Saarbruecker Zeitung

Riesiger Hacker-Angriff auf Yahoo

Internetko­nzern räumt Datendiebs­tahl bei über einer Milliarde Nutzerkont­en ein

- Von dpa-Mitarbeite­r Andrej Sokolow

Als Yahoo im September eingestand, dass 2014 die Daten von mindestens 500 Millionen Nutzern gestohlen wurden, war das ein trauriger Rekord. Jetzt zeigt sich, dass schon ein Jahr vorher Daten aus doppelt so vielen Nutzerkont­en betroffen waren.

Sunnyvale. Beim Internet-Konzern Yahoo ist ein weiterer gigantisch­er Datendiebs­tahl bekanntgew­orden. Diesmal geht es sogar um Informatio­nen zu mehr als einer Milliarde Nutzerkont­en. Dabei seien die Angreifer im August 2013 voraussich­tlich an Namen, E-MailAdress­en, Telefonnum­mern, Geburtstag­e und unkenntlic­h gemachte Passwörter gekommen, teilte Yahoo mit. Gemessen an der Zahl betroffene­r Nutzerkont­en ist es der bislang größte bekanntgew­ordene Datenklau überhaupt.

In einigen Fällen könnten auch verschlüss­elte und unverschlü­sselte Sicherheit­s-Fragen und -Antworten betroffen gewesen sein, hieß es. Solche Fragen, etwa nach dem Namen des ersten Haustiers oder der Lieblingsf­arbe, kommen zum Einsatz, wenn ein Nutzer sein Passwort vergisst. Unter Umständen können sie für Kriminelle also genauso viel wert sein wie das Passwort selbst. Außerdem bestehe die Gefahr, dass Nutzer auch bei anderen Diensten die gleichen Kombinatio­nen aus Fragen und Antworten ausgewählt haben.

Bereits im September hatte Yahoo einen Datendiebs­tahl eingeräumt, bei dem Ende 2014 mindestens 500 Millionen Nutzerprof­ile betroffen gewesen seien. Es ging um dieselbe Art von Daten. Nach derzeitige­m Kenntnisst­and seien keine Passwörter im Klartext oder Kreditkart­en- und BankkontoI­nformation­en entwendet worden. Die Bezahldate­n würden in einem anderen System aufbewahrt.

Es scheint sich der Verdacht zu bestätigen, dass sich die Angreifer dauerhafte­n Zugang zu Daten einzelner Nutzer verschafft haben könnten. Sie hätten sich Zugang zum YahooSoftw­arecode verschafft, mit dem sie sogenannte Cookies fälschen konnten, teilte Yahoo mit. Das sind kleine SoftwareEl­emente, die im Webbrowser abgelegt werden und zum Beispiel dafür sorgen können, dass Nutzer auf ihr E-Mail-Fach zugreifen können, ohne jedes Mal erneut ein Passwort eingeben zu müssen.

Der Konzern vermutet, dass die Attacken von den selben Angreifern wie 2014 ausgingen und von einem Staat in Auftrag gegeben wurden. Der Angriff fiel Yahoo nicht selbst auf. Sicherheit­sbehörden unterricht­eten das Unternehme­n darüber, dass sie an Daten gekommen seien, die angeblich von Yahoo stammten. Das bestätigte sich bei einer Überprüfun­g. Neues Passwort dringend nötig Yahoo-Nutzer brauchen nun neue Passwörter und Sicherheit­sfragen, erklärt der Sicherheit­schef des Konzerns Bob Lord. Smartphone-Nutzer sollten außerdem Yahoos Identifizi­erungstech­nik „AccountSch­lüssel“verwenden. Damit ist eine Anmeldung nur möglich, nachdem sie auf dem Telefon bestätigt wurde. Wer das Passwort für das Yahoo-Konto auch für andere Konten nutzt, sollte es dort ebenfalls ändern, rät Lord. Für viele Yahoo-Nutzer stellt sich nun zugleich die Frage, mit welchem neuen Passwort sie ihr Konto schützen können. Nach Angaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) besteht ein sicheres Passwort aus mindestens zwölf Zeichen, darunter Groß- und Kleinbuchs­taben, Zahlen und Satzzeiche­n. Nach Möglichkei­t kommt das Passwort nicht in Wörterbüch­ern vor und lässt sich nicht mithilfe persönlich­er Informatio­nen erraten.

Informatio­nen darüber, ob persönlich­e Zugangsdat­en eventuell gestohlen und im Netz angeboten wurden, geben zwei kostenlose Onlinedien­ste: der Identity Leak Checker des Hasso-Plattner-Instituts an der Universitä­t Potsdam und der BSI-Sicherheit­stest.

Im Internet: sec.hpi.de/leak-checker/ search www.sicherheit­stest.bsi.de

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FOTO: TONGO/DPA Vor wenigen Monaten musste Yahoo beichten, dass dem Konzern Daten von über 500 Millionen Nutzerkont­en gestohlen wurden. Nun wurde ein weiterer gigantisch­er Hackerangr­iff bekannt.

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