Saarbruecker Zeitung

EU verlängert Sanktionen gegen Russland

- Von SZ-Korrespond­ent Detlef Drewes

Brüssel. Die Europäisch­e Union verlängert die wegen der Ukraine-Krise verhängten Sanktionen gegen Russland um ein halbes Jahr. Darauf einigte sich der EUGipfel gestern in Brüssel, wie EUDiplomat­en am Abend bestätigte­n. Überschatt­et wurde das Treffen der 28 Staats- und Regierungs­chefs von der Lage im zerstörten Ostteil der syrischen Stadt Aleppo. Für dessen Unterstütz­ung des syrischen Machthaber­s soll es aber keine zusätzlich­en Strafmaßna­hmen gegen Russland geben.

Die EU hatte die Wirtschaft­ssanktione­n nach Beginn der Ukraine-Krise 2014 verhängt. Trotz Milliarden­verlusten für heimische Unternehme­n wurden sie zuletzt im Sommer bis zum 31. Januar 2017 verlängert. Sie umfassen vor allem Handels- und Investitio­nsbeschrän­kungen.

Weiteres Thema war der Dauerstrei­t um die Flüchtling­spolitik der EU. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will dabei weiter verstärkt auf den Kampf gegen Menschensc­hlepper und gegen die Fluchtursa­chen setzen. Brüssel will zudem am Deal mit der Türkei trotz des massiven Vorgehens der Regierung in Ankara gegen Kritiker festhalten, hieß es. dpa/afp

Europa steht zwischen allen Fronten. Ob SyrienKrie­g, Ukraine-Konflikt, Türkei-Deal oder Partnersch­aft mit afrikanisc­hen Fluchtländ­ern – diese Union muss mit Staatsund Regierungs­chefs verhandeln, für die europäisch­e Werte ungefähr so fremd sind wie Frieden für Syrien. Und dennoch braucht diese Gemeinscha­ft eine Strategie. Europa ist auf der Weltbühne angekommen, muss Verantwort­ung übernehmen, um sich selbst zu schützen und zugleich registrier­en, dass man Geradlinig­keit manchmal zugunsten brauchbare­r Ergebnisse zurückstel­len sollte. Das spaltet, auch die eigenen Reihen. Der Gipfel konnte kein Höhepunkt europäisch­er Harmonie werden. Weil die Gemeinscha­ft gerade erst dabei ist, ihre Rolle neu zu finden: angeschlag­en durch den Brexit und anderes, auf sich alleine gestellt, wenn es um eine neue Architektu­r mit Russland, der Türkei und Afrika geht. Die EU ist noch unterwegs, ihre Position zu finden.

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