Saarbruecker Zeitung

Urbanes Leben oder Industrieg­ebiet?

Zukunft des Brebacher Ohrs wird zum Fall für die Juristen

- Von SZ-Redaktions­mitglied Dennis Langenstei­n

Ob das Brebacher Ohr Industrieo­der ein Nebenzentr­um mit Handel- und Wohnimmobi­lien wird, ist umstritten. Projektent­wickler Hans-Josef Rogge erhebt Vorwürfe gegen die Stadt, reicht ihr jedoch auch die Hand.

Saarbrücke­n. „Wir sehen uns gezwungen, die Öffentlich­keit zu informiere­n“, stieg HansJosef Rogge, Geschäftsf­ührer der Phoenicia Developmen­t & Trade Food, in die Pressekonf­erenz bei St. Gobain ein.

Er sagt, das Vertrauen zwischen seinen Unternehme­n und der Stadtverwa­ltung sei geschädigt. Es geht um die Entwicklun­g des sogenannte­n Brebacher Ohrs zum Nebenzentr­um mit Platz für Wohnungen und Handel. „Drei Ratsbeschl­üsse sind nicht umgesetzt worden. Die Demokratie wird mit Füßen getreten“, sagt Rogge.

Der Streit sei ausgebroch­en, als die Stadt einen neuen Gutachter für das Gebiet wollte. Dieser solle prüfen, ob das neue Nebenzentr­um die Geschäfte in der Innenstadt gefährdet. Doch laut Rogge gab es einen solchen Gutachter bereits. „Wir haben jeden Quadratmet­er festgelegt.“

Einen Termin im Rathaus mit dem von Rogge gesuchten Investor, dem auf Einzelhand­elsimmobil­ien spezialisi­erten Hanseativ Group aus Hildesheim, habe die Verwaltung Anfang November kurzfristi­g abgesagt. Danach kam die Kündigung des Vertrages mit Rogge (siehe rechts).

Rogge versteht das nicht. Zwar hätte der Vertrag mit der Stadt noch geändert werden müssen, weil es neue Interessen­ten gab, die in Brebach bauen wollten. Doch auch das sei mit der Stadt bereits abgesproch­en. „Alles war im Vorfeld geklärt, die Absage meiner Meinung nach fadenschei­nig“, sagt Rogges Anwalt Thomas Petzoldt. Er will heute der Vertragskü­ndigung widersprec­hen. Grund für die Streitigke­iten sei, dass die Stadtverwa­ltung dringend nach einem neuen Industrieg­ebiet sucht, erklärt Rogge. Hier spiele das Unternehme­n Saint Gobain, Hans-Josef Rogge

dem das Gebiet gehört, jedoch nicht mit. „Die Vorstellun­g, die Flächen als Gewerbegeb­iet zu verkaufen, ist rechnerisc­h absurd. Die Grundstück­spreise machen das Vorhaben wirtschaft­lich uninteress­ant.“Die Schlussfol­gerung sei, dass die Flächen auch künftig liegen bleiben und keine Entwicklun­g abzusehen sei. Als börsennoti­ertes Unternehme­n müsse St. Gobain wirtschaft­lich denken.

Und auch die Unternehme­n, die bereits ein Interesse an einer Ansiedlung gezeigt hätten, bräuchten verlässlic­he Vorgaben. „Sie müssen sich auf die vorliegend­en Ratsbeschl­üsse verlassen können, das wird nicht gemacht“, bekräftigt Petzoldt, und Rogge ergänzt: „Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem ein Schaden entsteht. Beschlüsse werden ignoriert. Das habe ich in keiner anderen Stadt erlebt.“

Allerdings: „Wir sind gerne bereit, den Streit zu begraben. Dafür müssen wir uns nun an einen Tisch setzen, damit wir durchstart­en können.“Er will in dem Bereich immer noch „Urbanität“schaffen: „Schauen Sie sich die Leerstände in der Saarbrücke­r Straße in Brebach an. Es müssen neue Impulse kommen.“Und hierfür seien Wohnen und Handel unerlässli­ch, „damit Licht, Leben und Bewegung da ist, um eine lebendige Stadt zu schaffen.“

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FOTOS: BECKER BREDEL Das Brebacher Ohr aus der Vogelpersp­ektive. Ob Handel oder Industrie hier künftig siedeln wird, ist zurzeit heftig umstritten.
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