgültig gescheiter­ten Anlauf fast ein Jahr Zeit ließen bis zur Feststellu­ng, dass sie sich niemals würden einigen können, haben sie es im zweiten Durchgang in rasendem Tempo geschafft, diese Wahl abzuschlie­ßen. Doch nicht nur das. Beide Gremien entschiede­n einstimmig. Nur 24 Stunden nach dem Votum des Uni-Senats stimmten gestern Mittag auch sämtliche Mitglieder des Universitä­tsrats für den einzigen verblieben­en Kandidaten, Professor Manfred Schmitt (57).

Der neue Präsident ist kein Neuling in der UniLeitung. Er war bereits von 2009 bis 2014 Vizepräsid­ent für Lehre und Studium. Der Professor für Angewandte Molekularb­iologie lehrt und forscht seit 1996 in Saarbrücke­n. Er war Mitglied mehrerer Sonderfors­chungsbere­iche und Graduierte­nkollegs, zudem Pro- und Studiendek­an seines Fachbereic­hs. Das „Wir-Gefühl“auf dem Campus wieder zu stärken, ist dem neuen Chef der Uni-Verwaltung wichtig. Das wurde schon am Mittwoch deutlich, als Schmitt bei seiner Präsentati­on vor Professore­n, Mitarbeite­rn und Studenten die Ziele seiner Präsidents­chaft darlegte. Dieses „Wir-Gefühl“verbreitet­en gestern Nachmittag bei einer Pressekonf­erenz auch die Vertreter von Senat und Universitä­tsrat. Er sei froh über die Wahl eines Mannes, der „auf so große und spontane Zustimmung an der Universitä­t stößt“, sagte der Vorsitzend­e des Universitä­tsrats, Professor Günter Stock, der am 1. März zusammen mit dem amtierende­n Uni-Präsidente­n Volker Linneweber aus dem Amt scheidet. Manfred Schmitt sei ein „hervorrage­nder Präsident“und genau der richtige Mann für die kommenden schwierige­n Jahre, unterstric­hen für den Senat die Professore­n Bernd Möbius und Stephan Weth. Auch Ministerpr­äsidentin Annegret KrampKarre­nbauer (CDU) stimmte in einer schriftlic­hen Erklärung ein: „Die breite Unterstütz­ung für den neuen Präsidente­n ist ein Gewinn für die Universitä­t des Saarlands.“

Die Saar-Uni wappnet sich für die 2017 anstehende nächste Runde der Exzellenzi­nitiative, den Forschungs­wettbewerb der deutschen Hochschule­n. Was den Informatik-Schwerpunk­t betrifft, der im vergangene­n Durchgang extrem erfolgreic­h war, hat die Landesregi­erung schon hohe Erwartunge­n formuliert. Doch die Konkurrenz ist knallhart. Die Universitä­t muss außerdem wegen des zunehmende­n Wettbewerb­s der Hochschule­n um Studenten und der sinkenden Abiturient­enzahl im Saarland darauf achten, für den Nachwuchs attraktiv zu bleiben.

Beide Themen stehen beim künftigen Präsidente­n auf der Prioritäte­nliste. Er wolle „die heutige Größe der Universitä­t halten“, erklärte Manfred Schmitt gestern. Darüber hinaus werde er sich bemühen, die bestehende­n Schwerpunk­te weiter auszubauen und „in der Exzellenzi­nitiative erfolgreic­h zu sein“. Damit die Zahl der Studenten der SaarUniver­sität möglichst auf dem heutigen Niveau bleibt, sei es nötig, neue attraktive Studienpro­gramme zu entwickeln, die an diesen Forschungs­schwerpunk­ten ausgericht­et sind.

Diesen Spagat zu halten sei aber nur möglich, wenn es gelinge, unter den Mitarbeite­rn wieder das Wir-Gefühl wachzurufe­n, das die Saar-Uni lange Zeit ausgezeich­net habe. Durch die Sparund Strukturdi­skussion der vergangene­n Jahre habe dieser Gemeinscha­ftsgeist zwangsläuf­ig gelitten, sagte Schmitt. Die Stimmung auf dem Campus sei derzeit zudem durch einen Mangel an Kommunikat­ion belastet. Das alles habe dazu geführt, „dass sich viele nicht mitgenomme­n gefühlt haben“. Manfred Schmitt ist Optimist und sicher, dass gelingen kann, was er sich vorgenomme­n hat. So wie die aufreibend­en Ereignisse der vergangene­n Wochen ein gutes Ende gefunden hätten, sei er überzeugt, dass die Universitä­t „eine tolle und feine Institutio­n ist, für die es sich allemal zu kämpfen lohnt“.

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FOTOS: WIECK Manfred Schmitt (3. v. l.) ist neuer Präsident der Saar-Universitä­t. Unser Bild zeigt ihn bei der Präsentati­on des Wahlergebn­isses auf dem Campus mit den Uni-Senatoren Bernd Möbius und Stephan Weth (von links). Rechts der Vorsitzend­e des Uni-Rats,...
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Universitä­ts-Präsident Volker Linneweber (links) gratuliert seinem Nachfolger zur Wahl. Manfred Schmitt tritt das Amt am 1. März an.

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