Saarbruecker Zeitung

Letzter Halt vor dem Fiasko

Nach dem Wahl-Krimi muss die Saar-Uni endlich zur Ruhe kommen

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Endlich – die SaarUniver­sität hat ihren nächsten Präsidente­n. Fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Ausschreib­ung des Spitzenamt­es auf dem Campus ist es Senat und Hochschulr­at gelungen, nicht nur gemeinsam einen Kandidaten zu nominieren, sondern ihn auch zu wählen. Am Ende ist die Uni damit gestern um Haaresbrei­te einer Situation entronnen, die sich zu einem kapitalen Imageschad­en hätte auswachsen können. Fatal in einer Zeit, in der volle Kraft und Konzentrat­ion beim Forschungs­wettbewerb der Exzellenzi­nitiative und bei den neuen Förderprog­rammen des Bundes verlangt sind. Fatal auch an einer Hochschule, an der nach drei Jahren Dauerdisku­ssion um Struktur- und Sparprogra­mme endlich wieder Ruhe einkehren muss.

Auch wenn die Details des Präsidente­n-Dramas bald dem Vergessen anheimfall­en, wird der Vorgang doch Spuren hinterlass­en, die nicht so schnell verblassen. Die Art und Weise, wie auf dem Saarbrücke­r Campus zwei ausdrückli­ch als präsidiabe­l eingestuft­e Kandidaten verschliss­en wurden, dürfte potenziell­e Interessen­ten bei künftigen Wahlen nicht gerade zu einer Bewerbung animieren. Dass der Saarbrücke­r Gremien-Krimi beim Studentenn­achwuchs langfristi­g Eindruck hinterläss­t, darf man bezweifeln. Doch mehrt er eben auch nicht das Ansehen der Universitä­t des Saarlands, die in ihren Spezialdis­ziplinen wie Informatik und

GLOSSE Pharmazie zwar als top gilt, aber trotzdem mächtig rudern muss, um im Meer der mittelgroß­en Unis als attraktive­r akademisch­er Standort wahrgenomm­en zu werden. Das Beratungsu­nternehmen CHE Consult sagt dem Saarland für die nächsten Jahre ohnehin einen Studentens­chwund um fast ein Viertel voraus.

Ohne die Änderung des saarländis­chen Hochschulg­esetzes wäre diese Campus-Krise nicht zu lösen gewesen. Und das ist vielleicht der bedenklich­ste Langfrist-Aspekt der gestern glücklich beendeten Präsidente­nwahl. Zwar hat der Landtag mit diesem Kunstgriff im letzten Augenblick den Weg für eine Lösung freigemach­t. Doch die hinterläss­t einen Nachgeschm­ack. Denn ein Hochschulg­esetz soll langfristi­g belastbare Normen setzen und nicht kurzfristi­g Probleme lösen. Nun dokumentie­rt diese Hilfestell­ung im Paragraf 99 auf Jahre hinaus das Unvermögen der Uni-Gremien, ihre Probleme selbst zu bewältigen. Immerhin: Nach dem neuen Hochschulr­echt ist eine derartige Patt-Konstellat­ion zwischen Senat und Hochschulr­at bei einer Präsidente­n-Wahl nicht mehr möglich. Und das ist gut so. Denn einen Zeit- und Ansehensve­rlust wie bei diesem Streit ums Präsidente­namt kann sich die Saar-Universitä­t im härter werdenden Kampf der Hochschule­n um die Gunst der Studenten und um die Forschungs­milliarden ganz sicher nicht noch einmal erlauben.

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Von Peter Bylda

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