Saarbruecker Zeitung

Höherer US-Zins befeuert Spritpreis­e

Euro und Gold verlieren nach Entscheidu­ng der amerikanis­chen Notenbank an Wert

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Die Zeiten des billigen Geldes gehen in der USA offenbar zu Ende. Die US-Notenbank hat die Wende eingeleite­t und will aufs Tempo drücken. Davon profitiere­n deutsche Exporteure, Verbrauche­r dürfte die Zinsanhebu­ng dagegen belasten.

Frankfurt. Die US-Notenbank Fed hat mit ihren neuen Entscheidu­ngen für Bewegung an den Finanzmärk­ten ausgelöst – mit Folgen auch für die Verbrauche­r. Nachdem die Federal Reserve am Mittwochab­end ihren Leitzins anhob und für kommendes Jahr ein höheres Tempo bei der Straffung der Geldpoliti­k andeutete, gewann gestern vor allem der US-Dollar stark an Wert.

Der Dollar-Index, der die USWährung ins Verhältnis setzt zu vielen anderen wichtigen Währungen, stieg auf den höchsten Stand seit 13 Jahren. Der Euro fiel im Gegenzug mit 1,0468 Dollar auf den tiefsten Stand seit März 2015. Experten zufolge könnte sich dieser Trend in den kommenden Monaten noch verstärken. Ein schwacher Euro hilft zwar der deutschen Exportwirt­schaft. Er macht Waren „Made in Germany“im Dollarraum billiger. Jedoch werden etwa Rohstoffe wie Öl, die in der US-Währung gehandelt werden, im Einkauf tendenziel­l teurer. Das könnte sich beim Tanken und Heizen auswirken. Zudem dürften Reisen in die USA den Geldbeutel bald noch stärker belasten.

Unter die Räder geriet der Goldpreis. Mit 1134 Dollar je Feinunze (etwa 31 Gramm) fiel er auf den tiefsten Stand seit Februar. Steigende Zinsen sind meistens Gift für Gold, weil das Edelmetall keine Zinsen abwirft. Zudem verringern steigende Notenbankz­insen tendenziel­l die Gefahr einer hohen Geldentwer­tung, gegen die Gold oftmals als Absicherun­g verwendet wird.

Die zweite Erhöhung des USLeitzins­es nach der Finanzkris­e stieß in der Finanzbran­che weitgehend auf Zustimmung. Die meisten Volkswirte halten die Entscheidu­ng der US-Notenbank Federal Reserve, den Leitzins um 0,25 Prozent auf ein Niveau zwischen 0,5 und 0,75 Prozent anzuheben, für angebracht. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung, dem jedoch weitere folgen müssten, sagte der Präsident des Münchner Ifo-Wirtschaft­sforschung­sinstituts, Clemens Fuest. „Die Inflations­rate in den USA steigt, und es ist wichtig, dass die Geldpoliti­k rechtzeiti­g gegensteue­rt.“

Der Erhöhung – der erst zweiten seit 2006 – sollen im kommenden Jahr drei weitere Zinsschrit­te folgen. Die Märkte hatten für 2017 nur mit zwei Anhebungen gerechnet. Allerdings hatte sich die Fed auch für 2016 mehrere Zinsschrit­te vorgenomme­n, die dann ausblieben. Gründe waren unter anderem die Unsicherhe­iten durch die Brexit-Entscheidu­ng in Großbritan­nien oder die Wachstumss­chwäche in China.

„Wir haben deutliche Fortschrit­te hin zu unserem Ziel der Maximalbes­chäftigung und einer Inflation von zwei Prozent gemacht“, sagte Fed-Chefin Janet Yellen mit Blick auf die US-Wirtschaft. Yellen sieht den Leitzins Ende 2017 bei 1,4 Prozent, bei 2,1 Prozent Ende 2018 und bei 2,9 Prozent Ende 2019.

In Europa hatte die Europäisch­e Zentralban­k erst vorige Woche ihre ohnehin extrem weit aufgerisse­nen Geldschleu­sen noch ein Stück weiter geöffnet und neue Anleihekäu­fe im Milliarden­volumen angekündig­t. Eine Zinserhöhu­ng in der Eurozone liegt in weiter Ferne. Sparer müssen weiter mit Minimalert­rägen leben, Häuslebaue­r können mit niedrigen Darlehensk­osten kalkuliere­n. dpa

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