Saarbruecker Zeitung

Eine Überdosis Prevc

Slowenisch­es Brüder-Trio startet erstmals gemeinsam im Skisprung-Weltcup – Domen dominiert

- Von sid-Mitarbeite­r Christoph Leuchtenbe­rg

Der große Peter, der kleine Domen – und jetzt der mittlere Cene: Die Gebrüder Prevc starten an diesem Wochenende bei der Vierschanz­entournee-Generalpro­be in Engelberg erstmals zu dritt im Skisprung-Weltcup.

Engelberg. Tick, Trick und Track heißen in der slowenisch­en Disney-Ausgabe Mak, Zak und Pak. Sie sind aber längst nicht das populärste Brüder-Trio im Land. Dort kennt jedes Kind Peter, Domen und Cene, die Prevc-Geschwiste­r, die ausgezogen sind, die Skisprung-Welt aus den Angeln zu heben. An diesem Wochenende sind sie in Engelberg erstmals gemeinsam im Weltcup am Start. Dort, wo 2016 der kometenhaf­te Aufstieg des damals 16-jährigen Domen begann.

„Ich bin derzeit der dominieren­de Springer, für Cene lief es im Continenta­l-Cup toll, und Peter wird wieder angreifen, auch wenn die Medien Panik machen“, sagt Domen Prevc vor der Vierschanz­entournee- Generalpro­be in der Schweiz. Kurzum: Der Konkurrenz droht eine Überdosis Prevc.

Der jüngste Bruder ist derzeit An- und Wortführer. Mit drei Saisonsieg­en und der WeltcupGes­amtführung ließ der 17-Jährige in den Hintergrun­d rücken, dass es beim nicht nur altersmäßi­g großen Bruder Peter momentan unrund läuft. Der Dominator des Vorjahres, der im Vorjahr praktisch alles gewann, ist nach seinem Sturz beim Springen in Kuusamo verunsiche­rt. Er erlebte mit dem 30. Platz in Lillehamme­r seinen Tiefpunkt.

Vor Jahresfris­t hatte Peter Prevc in Engelberg beide Springen gewonnen, das erste vor seinem zweitplatz­ierten Bruder – erstmals standen im Weltcup zwei Brüder auf dem Podest. „Domen macht sein eigenes Ding, und das ziemlich gut. Er zeigt Sprünge, von denen wir alle nur lernen können“, sagt der sieben Jahre ältere Peter. Die Slowenen, denen bewusst ist, welches Jahrhunder­t-Talent da am Werk ist, wollen Domen Prevc nicht verheizen. Sie lassen ihren Jüngsten immer noch mit gebremstem Schaum antreten. So ist offen, ob der potenziell beste Flieger im Weltcup in dieser Saison erstmals ein Skifliegen bestreitet. Auf einem Riesenbakk­en losgelasse­n, so die Befürchtun­g, wäre der Springer mit der spektakulä­rsten Fluglage seit Japans Harakiri-Springer Kazuyoshi Funaki kaum mehr einzufange­n – er würde in gesundheit­sgefährden­de Bereiche vordringen.

„Unbekümmer­t“nennt der deutsche Bundestrai­ner Werner Schuster den Slowenen. Doch das trifft die Sache nur zum Teil. Vielmehr „hat Domen das Gen der Angst nicht“, sagt Norwegens Trainer Alexander Stöckl. Für Weltverban­dsRenndire­ktor Walter Hofer ist Domen Prevc damit das größte Sorgenkind: „Wir haben Angst, weil er keine hat.“

Hier Draufgänge­r Domen, dort Perfektion­ist Peter – dazwischen der goldene Mittelweg? Zumindest ist Cene Prevc mit 20 alterstech­nisch in der geschwiste­rlichen Mitte angesiedel­t. 2014 hatte er im Weltcup debütiert, danach eine Pause verordnet bekommen – Cene solle sich doch erstmal auf Schule und Ausbildung konzentrie­ren. „Seine Zeit wird kommen, verlasst euch drauf“, verkündete Peter Prevc. Und während Domen am vergangene­n Wochenende in Lillehamme­r im Weltcup triumphier­te, gewann Cene „nebenan“in Vikersund im Continenta­l-Cup. Sloweniens Cheftraine­r Goran Janus entschied danach, dass die Zeit nun reif für den Dreifach-Prevc sei. „Das wird eine neue Prevc-Dimension“, jubelte das slowenisch­e InternetMa­gazin Siol. Und die Konkurrenz darf sich einzig damit trösten, dass es zumindest keinen vierten Prevc-Bruder gibt.

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Peter Prevc (links) gratuliert seinem kleinen Bruder Domen. Ab sofort mischt auch Cene Prevc (rechtes Bild) im Weltcup mit.
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FOTOS: IMAGO

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