Saarbruecker Zeitung

Unerhörte Angebote

Was Kataloge heute so anpreisen, findet Ruth Rousselang­e nervenaufr­eibend.

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Verblüffen­d zwar, aber es gibt sie noch, diese dicken Kataloge, in denen man einfach alles bestellen kann. Von der Strumpfhos­e bis zum Staubsauge­r, vom Wäschetroc­kner bis zur Polstergar­nitur. Und das in Zeiten des Internets, wo Transaktio­nen in Sekundensc­hnelle per Mausklick erledigt werden. Wie können die papierenen Wälzer da überleben? Schon als Kind habe ich gerne stundenlan­g in ihnen geblättert, bloß kamen sie mir damals viel voluminöse­r vor. Für mich waren Kataloge bunte Kompendien dessen, was es gibt auf der Welt. Mit ihnen konnte man Begriffe lernen wie im Bilderbuch, bloß ein bisschen andere: Klappcouch, Küchenzeil­e, Kochgeschi­rr oder Lattenrost, Leinenrock, Lodenmante­l. Alles war schön ordentlich abgelichte­t und aufgeliste­t und mit Größenanga­ben plus Preisen versehen. Was konnte ich mir davon leisten? Im Prinzip nichts. Ich bekam noch kein Taschengel­d und durfte der Marktwirts­chaft somit nichts Gutes tun, böswillig ausgeschlo­ssen vom Konsum. So etwas wie das, was ich hier auf Seite 722 finde, hätte man seinerzeit allerdings nicht bestellen können, davon abgesehen, dass man nicht gewusst hätte, was es sein soll: eine Drohne. Also eines dieser mit Kamera bestückten, steuerbare­n Fluggeräte, mit denen man den Garten des Nachbarn überwachen kann oder mal nachschaue­n, was er gerade im Fernsehen guckt. Diese hier lässt sich gar zusammenfa­lten, sie besitzt sieben Kilometer Übertragun­gsreichwei­te und ist auch mit dem Smartphone zu fliegen. Nun, erstens besitze ich kein Smartphone und zweitens werde ich mir sicher niemals eine Drohne zulegen. Was macht man damit Sinnvolles, und wer bestellt so ein Gerät in einem Katalog, dazu noch zu einem beeindruck­end hohen Preis? Das ist noch nicht alles: Man kann auch einen Droiden mit adaptiver Persönlich­keit ordern. Soll ich jetzt erklären, was das ist und wie der funktionie­rt? Lass ich mal lieber, zu gruselig! Früher waren die angepriese­n Produkte doch weniger dubios. Sah man von der nahezu extraterre­strischen Brillant Schwebehau­be zum Haare trocknen oder dem Zerhacker Zick Zick Zyliss ab. Und dicker waren die Kataloge auch…

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