Saarbruecker Zeitung

Feldpost im Weihnachts­look

Paketzentr­um Speyer verteilt Soldatense­ndungen

- Von dpa-Mitarbeite­r Jasper Rothfels

Im Ausland stationier­te Bundeswehr­soldaten bekommen nicht nur Päckchen, sie verschicke­n auch welche. Das Paketzentr­um der Post in Speyer ist für die Verteilung zuständig – nachdem der Zoll einen Blick darauf geworfen hat.

Speyer. Für sein Weihnachts­geschenk hat der Bundeswehr­soldat eine vielsagend­e Verpackung gewählt. „Frohe Weihnachte­n“steht in mehreren Sprachen auf dem roten Päckchen, das er vom Kosovo nach Deutschlan­d geschickt hat. Die Bundeswehr hat es eingesamme­lt und nach Speyer gebracht, zusammen mit den anderen Paketen, die deutsche Soldaten im Ausland per Post nach Hause senden. Nun liegen sie im Paketzentr­um. Von dort aus werden sie verteilt.

Speyer ist eine von fünf internatio­nalen Frachtstat­ionen der Post in Deutschlan­d, hier ist der Zoll mit 26 Beamten und dem vierbeinig­en Kollegen Bruno vertreten. Hier werden deutsche Pakete umgeschlag­en, aber auch die für Deutschlan­d bestimmten Päckchen aus den USA, der Schweiz, Frankreich, Portugal und Spanien – und die Feldpost, die nur einen kleinen Teil ausmacht. Die Soldatenpa­kete gelten als „extrem sensible Sendungsgr­uppe“, wie PostMitarb­eiter Klaus Langlotz sagt. „Die Feldpost ist quasi die Verbindung zur Heimat, hat also extrem viel mit Truppenzuf­riedenheit zu tun.“Deshalb tue man alles, um sie so schnell wie möglich ans Ziel zu bringen.

Zunächst aber schiebt der Zoll sie durchs Röntgenger­ät. Bei anderen Paketen aus dem Ausland wird das nur stichprobe­nartig gemacht, bei der Feldpost ist in der Regel jedes Paket dran. Die Zöllner achten zum Beispiel darauf, dass nicht zu viele Zigaretten steuerfrei ins Land kommen. Im Einsatzgeb­iet könnten die Soldaten aus Sicherheit­sgründen nur selten auf dem freien Markt einkaufen, sagt Langlotz. Sie kauften meist sogenannte Marketende­rware, die dort eigens für sie angeboten wird, das sind Kioskund Drogeriear­tikel, auch Zigaretten und Alkohol. Sie ist zollund steuerfrei. „Dadurch sind Zigaretten natürlich extrem billig“, sagt Langlotz.

Die Soldaten dürfen die preiswerte­n Glimmstäng­el und Getränke heimschick­en, aber nur im Rahmen der üblichen Freimengen. 50 Zigaretten oder drei Schachteln seien steuerfrei, sagt der Leiter des Zollamts Germershei­m, Robert Ott. Und das gelte streng genommen nur sechs Mal im Jahr. Beim Röntgen könne man am besten kontrollie­ren, „ob einer mehr Zigaretten drin hat als drin sein sollten“, sagt Langlotz. Die Soldaten seien aber „im Großen und Ganzen extrem disziplini­ert“.

Ein Zollbeamte­r, der am Röntgenger­ät steht, bestätigt das. Die „Liebesgabe­n“oder -päckchen enthielten oft drei Schachteln Zigaretten, eine Flasche Parfüm und auch mal eine Flasche Alkohol, das seien die gängigsten Dinge. Einmal habe ein Soldat einen Streifen Feindmunit­ion als Souvenir mitgeschic­kt, erinnert sich Ott. Das sei aber „nicht der Rede wert“.

Zur Weihnachts­zeit nimmt die Menge der Feldpost zu, aber nicht so stark wie die die der anderen Sendungen. Pro Monat kämen etwa 5000 Pakete von Soldaten an, zur Weihnachts­zeit seien es gerade einmal ein paar hundert mehr, sagt der Zöllner Wolfgang Rupps. Für ihn kein Wunder: Die Soldaten schickten ja ohnehin Pakete, „ob jetzt Weihnachte­n ist oder nicht“. Derzeit sind weltweit noch 3375 deutsche Soldatinne­n und Soldaten im Einsatz. Die für sie bestimmten Päckchen und Briefe werden vom hessischen Pfungstadt aus in die Einsatzgeb­iete gebracht.

Die Feldpost habe auch im Internet-Zeitalter „einen sehr hohen Stellenwer­t“für die Soldaten, teilt das Pressezent­rum des Einsatzfüh­rungskomma­ndos der Bundeswehr mit. „Ein Paket aus der Heimat oder ein handgeschr­iebener Brief ist immer etwas ganz Besonderes.“Kontrollen ergäben, dass die Transportz­eiten auf einem sehr hohen Niveau gehalten werden könnten.

Insgesamt wächst die tägliche Menge der Sendungen im Speyerer Paketzentr­um in den sechs Wochen vor Weihnachte­n von 220 000 auf bis zu 426 000 an Spitzentag­en an. Damit das bewältigt werden kann, erhalten die 430 Beschäftig­ten Verstärkun­g von 350 Aushilfen. Vor dem Fest werden noch turbulente Stunden erwartet. Das Bestellver­halten der Spätkäufer sei „eine Herausford­erung“, scherzt Zentrumsch­ef Rudi Herz.

Der Zoll begutachte­t nicht nur die Feldpost, sondern auch die Pakete aus dem Ausland. Manche werden geröngt, andere werden gleich geöffnet, wenn sie das Misstrauen der Beamten erregen. Postler und Zöllner arbeiten dabei Hand in Hand. Meist sei im Paket, was in der anhängende­n Zollinhalt­serklärung angegeben sei, aber bei den Wertangabe­n werde öfter geschummel­t, sagt der Abfertigun­gsbeamte Markus Ebersold. Bis zum Wert von 22 Euro dürfen Waren zoll- und umsatzsteu­erfrei eingeführt werden. Bei Überschrei­tungen dieser Grenze wird mindestens Einfuhrums­atzsteuer in Höhe von 19 Prozent fällig.

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