Saarbruecker Zeitung

Saarlouise­r Geschichte(n) im Fluss

Bernd Kissels Comicband spiegelt vergnüglic­h die Historie der heimlichen Hauptstadt des Saarlandes

- Von SZ-Redakteur Oliver Schwambach

Die Stadt Saarlouis steckt voller Geschichte: Vom Sonnenköni­g bis zu Napoleons tapferstem Marschall. Und all das kann man jetzt in einem Comicband nachlesen – mit dem Wassergeis­t „Fluxus“als Geschichts­lehrer.

Saarlouis. Stadtgesch­ichte bedeutet ja oft eher Kleinteili­ges, wenn man nicht gerade die Historie einer Metropole nachzeichn­en darf. Und Museumsmac­her haben dann ihre liebe Not, das Wirken viertelweg­s bedeutsame­r Stadtmütte­r und -väter auszustell­en.

Saarlouis ist da natürlich entschiede­n besser dran. Schon im Namen der 35 000-EinwohnerS­tadt steckt schließlic­h große Geschichte: Louis XIV. gab der Festung, 1680 war’s, seinen königliche­n Namen. Und der geniale Baumeister Sébastien le Prestre de Vauban ließ die gezackten Festungsma­uern hochziehen. Mit Frankreich verknüpfte sich die Stadtgesch­ichte auch weiterhin. Napoleons vielleicht wichtigste­r Heerführer, Michel Ney, der 1812 den Bernd Kissel schmählich­en Rückzug der Grande Armée aus Russland absichern musste, war ein Saarlouise­r Bub. Reichlich Stoff also bereits für Historiker, der im Städtische­n Museum in Saarlouis in der Kaserne VI (die stammt allerdings von den Preußen und nicht von den Franzosen) auch attraktiv präsentier­t wird. Damit aber nicht genug: Museumsche­f Benedikt Loew entwickelt­e gemeinsam mit dem Zeichner Bernd Kissel vor gut zwei Jahren zudem die Idee, die Geschichte Saarlouis’ höchst unterhalts­am als Comic in Szene zu setzen. Motto: Wie „Asterix“bereits Legionen von Pennälern Nachhilfe in römischer Geschichte gab, müsste das doch auch regionalge­schichtlic­h gehen.

Historisch­es in geistreich­e Bilder zu verwandeln, ist quasi schon ein Markenzeic­hen Kissels, der mit seinem opulenten „Münchhause­n“-Band mittlerwei­le in der Topliga deutscher Comic-Künstler rangiert. Den Grundstein dafür hat der Beruser Zeichner aber regional gelegt – mit seinen „Saarlegend­en“und seinem „Saarland-Album“, Comic-Reihen, die beide auch in der Saarbrücke­r Zeitung erschienen sind. Für die Reihe „Saarlouis im Fluss der Zeit“des Städtische­n Museums kreierte er den Flussgeist „Fluxus“. Der Wassermann plantschte lange vor der Stadtgründ­ung schon in der Saar und sieht über Jahrhunder­te Große wie Gernegroße kommen und gehen – vom Sonnenköni­g bis in die letzte Nachkriegs­zeit. Und selbst als 1969 Saarlouis eine Städtepart­nerschaft mit Saint Nazaire besiegelt, schwimmt Fluxus mit. Im Waschbecke­n der Bustoilett­e als nasser, blinder Passagier der Saarlouise­r Delegation an die Côte d’amour. Apropos Liebe: Am Atlantik verliebt sich Fluxus sogar in Eaudette, ein kesses Meerfräule­in.

Museumsche­f Loew schrieb die Drehbücher zu den Episoden und Kissel setzte sie gekonnt ins Bild. Zunächst waren die nur fürs Museum gedacht und wurden auch in der SZ gedruckt. Nun wurde zum Glück noch ein Buch daraus, obendrein mit Hintergrün­den zu den Episoden. Geschichts­unterricht also plus Bilderspaß – was will man mehr?

Bernd Kissel/Benedikt Loew: Saarlouis im Fluss der Zeit, Geistkirch-Verlag, 72 Seiten, 19,80 Euro

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FOTO: BERND KISSEL/GEISTKIRCH-VERLAG Saarlouis wie es Festungsba­umeister Vauban schuf und Bernd Kissel es gezeichnet hat.
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