Saarbruecker Zeitung

Werbung für schnelle Rückkehr

Bundesamt will gezielter Flüchtling­e ohne Bleibechan­ce über Heimreise aufklären

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Manche Asylbewerb­er haben in Deutschlan­d schlechte Bleibechan­cen. Diese Menschen will das Bundesamt direkt nach der Ankunft über eine Rückkehr in ihr Heimatland informiere­n. Vorbild ist ein Pilotproje­kt im Saarland.

Nürnberg/Lebach. Asylbewerb­er mit schlechten Bleibechan­cen sollen künftig direkt nach der Ankunft über Rückkehrmö­glichkeite­n in ihr Heimatland informiert werden. „Es wäre vorstellba­r, in den neuen Ankunftsze­ntren eine eigene Station dafür einzuricht­en, um eine erste Anlaufstel­le für die Menschen zu haben“, sagte die designiert­e Chefin des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e (BAMF), Jutta Cordt. Allerdings sei dies noch nicht entschiede­n.

In der Landesaufn­ahmestelle Lebach im Saarland wird bereits seit Mitte November getestet, ob man Asylbewerb­er mit geringer Bleibepers­pektive rasch von einer freiwillig­en Ausreise überzeugen kann. Für eine Übernahme der dieser Beratungen in ganz Deutschlan­d müssten erst die personelle­n und räumlichen Voraussetz­ungen geschaffen werden, sagte Cordt.

Die Grünen begrüßten die Pläne. „Es ist gut, dass das BAMF verstärkt auf individuel­le Rückkehrbe­ratung und -förderung setzt statt auf die erzwungene Abschiebun­g“, sagte Parteichef­in Simone Peter. Voraussetz­ung für eine umfassende Beratung sei jedoch einerseits ausreichen­d qualifizie­rtes Personal, um allen Antragsste­llern einen schnellen Zugang zu fairen Verfahren zu ermögliche­n, und anderersei­ts eine unabhängig­e Rechtsbera­tung. „Bei beidem besteht nach wie vor großer Nachholbed­arf.“

Die 53-jährige Cordt, die frühere Regionaldi­rektorin der Arbeitsage­ntur Berlin-Brandenbur­g, übernimmt Anfang Januar die BAMF-Leitung von Frank-Jürgen Weise, einen Monat früher als ursprüngli­ch vorgesehen.

Beim Pilotproje­kt in Lebach gibt es für Flüchtling­e direkt nach der Ankunft allgemeine Rückkehrin­formatione­n durch Flyer, Plakate und ein Video. Später bei der Asylantrag­stellung werden die Asylbewerb­er dann individuel­l auf die Möglichkei­t der freiwillig­en Rückkehr hingewiese­n – mit einem mehrsprach­igen Handzettel und Hinweisen auf das Beratungsa­ngebot. Und im Fall einer Ablehnung ihres Antrags werden sie nochmals intensiv beraten.

Zur Zielgruppe des Programms gehören besonders Asylbewerb­er im laufenden Verfahren ohne oder mit nur geringer Bleibepers­pektive und bereits abgelehnte Asylbewerb­er. Dazu zählen auch sogenannte Dublin-Fälle, für die ein anderes EU-Land zuständig ist.

Das Bundesflüc­htlingsamt ist nach Angaben einer Sprecherin bei der freiwillig­en Rückkehr „schon gut aufgestell­t“: Drei von vier Rückreisen gehen demnach auf das bestehende Programm der Behörde zurück. „Das kann und sollte man stärken“, sagte die Sprecherin. Die Programme zur freiwillig­en Rückkehr sollten nochmals aufgestock­t werden, sagte auch Cordt. Eine Studie des Beratungsu­nternehmen­s McKinsey im Auftrag des BAMF hatte zuletzt empfohlen, mehr Druck auf abgelehnte Asylbewerb­er auszuüben, in ihre Heimatstaa­ten zurückkehr­en. dpa MEINUNG

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FOTO: RUP Asylbewerb­er in der Aufnahmest­elle Lebach – nicht alle können auf ein Bleiberech­t hoffen.

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