Fußball war sein zweites Leben
Hermann Schumbera – SZ-Serie „Lebenswege“, Teil 315
Wie ist das, von einem geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen? Die SZ spricht mit Angehörigen und Freunden und stellt in einer Serie Lebenswege Verstorbener vor. Heute: Hermann Schumbera.
Theley. Hermann Schumbera, Jahrgang 1950, wurde in Theley geboren. Er ist der Sohn des Schreinermeisters Hermann Schumbera und seiner Ehefrau Ludwina, wuchs mit seinen beiden Schwestern Lore, Jahrgang 1946, und Maria, Jahrgang 1954, in Theley auf und besuchte bis 1965 die Volksschule. Von 1965 bis 1968 absolvierte er dann in Theley eine Lehre als Bäcker, die er 1968 mit der Gesellenprüfung abschloss.
Er war ein tüchtiger Bäckergeselle – aber auch ein talentierter Fußballspieler. „Er hatte mit 12 Jahren in der Schülermannschaft des VFB Theley begonnen, spielte Libero, konnte aber auch auf anderen Positionen kicken“, erzählt seine Frau Gertrud, mit der ich im Haus ihrer Familie in Theley zu diesem Gespräch verabredet bin. „Fußball war sein zweites Leben. Als er 18 Jahre alt war, spielte er in der 1. Mannschaft des VFB Theley in der Regionalliga Südwest, verdiente als Fußballer 400 DM im Monat und pro gewonnenes Spiel 40 DM extra.“1974 bot ihm Borussia Neunkirchen einen Profivertrag mit 40 000 DM Ablöse und ein ordentliches Grundgehalt an. Er lehnte ab: „Da wird mir zuviel trainiert“, sagte er. Stattdessen spielte er noch viele Jahre beim VFB Theley. Hermann Schumbera.
1970 lernte er seine spätere Ehefrau Gertrud kennen, die wie er in Theley in einer Bäckerei arbeitete. Sie erzählt: „Ich hatte schon immer einen Bezug zum Fußball. In der Bäckerei habe ich dann auch meinen Mann, den Fußballer, kennen gelernt. Wir haben am 3. Februar 1971 in der katholischen Kirche St. Peter geheiratet, haben im Hotel ,Bard’ gefeiert. 150 Gäste waren da. Jeder kannte ja meinen Mann, den Fußballspieler.“
Hermann Schumbera arbeitete weiter als Bäckergeselle, besuchte drei Jahre die Meisterschule und bestand 1975 die Meisterprüfung. Ehefrau Gertrud: „Wir wohnten in der oberen Etage im Haus meiner Eltern, das wir umbauten. 1971 wurden unsere Tochter Bea, 1977 unser Sohn René und 1984 wurde unser Sohn Pierre geboren. Wir waren eine unternehmungslustige Familie mit vielen Freunden, fuhren in Urlaub nach Mallorca oder nach Österreich zum Skifahren. Mein Mann war ein toller Skifahrer. Er brachte unseren Kindern das Skifahren bei.“
1989 kaufte die Familie eine Bäckerei in Göttelborn, die die Arbeiter in der Grube Göttelborn mit ihren Backwaren belieferte. Ehefrau Gertrud: „Zehn Mitarbeiter arbeiteten in der Bäckerei. Sie begannen ihre Arbeit schon morgens um vier Uhr. Dafür konnten sie um 12 Uhr 30 nach Hause gehen. Ich arbeitete als Konditorin in der Bäckerei. 1999 wurde die Grube Göttelborn geschlossen. Unsere Familie hat dann das Café Schirra in Illingen gepachtet.“
„Und sonst? Wie ging es weiter?“, frage ich. „Er war nicht nur ein guter Fußballer. Er spielte auch Tennis, gegen die stärksten Spieler, fuhr mit seinem Trekkingrad große Strecken. Wir feierten gerne große Feste, auch mit dem Club ,Nasse Spatze´. An Pfingsten fuhren wir mit den Kindern zum Zelten auf den Campingplatz im Ort Altland. Drei Tage blieben wir immer dort. Gefeiert haben wir vor allem an Weihnachten. Das waren immer tolle Familienfeste. Unser Opa ist 93, die Oma ist 89 Jahre alt. Unsere Tochter Bea, Jahrgang 1971, gebar 1996 unseren Enkelsohn Denis. Unser Sohn René, Jahrgang 1977, ist der Vater unserer Enkeltochter Leni, die 2012 geboren wurde. Die bringe ich immer in den Kindergarten. Ihr Bruder Levi wurde 2014 geboren. Unser Sohn Pierre wurde vor einigen Wochen ebenfalls Vater. Seinen Sohn Lio, erst wenige Monate alt, betreue ich, wenn ich Zeit habe.“
Am 27. April 2010 hatte Ehemann Hermann, der immer noch als Bäcker arbeitete, seinen ersten Schlaganfall. Ehefrau Gertrud: „Er war linksseitig gelähmt. Kein Sport mehr. Er guckte fern, las Bücher, vor allem über Politik. Am 1. April 2014 hatte er einen Herzinfarkt. Er konnte kaum noch gehen, fuhr mit einem Elektromobil für Behinderte.“Sie schaut fragend zu mir rüber, sagt dann: ,,Am 23. August 2016 kündigte er an: ,Ich fahre auf den Schaumberg, bin um 19.30 Uhr wieder da´. Er kam nicht, hatte einen schweren Unfall, wurde mit dem Hubschrauber in das Winterberg-Krankenhaus nach Saarbrücken gebracht. Diagnose: Oberschenkelhalsbruch, Schädelbruch, Mittelgesichtsbruch und Hirntrauma. Er lag fünf Wochen auf der Intensivstation. Er starb am 27. September.“
Auf der Seite „Momente“stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen in der Region und Lebenswege Verstorbener vor.
Im Internet: saarbruecker-zeitung.de/ lebenswege