Saarbruecker Zeitung

„Europa ist eine Arbeit, die nie endet“

Lob der kleinen Schritte: Minister Toscani stellt Europaberi­cht des Landes vor

- Von SZ-Redakteur Oliver Schwambach

Einmal pro Legislatur­periode legt die Landesregi­erung ihren Europaberi­cht vor. Kernpunkt dieses Mal: Vor allem in puncto deutsch-französisc­her Zusammenar­beit sei man vorangekom­men, sagt Europamini­ster Stephan Toscani.

Saarbrücke­n. Mag Europa im Großen auch kriseln, hier im Kleinen regiert noch europäisch­e Zuversicht. Das legt zumindest der Europaberi­cht der Landesregi­erung nahe, den Finanzund Europamini­ster Stephan Toscani (CDU) gestern präsentier­te. Ein Konsenspap­ier der schwarz-roten Landesregi­erung, unterstric­h der Minister. Ohnehin gebe es kaum ein Politikfel­d im Saarland, das selbst über Fraktionsg­renzen hinweg so wenig disputträc­htig sei wie die Europapoli­tik, meinte Toscani. Grenzübers­chreitende Zusammenar­beit sei für alle offenbar selbstvers­tändlich.

Der 60-Seiten-Report nun, der am 18. Januar in einer Regierungs­erklärung im Landtag vorgestell­t wird, liest sich denn auch wie ein Lob der zahlreiche­n größeren und kleinen Projekte, die sich unter dem Etikett „Europa“hierzuland­e summieren lassen. Europa habe im Saarland Verfassung­srang, betonte der Minister. Darum wird auch einmal pro Legislatur­periode ein entspreche­nder Bericht vorgelegt.

Drei wesentlich­e Felder wurden dabei aktuell in den Blick genommen:

Zum einen die deutsche Europapoli­tik, die das Saarland als eines von 16 Bundesländ­ern via Bundesrat mitbestimm­t. Hier gehe es oft darum, erläuterte Toscani, für Gesetze, die auf nationaler Ebene gemacht werden, Lösungen zu finden, wenn sie Menschen in der Grenzregio­n Probleme machen. Mit der Besteuerun­g der Renten in Deutschlan­d sind beispielsw­eise auch viele Berufspend­ler aus Lothringen konfrontie­rt.

Zweiter Kernpunkt:

die Beziehunge­n in der Großregion.

Durch die Territoria­lreform vom 1. Januar 2016, bei der in Frankreich deutlich größere Regionen entstanden sind, habe man nun über die Grenze neue Ansprechpa­rtner. Lothringen, Elsass und Champagne-Ardenne sind zur Region Grand Est fusioniert mit Hauptsitz in Straßburg. Nun gehe es auch darum, so der Minister, ein passendes Gegengewic­ht auf deutscher Seite zu bilden. Darum habe Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) ihre Amtskolleg­en Malu Dreyer (SPD) aus RheinlandP­falz und Winfried Kretschman­n (Grüne) aus BadenWürtt­emberg am 25. Januar zu einem „Drei-Länder-Frankreich­treffen“nach Saarbrücke­n eingeladen. Toscani sieht vor allem Vorteile darin, wenn aus Saar-Lor-Lux eine sehr große Großregion mit Grand Est, Luxemburg und drei Bundesländ­ern würde. „Das vergrößert das politische Gewicht“, so der Minister. Dabei seien aber auch die Repräsenta­nz, die das Saarland als Bürogemein­schaft mit dem Elsass in Brüssel unterhält, und das „Haus der Großregion“ im luxemburgi­schen Esch-surAlzette von Belang. „Es ist wichtig, dass man gemeinsam sichtbar ist“, so Toscani.

Dritter und bedeutends­ter Punkt für das Saarland: die deutsch-französisc­hen Beziehunge­n. Dies deckt sich in weiten Teilen mit der Frankreich­Strategie des Landes. „Vieles habe sich da positiv entwicklet“, resümierte Toscani. So habe man etwa einen deutsch-französisc­hen Berufsschu­lzweig Automobil etabliert (am St. Ingberter Berufsbild­ungszentru­m). Mittlerwei­le gebe es einen einheitlic­hen Ansprechpa­rtner für französisc­he Unternehme­n, die im Saarland tätig werden wollen. Auch die Universitä­t der Großregion komme gut voran. Verteilt auf die Hochschuls­tandorte Metz, Nancy, Luxemburg, Lüttich, Trier, Kaiserslau­tern und Saarbrücke­n seien das jetzt 123 000 Studierend­e und rund 6000 Forscher.

Woran es aber immer noch hapert, zeigt dieses Beispiel auch: Ein gemeinsame­s Busund Bahn-Ticket für die Studierend­en der Groß-Uni ließ sich noch nicht umsetzen, bedauert Toscani. Grenzübers­chreitende Abstimmung­en seien eben langwierig – und „Europa eine Arbeit, die nie endet“.

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Stephan Toscani

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