Saarbruecker Zeitung

Handwerk trifft Kochkunst

Fleischer müssen heutzutage viele Talente haben – Duale Ausbildung dauert drei Jahre

- Von dpa-Mitarbeite­r Tom Nebe

Auf Fleisch können viele Menschen nicht verzichten. Um es herzustell­en, müssen Fleischer mehr können, als mit Messer und Fleischwol­f zu hantieren. Immer häufiger schwingen sie am Arbeitspla­tz den Kochlöffel.

Berlin. Seine Arbeit beginnt Felix Wendlandt mit einer Aufgabe, die man von einem Fleischer nicht unbedingt erwarten würde. Er rechnet. Nachdem Fleischwol­f, Füllmaschi­ne und andere Geräte, die für die Produktion der Wurst gebraucht werden, zusammenge­setzt sind, beginnt die Kalkulatio­n. Wie viel Salz, Pfeffer und Gewürze braucht es für die geplanten Wurstmenge­n? Fehler sind nicht erlaubt. Kommt zu viel Salz in die Fleischmis­chung, ist die ganze Produktion unbrauchba­r. Versalzene Würste will ja keiner essen.

Wendlandt ist im zweiten Lehrjahr. Aktuell arbeitet er in der Produktion der Berliner Fleischere­i Kluge. Dort ist es kühl, die Temperatur liegt bei zehn Grad. Das Fleisch darf nicht zu warm werden, sonst können sich Keime bilden.

Um Fleischer zu werden, braucht es handwerkli­ches Geschick. Beim Zerlegen von Schweinehä­lften kommen Messer, Sägen und Beile zum Einsatz. Den richtigen Umgang damit lernen Azubis zwar, sagt Klaus Gerlach, Obermeiste­r der Berliner Fleischer-Innung. Aber eine gewisse Begabung sei von Vorteil.

Fleischer begleiten das tote Tier ab der Schlachter­ei bis zur Verkaufsth­eke. Sie zerlegen es, stellen Wurst, Hackfleisc­h oder Pökelware aber auch Feinkostsa­late her, beraten Kunden und kochen sogar Mittagesse­n. Wendlandt gefällt die Mischung aus Anpacken und Kreativitä­t. Beim Kreieren neuer Wurstsorte­n ist viel möglich. Lammbratwu­rst mit Ingwer und Minze oder Sushi-Wasabi-Bratwurst – das sind nur zwei Kombinatio­nen, bei denen er schon mitgearbei­tet hat.

Die duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschu­le dauert drei Jahre. Eine bestimmte Schulbildu­ng ist nicht vorgeschri­eben. „Mindestens ein Hauptschul­abschluss wäre aber schön“, sagt Gerlach. Wie die Statistik zeigt, hat ein Großteil der Auszubilde­nden einen Hauptschul­abschluss. In der Lehre werden Fleischer nicht nur Fachleute für die Fleischstü­cke, sondern auch für deren Zubereitun­g. Sie müssen Kunden beraten können, wie die das Fleisch weitervera­rbeiten sollen. „Ich kenne keinen Fleischer, der nicht kochen kann“, sagt Gerlach.

Auch Wendlandt kocht leidenscha­ftlich gerne. Das war einer der Gründe, warum er sich für diese Ausbildung entschiede­n hat. Kochen und besondere Würste und Fleischstü­cke herstellen sind dann auch die Wahlqualif­ikationen, für die er sich entschiede­n hat. Zu den weiteren Wahlmodule­n zählen etwa Schlachten oder Veranstalt­ungsservic­e.

„Im Geschäft wird immer öfter noch ein Imbiss oder Partyservi­ce betrieben“, sagt Eva Rothe vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB). Das Schlachten sei ein Wahlmodul, da längst nicht mehr in allen Betrieben Tiere geschlacht­et werden. Oft holen Fleischer die Tierkörper frühmorgen­s vom Schlachter ab und verarbeite­n sie dann weiter.

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FOTO: GABBERT/DPA Felix Wendlandt, der sich zum Fleischer ausbilden lässt, stellt aus einer Fleischmis­chung und Naturdarm Würste her.

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