Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r Polizei jagt Kennzeiche­ndiebe

Polizei nutzt für die Jagd nach Spritdiebe­n ihren guten Draht nach Frankreich

- Von SZ-Redakteur Frank Kohler

Tankstelle­n in Alt-Saarbrücke­n bekommen die Grenznähe oft hart zu spüren. Kriminelle tanken und sind ein paar Minuten, ja Sekunden später in Frankreich. Einem Dreifachtä­ter hat das nichts genutzt. Ihm kam die Saarbrücke­r Polizei dank eines französisc­hen Kollegen auf die Spur. Der Gendarm aus Behren erkannte den Tank-Täter. Der hat daheim ohnehin schon dicken Ärger am Hals.

Alt-Saarbrücke­n. Es ist ein typisches Männer-Delikt. Der Täter steuert eine Saarbrücke­r Tankstelle an und tut noch kurz so, als wolle er bezahlen. Dann braust er davon. Um die Kamera-Aufnahmen zu entwerten, geht dem Tankbetrug fast immer ein Diebstahl voraus. Die Nummernsch­ilder am Auto sind gestohlen.

Zurück bleiben wütende Tankstelle­npächter, beklaute Wagenbesit­zer und viel Arbeit für die Polizei. Nicht zuletzt in der Grenz-Inspektion Alt-Saarbrücke­n, wo sich an den Ausfallstr­aßen Richtung Frankreich die Tank-Stationen reihen und der Weg ins Nachbarlan­d kurz ist. 70 Fälle von Spritdiebs­tahl in diesem Jahr hat der von Mathias Biehl geleitete Ermittlung­s- und Servicedie­nst für Alt-Saarbrücke­n registrier­t.

Auf um die 100 könnte sich die dort die Jahresbila­nz belaufen, wenn erst einmal jeder der 2016er-Fälle erfasst und bearbeitet ist. Das dürften längst nicht alle sein. Denn nicht jeder betrogene Tankstelle­npächter hat noch die Zeit und die Nerven, alle Vorfälle bei der Polizei zu melden.

Um die 300 liegt voraussich­tlich zum Jahresende die Zahl der in Alt-Saarbrücke­n geklauten Nummernsch­ilder. Dazu Biehl: „Besonders betroffen sind die großen Parkplätze am Winterberg­krankenhau­s und auf dem ZF-Gelände sowie die Parkzonen in der Umgebung der HTW. Sobald wir dort oft Streife fahren, um den Druck

Tankbetrüg­er nutzen die Grenznähe eiskalt aus.

auf die Täter zu erhöhen, weichen sie auf andere Teile der Stadt aus.“Als Beispiel für eine solche Ausweichre­aktion nennt Biehl einen Seriendieb­stahl, wie es ihn kürzlich an der Saarlandha­lle gab. Dort standen nach einer Abendvorst­ellung gleich 30 verärgerte Autobesitz­er auf einmal vor Wagen ohne Nummernsch­ilder. Doch trotz solcher Versuche, sich die Ermittler vom Hals zu halten, fliegen die Kriminelle­n mitunter auf. Denn die Polizei setzt in Saarbrücke­n auf ihre guten Kontakte nach Frankreich, von wo ja viele der Tank-Verbrecher kommen. Auch jener, der sich neulich in kurzer Zeit gleich dreimal in Deutschlan­d illegal aus der Zapfpistol­e bediente und dann in aller Ruhe davonfuhr. Um die Serie schnell zu beenden, gaben die Alt-Saarbrücke­r alle Erkenntnis­se über den Betrüger und sein Auto an die französisc­hen Kollegen weiter. Alltag zwischen Alt-Saarbrücke­n und den umliegende­n französisc­hen Polizeista­tionen. Ein Gendarm in Behren sah sich die Bilder aus den Saarbrücke­r Überwachun­gskameras an und griff zum Telefonhör­er. „Wir kennen den“, sagte er seinem deutschen Kollegen. Denn der Gesuchte ist drüben längst polizeibek­annt. Nächster Teil der deutsch-französisc­hen Zusammenar­beit: Die Justiz des Nachbarlan­des könnte den Mann für seine in Deutschlan­d begangenen Taten verurteile­n. Und zwar als Teil eines größeren Verfahrens, das gegen den Beschuldig­ten ohnehin schon läuft.

Nächste Straftat

folgt rasch An alle Opfer von Kennzeiche­ndieben appelliere­n Biehl und sein Kollege, sich sofort bei der Polizei zu melden. „Die Straftat, für die der Dieb die Nummernsch­ilder braucht, folgt ja meist sehr rasch. Deswegen ist es für uns wichtig, die gestohlene­n Schilder ganz schnell zur Fahndung auszuschre­iben.“Den Ärger und die Rennerei, die auf die Bestohlene­n zukommt, kann Biehl den Betroffene­n nachfühlen. Er reicht vom freien Tag, den viele opfern müssen, bis zu den rund 100 Euro, die für neue Schilder und Papiere zu berappen sind. Und das gute alte Kennzeiche­n, dem Fahrer oft ans Herz gewachsen, ist ja auch unwiederbr­inglich dahin.

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SYMBOLFOTO: KEYSTONE

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