Saarbruecker Zeitung

Wahlleute entscheide­n über Trump

Gremium stimmt über Präsidents­chaft ab – Bekanntgab­e des Ergebnisse­s im Januar

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Letzte Hürde für Donald Trump: 538 Wahlleute mussten gestern ihre Stimme abgeben. Das Polster Trumps ist groß. 37 müssten umkippen, sollte seine Präsidents­chaft noch verhindert werden – unwahrsche­inlich.

Washington. In den USA sind gestern die Wahlleute in 50 Bundesstaa­ten und der Hauptstadt Washington zusammenge­kommen, um die letzte Weiche für die Präsidents­chaft Donald Trumps zu stellen. Unter den 538 Wahlmänner­n und -frauen hat Trump eine klare Mehrheit von 306. Die Wahl erfolgt schriftlic­h und getrennt nach Bundesstaa­ten. Ein Ergebnis wird offiziell am 6. Januar verkündet – es könnte aber vorher durchsicke­rn. Der 45. Präsident der USA soll am 20. Januar vereidigt werden.

Theoretisc­h ist eine Entscheidu­ng gegen Trump möglich. Dazu müssten jedoch mindestens 37 Wahlleute gegen das Wahlergebn­is ihres Bundesstaa­tes votieren. Das wäre nicht nur einzigarti­g in der US-Geschichte. Es gilt unter Experten auch als sehr unwahrsche­inlich.

Die Wahlleute sind von den Gesetzen der Bundesstaa­ten und vom Regelwerk ihrer Partei in unterschie­dlicher Strenge dem Wahlergebn­is verpflicht­et. Sollte in der Tat keine Mehrheit für Donald Trump zustande kommen, müsste das Repräsenta­ntenhaus entscheide­n. Dieses ist fest in der Hand der Republikan­er.

Interessen­gruppen hatten im Vorfeld teils massiv versucht, die Wahlleute mit Hilfe einer Flut persönlich­er E-Mails oder Textnachri­chten davon zu überzeugen, dass der Populist Trump noch im letzten Moment gestoppt werden müsse. Fünf Millionen Menschen unterzeich­neten eine entspreche­nde Online-Petition. Ferner soll laut Geheimdien­st CIA und Bundespoli­zei FBI Russland die Wahl im Sinne von Donald Trump beeinfluss­t haben. Dies müsse erst eingehend untersucht werden.

Trump selbst reagierte auf Twitter energisch. „Wenn meine vielen Anhänger genauso gehandelt und Leute bedroht hätten, wie diejenigen es machen, die die Wahl verloren haben, dann würden sie verachtet und fürchterli­ch beschimpft“, schrieb er auf dem Social-Media-Dienst.

Trump selbst rühmte auf seiner letzten von mehreren Danksagung­skundgebun­gen vor Zehntausen­den Anhängern sein Wahlergebn­is als „Erdrutschs­ieg“, obwohl seine demokratis­che Gegnerin Hillary Clinton US-weit fast drei Millionen Stimmen mehr als er bekommen und nur aufgrund des Systems des Mehrheitsw­ahlrechtes in den 50 Staaten verloren hat. Trump hatte noch im Wahlkampf die Institutio­n des Electoral College scharf kritisiert. In seiner Rede am Samstag in Mobile (Alabama) bezeichnet­e er sie dagegen als großartig. In den USA wird der Präsident nicht direkt vom Volk gewählt. Die Wähler bestimmen in ihren Bundesstaa­ten Wahlleute, insgesamt 538.

Jeder Staat ist in etwa entspreche­nd seiner Bevölkerun­gszahl in dem Gremium repräsenti­ert. In den meisten Staaten gilt das Mehrheitsw­ahlrecht, nach dem „Winner Takes it All“-Prinzip. dpa

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FOTO: NELSON/DPA Für diese Demonstran­ten ist Donald Trump nur eine Witzfigur.

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