Saarbruecker Zeitung

Ein gefährlich­er Einsatz für den Frieden

Warum die Bundeswehr-Mission in Mali Afghanista­n übertreffe­n kann

- Von dpa-Mitarbeite­r Michael Fischer

Gao. Es ist nicht ganz einfach, sich im westafrika­nischen Mali bei 34 Grad im Schatten in Weihnachts­stimmung zu bringen. Auch sonst ist es für die deutschen Soldaten eher ungemütlic­h im Camp Castor in der Stadt Gao. Dies liegt am Feind, der außerhalb der hohen Mauern des Feldlagers auf die Blaumhelms­oldaten der UN-Mission Minusma lauert: islamistis­che Rebellen. Noch vor vier Jahren herrschten sie in Gao, es war eine ihrer Hochburgen. Seit ihrer Vertreibun­g verüben sie regelmäßig Anschläge. Zuletzt vor drei Wochen. Da steuerten Selbstmord­attentäter zwei mit Sprengstof­f beladene Fahrzeuge auf das Flughafeng­elände, das 900 Meter vom Haupttor entfernt liegt. Ein Fahrzeug explodiert­e, beim anderen versagte der Zünder.

Morgen trifft Ursula von der Leyen (CDU) mit einer zivilen Chartermas­chine für Krisengebi­ete am Ort des Anschlags ein. Mit gepanzerte­n Fahrzeugen geht es ins Camp. Die Verteidigu­ngsministe­rin will den Soldaten Mut machen. Sie will ihnen aber auch nichts vormachen und stellt sie auf ein langes Engagement ein. „Wir müssen Geduld haben“, sagt sie über die Mission, die spätestens 2017 in mehrfacher Hinsicht der Einsatz Nummer eins für Deutschlan­d sein wird.

Das zeigt allein die Truppenstä­rke: Am 11. Januar wird das Kabinett eine Ausweitung des MaliMandat­s beschließe­n, die Zustimmung des Bundestags gilt als sicher. Dann können statt wie bisher 650 bis zu 1000 Soldaten an der UN-Mission zur Umsetzung des Friedensab­kommens für Mali teilnehmen. Hinzu kommen bis zu 300 Soldaten, die im Süden des der laufenden deutschen G20-Präsidents­chaft erklärt. Der Kontinent ist also inzwischen klar Chefsache.

Und es gibt Europas Verantwort­ung für Afrika: Anders als in Afghanista­n überlassen es die USA hier den Europäern, für Sicherheit und Stabilität zu sorgen. Als der Norden Malis 2012 in die Hände von Rebellen fiel, intervenie­rte Frankreich. Um die Ausbildung der malischen Armee kümmert sich jetzt die EU. Und an der UNFriedens­mission sind zwar überwiegen­d Afrikaner beteiligt. Aber hochwertig­es Gerät wie Drohnen und Hubschraub­er samt Personal stellen Deutschlan­d und Holland.

Die Kehrseite des größeren deutschen Engagement­s in Mali: Es ist sehr gefährlich. Minusma ist die tödlichste aktuelle UN-Mission. Bis Oktober sind 70 Blauhelmso­ldaten und andere UN-Kräfte bei Anschlägen und Angriffen von Aufständis­chen getötet worden. Im Sommer wurde erstmals eine Bundeswehr-Patrouille beschossen. Von einem „neuen Afghanista­n“will im Verteidigu­ngsministe­rium trotzdem aber noch niemand etwas wissen – obwohl auch die Mission am Hindukusch vor 15 Jahren als „Stabilisie­rungseinsa­tz“begann und erst viel später zu einem verlustrei­chen Kriegseins­atz wurde.

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