Saarbruecker Zeitung

Eine Kapelle voller Kunst-Symbole

Wintringen geht mit dem „Kreuz im Nichts” ins neue Jahr

- Von SZ-Mitarbeite­rin Nicole Baronsky-Ottmann

Seit 2011 arbeitet der bayrische Holzbildha­uer Hermann Bigelmayr an einem Zyklus „Grenzen des Wachstums“für die Wintringer Kapelle in Kleinblitt­ersdorf. Gerade ist der vierte Teil fertig geworden.

Kleinblitt­ersdorf. Die Wintringer Kapelle ist ein ganz besonderer Ort. Sie steht auf dem Wintringer Hof, ein anerkannte­r Bioland Hof der Lebenshilf­e für Menschen mit Behinderun­g Obere Saar e.V. Die Fundamente der Wintringer Kapelle reichen bis ins 11./12. Jahrhunder­t zurück; sie ist eine Station des saarländis­chen Pilgerwegs. Ein weiterer Grund für ihre Besonderhe­it ist ihre heutige Erscheinun­g, mit offenen Mauern und moderner Verglasung. Da liegt es nah, diesen Ort auch für Kunst und Kultur zu nutzen. Aber mit Bedacht. Peter Michael Lupp vom Regionalve­rband Saarbrücke­n ist Kurator der Wintringer Kapelle. Ihm ist es wichtig, dass die ausgestell­ten Kunstwerke in einem engen Zusammenha­ng mit Landschaft und Ort stehen.

Einer, dem das immer wieder gelingt, ist der bayrische Holzbildha­uer Hermann Bigelmayr. Bereits seit einigen Jahren wächst in der Kapelle sein Zyklus „Grenzen des Wachstums“. Gerade wurde eine weitere Arbeit von ihm fertig gestellt, „Das Kreuz im Nichts“. Dieses Kunstwerk ist ebenso vielschich­tig, subtil, ästhetisch, hochwertig und trotzdem zurückhalt­end wie bereits die hölzerne Skulptur des Weizenhalm­s, die Weizenkörn­er oder das schwebende Weizenblat­t.

Es handelt sich bei „Das Kreuz im Nichts“um zwei quadratisc­he Holzplatte­n, die mit Blattgold überzogen wurden. Die eine Platte zeigt keine weitere, vordergrün­dige Gestaltung, die zweite Platte hat zwei Furchen, die an ein Blatt Papier erinnern, das zwei Mal gefaltet wurde.

Die Faltungen der einen Platte ergeben ein Kreuz. Das ist das Symbol des Christentu­ms, trotzdem will die Arbeit nicht einer Religion zugeschrie­ben werden. „Das Kreuz ist hier sehr subtil gearbeitet. Es steht symbolisch für alle Religionen“, erläutert der Kurator.

Durch die Faltung entsteht auf der Platte aber auch ein kleines Dreieck. Auch das Dreieck kann als christlich­es Symbol der Dreifaltig­keit interpreti­ert werden. Und dann ist da die andere Platte, auf der nichts außer goldener Farbe und den Spuren der Vergoldung zu sehen sind. „Das Nichts ist wie ein leeres Blatt. Es symbolisie­rt aber keine Leere, sondern einen Neuanfang“, erzählt Peter Michael Lupp.

Und zuletzt erklärt er die goldene Farbe der Holzskulpt­ur. „Gold wiederum ist das Symbol für das Herrliche, das Licht, das Göttliche“.

Wenn man „Das Kreuz im Nichts“allein betrachtet, wird man den tieferen Sinn des Überkonfes­sionellen vielleicht nicht herauslese­n können. Im Zusammenha­ng mit dem Zyklus die „Grenzen des Wachstums“, in dem sich der Künstler Hermann Bigelmayr seit Jahren mit der Ökologie und der Nachhaltig­keit auseinande­rsetzt, wird das Werk verständli­cher.

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