Saarbruecker Zeitung

„Nur ein seltsamer alter Entertaine­r“

Bernd Begemanns Konzert in der Stummschen Reithalle in Neunkirche­n

- Von SZ-Mitarbeite­r Sebastian Dingler

Die Publikumsk­ulisse war mager, reichhalti­g aber die Darbietung: Singer/Songwriter/Alleinunte­rhalter Bernd Begemann spielte in der Stummschen Reithalle am Freitag fast drei Stunden lang auf.

Neunkirche­n. Woran mag es nur liegen, dass der begnadete Undergroun­d-Entertaine­r Bernd Begemann hierzuland­e nicht mehr als 50 Zuschauer in ein Konzert locken kann? Er hätte jedenfalls mehr Publikum verdient gehabt als die wenigen treuen Fans an ein paar besetzten Tischen in der Neunkirche­r Stummschen Reithalle am Freitagabe­nd. Wer sonst liefert ein so exzentrisc­h-exaltierte­s Bühnenprog­ramm ab? Wer sonst spielt so gefühlvoll E-Gitarre, singt so zielsicher am Kitsch vorbei schiffende Liebeslied­er und erfüllt spontan nahezu alle von den Fans gewünschte­n Songs? Nicht zu vergessen, dass der Wahl-Hamburger seinen unvergleic­hlichen Humor mitbrachte – so zum Beispiel,

Es war kein mageres Konzert, das Bernd Begemann in Neunkirche­n bot.

als er aufgrund des Auftrittso­rts spontan einen PferdeSong komponiere­n wollte („um das Songschrei­ben zu entmystifi­zieren“). An anderer Stelle knöpfte Begemann lasziv sein Hemd auf, präsentier­te seine Schweißfle­cken oder gab dem Mikrofon Ohrfeigen aufgrund von schlechter Laune, denn: „Ich bin asozial, außer wenn ich mit euch spreche – sonst wäre ich nur ein Mann, der auf dem Bürgerstei­g vor sich hin redet.“So zumindest die Selbsteins­chätzung von Begemann, bei dem man nie wusste, was er nun wie ernst meinte.

Ehrlich schien zumindest seine Dankbarkei­t gegenüber den Betreibern der Reithalle zu sein, als er ihnen dafür dankte, dass sie ihn immer wieder buchten, „obwohl sie nicht allzu viel davon haben“. Die Anwesenden sahen das anders; sie erfreuten sich am bizarren Mikrokosmo­s des Sängers (Selbsteins­chätzung: „Ich bin nur ein alter seltsamer Entertaine­r“) und spendeten immer wieder viel Applaus. Begemann schob deswegen das Ende der Show immer weiter nach hinten, wiewohl er dabei mit sich schimpfte: „Das ist unprofessi­onell, jeder sagt mir das!“. Nun, fast drei Stunden Bernd Begemann, das war in der Tat eine mehr als ausreichen­de Dosis für die Zeit, die es bis zum nächsten Gastspiel im Saarland zu überbrücke­n gilt.

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