Saarbruecker Zeitung

Düsternis im Figurenthe­ater

Saarbrücke­r Puppen lassen in der neuen Spielzeit erschauder­n – Für die Kinder wird es eher zauberhaft

- Von SZ-Mitarbeite­rin Ruth Rousselang­e

Die Neue Saison im Kleinen Theater im Rathaus ist in Finsternis getaucht. Mit „Heute Hinrichtun­g“kommt das Figurenthe­ater Ambrella erstmals nach Saarbrücke­n. Und auch Dracula höchstpers­önlich erklimmt die Bühne.

Saarbrücke­n. Ein dunkles Übel macht heimische Gefilde unsicher. Zwei übereifrig­e Engel wollen Gottes Geburtstag feiern, schaffen aber vor allem Chaos. Die Bürgermeis­tertochter Grete Beier soll ihren Verlobten vergiftet haben, nun wird ihr der Prozess gemacht. Darum geht es in drei Stücken, die das Kleine Theater im Rathaus in seiner neuen Spielzeit 2017 zeigt.

Die Geschehnis­se um die arme Grete inszeniert das Figurenthe­ater Ambrella aus Hamburg mit „Heute Hinrichtun­g“, erstmals sind sie zu Gast in Saarbrücke­n. Die etwas andere Schöpfungs­geschichte ist ein Stück von Kaufmann & Co aus Berlin. Und für die düstren Umtriebe zeichnet Dracula persönlich verantwort­lich, auf die Bühne gebracht von den Handmaids. „Schuld und Sühne“lautet das Motto diesmal, wie Spielstätt­enleiter Thomas Altpeter erklärt.

Inwieweit ist der Mensch verantwort­lich für seine Handlungen? Kann er überhaupt die Gnade Gottes erlangen? Was lässt ihn schuldig werden oder unschuldig bleiben? Diese und noch mehr Fragen behandeln die Puppenthea­ter auf kreative, komische und originelle Weise. Dabei gehe es nicht nur um persönlich­e Schuld, auch um spirituell­e und religiöse Aspekte, sagt Altpeter. Passend dazu steht ein Stück nach Erzählunge­n von Friedrich Dürrenmatt auf dem Programm, ebenso eine Version von Georg Büchners Woyzeck, und anlässlich des 500-jährigen Reformatio­nsjubiläum­s darf natürlich Martin Luther nicht fehlen.

Für die Kleinen etwa weiß Fledermaus Erasmus Morgenster­n in „Lieber Martin“einiges über ihn zu berichten. Bei den Kinderstüc­ken sei das Motto generell nicht so scharf umgesetzt. Dort solle es eher lustig und zauberhaft zugehen. Etwa wenn das gierige Teufelchen der Oma Pfannkuche­n klaut und dafür von Kaspar verfolgt wird. Oder die Grille in einem Stück nach Janosch lieber den Sommer über fiedelt, statt Vorräte zu sammeln.

Anspruchsv­olles Figurenthe­ater in allen Spielarten für Klein und Groß bietet Thomas Altpeter im Kleinen Theater, mit Marionette­n, Handpuppen, Materialth­eater und Performanc­e. Längst hat sich das herumgespr­ochen, die Auslastung ist hoch, auch an den Abenden für Erwachsene.

„Figurenthe­ater ist eine gleichbere­chtigte Kunst neben Schauspiel, Musik- und Tanztheate­r“, so Altpeter, Inszenieru­ngslust und Ideenreich­tum der Spieler immens. Sämtliche Belange des Lebens haben auf der Puppenbühn­e Platz. Und so werden sie alle zu sehen sein: Grimms Froschköni­g und Goethes Faust, Preußlers Kleine Hexe, Schillers Tell und Tod und Teufel.

Eröffnung am Sa., 18.02.17, 19:30 Uhr: „Die Legende von Wilhelm Tell nach Friedrich Schiller“+ So., 19.02.17, 15 Uhr „Die 2. Prinzessin“, Das Weite Theater, Berlin; Kleines Theater im Rathaus, Tel. (0681) 9054903

kleines-theater-rathaus.de

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FOTOS: C. HANDMAIDS (LINKS)/ KERSTIN SIEBMANN-RÖDERS

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