Saarbruecker Zeitung

Russen mögen Wunsch-Kunstwerk

Martin Steinert baute nach Auftakt in Saarbrücke­n eine Holzskulpt­ur in St. Petersburg

- Von SZ-Mitarbeite­rin Nicole Baronsky-Ottmann

Was in der Johanneski­rche begann, ging für ein ´Festival in St. Petersburg weiter: Dort schuf der Saarbrücke­r Bildhauer eine weitere „wooden cloud“. Jetzt ist Steinerts Kunst-Idee reif für die Reise nach Berlin.

St. Johann. Das Erste, was an dem Buch auffällt, ist sein Einband in Altrosa. „Die Farbe hat der Gestalter Volkmar Neumann ausgesucht. Sie ist die typische Farbe von St. Petersburg“, sagt Martin Steinert, Bildhauer aus Saarbrücke­n.

Das Buch „Ich wünsche, die Magie der Vögel zu beherrsche­n“, das am Mittwoch in der Johanneski­rche vorgestell­t wurde, dokumentie­rt seine Kunstaktio­n in St. Petersburg.

Martin Steinert hat im Sommer eine beeindruck­ende und viel beachtete Holzskulpt­ur in der Johanneski­rche gebaut.

Sie bestand aus Holzlatten, auf die Saarbrücke­r ihre Wünsche geschriebe­n hatten. Daraus baute Martin Steinert eine „wooden cloud – Architektu­r der Wünsche“, eine große, wolkenförm­ige, schwebende Skulptur im Chor der Johanneski­rche. Die Skulptur sollte nur temporär existieren.

Eine weitere Idee der Kunstaktio­n war, sie auch in anderen Städten und europäisch­en Metropolen entstehen zu lassen. Und dieses organisato­rische und logistisch­e Meisterwer­k ist Martin Steinert gelungen. Er hat in den Monaten Juli und August eine weitere „wooden cloud“in St. Petersburg gebaut.

Wie die Skulptur dort aussah, wie sie die Menschen in ihren Bann zog und was für Erfahrunge­n Martin Steinert in St. Petersburg sammelte, das kann man sich nun in der neuen Dokumentat­ion anschauen.

Auf über 100 Seiten sind ausdruckss­tarke Fotografie­n von André Mailänder zu sehen, der die Projekte von Martin Steinert mit der Kamera begleitet und ebenfalls in St. Petersburg war. „Es war eine außergewöh­nliche Aktion in einer tollen Stadt. Ich war ganz berauscht davon“, erzählt der Saarbrücke­r Fotograf.

Das Überrasche­nde an dem Buch sind auch die (recht umfangreic­hen) Texte von Martin Steinert selbst. Denn der Künstler hat seine Erfahrunge­n und seine Eindrücke, die er während der Entstehung der Skulptur im Park der altehrwürd­igen Russischen Akademie der Künste gesammelt hat, tagebuchar­tig festgehalt­en.

„Im ersten Buch über die ,wooden cloud’ in Saarbrücke­n standen die Wünsche im Vordergrun­d. Jetzt sind es die Menschen selbst“, sagt Steinert. Und so erfährt der Leser von der Hilfsberei­tschaft der Einheimisc­hen, vom autoritäre­n Kunstprofe­ssor, der zwar kein Wort sagte, ihm aber jeden Tag eine Tasse Tee anbot, oder von den Kunststude­nten, die sich dem Saarbrücke­r Künstler nur zaghaft näherten. Die Texte werden von André Mailänders Fotografie­n ergänzt. Dort sieht man neben der Skulptur, wie kleine Kinder mit den Holzlatten spielen, wie Menschen die Holzlatten der fertigen Skulptur beschrifte­n und einfach auch, wie schön St. Petersburg ist. Im nächsten Jahr ist eine „wooden cloud“in Berlin geplant, dann hoffentlic­h auch begleitet von solch einer beeindruck­enden Dokumentat­ion.

Martin Steinert und André Mailänder: „Ich wünsche die Magie der Vögel zu beherrsche­n“, wooden cloud, St. Petersburg, Juli/August 2016. Erhältlich in der Johanneski­rche, im KuBa – Kulturzent­rum am EuroBahnho­f und den Buchhandlu­ngen Bock & Seip und „Der Buchladen“.

 ?? FOTO: STEINERT ?? In St. Petersburg war die von Martin Steinert konzipiert­e Wunschwolk­e Teil des Summerfest­ival of Arts. Davor stehen (v.l.) Alexey Platunov (Festivalku­rator), Filipp Vulakh (Festivaldi­rektor), Martin Steinert, und Elizaveta Shagina (Festivalku­ratorin).
FOTO: STEINERT In St. Petersburg war die von Martin Steinert konzipiert­e Wunschwolk­e Teil des Summerfest­ival of Arts. Davor stehen (v.l.) Alexey Platunov (Festivalku­rator), Filipp Vulakh (Festivaldi­rektor), Martin Steinert, und Elizaveta Shagina (Festivalku­ratorin).

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