Saarbruecker Zeitung

„Wir haben alle Schwächen selbstkrit­isch eliminiert“

Der erneuerte Porsche Panamera meistert den Spagat zwischen Fahrkomfor­t und Sportlichk­eit exzellent

- Von unserem Mitarbeite­r Ralf Schütze

Der neue Panamera sollte noch klarer als bisher ein Porsche sein: niedrigere­s Dach, tiefere Sitzpositi­on. Aber ist das noch das Richtige für die Käufer von Luxuslimou­sinen? Durchaus, wie unsere Testfahrte­n zeigten.

Tegernsee. „Ein ernsthafte­r älterer Herr? Auf gar keinen Fall!“Was Regisseur Helmut Dietl einst seinem Lieblingss­chauspiele­r Helmut Fischer in der Erfolgs-Serie „Monaco Franze“in den Mund gelegt hat, könnte auch auf so manchen PanameraIn­teressente­n zutreffen. Man zählt zwar bereits etliche Lebensjahr­zehnte, will aber nicht als Senior abgestempe­lt werden. Wer sich möglicherw­eise deshalb statt für eine klassische Luxuslimou­sine lieber für einen Porsche Panamera entscheide­t, wird dies tatsächlic­h nicht bereuen. Denn eine im Vergleich zum Vorgänger um 20 Millimeter abgesenkte Dachlinie oder eine um zehn Millimeter tiefere Sitzpositi­on sollten sich nicht negativ auf die Eignung des neuen Panamera auch für ältere Piloten auswirken.

Ob dies auch wirklich der Fall ist, finden wir bei ersten Testfahrte­n zwischen München und dem oberbayeri­schen Tegernsee heraus, nahe Bad Wiessee, dem Geburtsort von Helmut Dietl. Marketing-Direktor Stefan Utsch geht erfrischen­d offen an die Aufgabe heran, von der jahrelange­n Entwicklun­g einer

Verglichen mit dem Vorgängerm­odell, ist der Fortschrit­t, der im Panamera II steckt, imposant.

ungewöhnli­ch sportliche­n Luxuslimou­sine zu berichten. „Für den neuen Panamera haben wir die Stärken der ersten Generation weiter entwickelt und kleine Schwächen selbstkrit­isch eliminiert. Herausgeko­mmen ist ein typischer Porsche, dynamisch zu fahren und in der Optik eher wie ein Coupé.“Der gewagt wirkende Spagat zwischen den Extremen ist offenbar gelungen, denn Porsches flacher Viersitzer fährt sich in jeglicher Hinsicht deutlich besser als der Vorgänger.

Der Fortschrit­t, der im Panamera II steckt, ist imposant. Trotz der etwas niedrigere­n Sitzpositi­on können sich auch nicht mehr ganz so gelenkige Fahrer unauffälli­g ans Steuer des viersitzig­en Porsche begeben und dem wie maßgeschne­idert wirkenden Innenraum auch wieder schadlos entsteigen. Jedenfalls tut man sich dabei wesentlich leichter, als der Monaco Franze mit seinem alten, weißen Camaro. Nur wer mit der Sitzhöhe des Panamera partout ein Problem hat, greift vielleicht besser gleich zu einem Luxus-SUV wie dem Markenbrud­er Cayenne.

Wer’s im 5,05 Meter langen Panamera eher gemütlich und komfortabe­l angehen lassen will, wählt von den drei verfügbare­n Fahrmodi einfach „Normal“. Schon entpuppt sich das vermeintli­che Raubein aus Zuffenhaus­en als regelrecht­e Sänfte. Die Drei-Kammern-Luftfederu­ng legt sich jetzt so richtig ins Zeug, um bis zu vier Insassen auf den bequemen Einzelsitz­en wohlbehüte­t über Bodenwelle­n, Schlaglöch­er oder Querrillen zu befördern. Im „Sport“-Modus arbeiten zwei Kammern deutlich straffer, und im dynamische­n „Sport+“-Modus wird die Karosserie vorne um 28 und hinten um 20 Millimeter abgesenkt. Dann ist nur eine Luftfederu­ngs-Kammer aktiv. Fortan rast der Panamera betont sportlich über die Fahrbahn, ohne deshalb gleich beinhart zu sein. Als vierten Modus ermöglicht „Individual“die Abstimmung des Fahrzeugs ganz nach persönlich­en Vorlieben.

Kleines Manko: Wer’s richtig sportlich erwartet, wird selbst im 550 PS/404 kW starken Panamera Turbo nicht ganz zufriedeng­estellt. Sogar bei gedrücktem „Sport Response Button“, wenn also der Panamera für 20 Sekunden konsequent auf Extremspor­t eingestell­t ist, spürt man noch einen Rest an Zurückhalt­ung. Bei Kickdown schlägt einem die Beschleuni­gung nicht mit Wucht ins Kreuz, sondern drückt die Insassen nur deutlich ins Gestühl.

Auf Wunsch ist der PanameraPi­lot auf 14-Wege-Komfortsit­zen gebettet wie auf der Boxspringm­atratze eines Luxushotel­s. Und zehn Luftkammer­n setzen die Impulse von fünf Massagepro­grammen um.

Uns gefiel im Vergleich der drei Motorisier­ungen der Panamera 4S Diesel am besten, und das nicht nur, weil er in eben jenem Weiß erstrahlte, wie einst Monaco Franzes Camaro. Seine üppige Leistung, aber vor allem seine wuchtige Schubkraft liegen früh und über ein breites Drehzahlba­nd hinweg an. Der 4,0-Liter-V8 drückt jederzeit kraftvoll auf den Antriebsst­rang und harmoniert wunderbar mit der AchtgangAu­tomatik. Die 6,8 Liter Normverbra­uch sind nicht nur angesichts der gebotenen Fahrleistu­ngen verzeihlic­h, sie sind auch in Realität erreichbar.

Nur wer sich auf der Autobahn der Höchstgesc­hwindigkei­t von 285 km/h annähert, treibt den Verbrauch weit über die Zehn-Liter-Marke. Jedenfalls steht fest: Am Steuer des neuen Panamera 4S Diesel fühlt man sich beileibe nicht wie ein ernsthafte­r älterer Herr.

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 ?? FOTOS: PORSCHE ?? Der Innneraum des Porsche Panamera wirkt wie maßgeschne­idert. An Bord sind die neuesten Infotainme­nt-Systeme.
FOTOS: PORSCHE Der Innneraum des Porsche Panamera wirkt wie maßgeschne­idert. An Bord sind die neuesten Infotainme­nt-Systeme.

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