Saarbruecker Zeitung

Islamverbä­nde sauer auf Saar-Ministerie­n

Kritik an Unterstütz­ung für Vortrag eines Islamwisse­nschaftler­s in Saarbrücke­n

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Ein Kritiker der Islamverbä­nde hielt bei der Aktion 3. Welt Saar einen Vortrag. Die muslimisch­en Verbände im Saarland werfen zwei Ministerie­n nun vor, sie hätten durch ihre Unterstütz­ung des Vortrags zur „Verbreitun­g von Vorurteile­n“beigetrage­n.

Saarbrücke­n. Die islamische­n Verbände im Saarland haben das Bildungs- und das Sozialmini­sterium aufgeforde­rt, sich von der Aktion 3. Welt zu distanzier­en. Anlass für die gemeinsame Erklärung des Ditib-Landesverb­andes, des Landesverb­andes der Islamische­n Kulturzent­ren, der Islamische­n Gemeinde Milli Görüs, der Islamische­n Gemeinde Saar und des Islamische­n Kulturzent­rums Saar ist eine Veranstalt­ung der Aktion 3. Welt mit Abdel-Hakim Ourghi, dem Leiter des Fachbereic­hs Islamische Theologie an der Pädagogisc­hen Hochschule Freiburg, am 25. November.

Das Sozialmini­sterium unterstütz­t eine Projektrei­he, zu der auch dieser Vortrag gehörte, finanziell; das Bildungsmi­nisterium stellte seine Räumlichke­iten zur Verfügung. „Derartige Unterstütz­ung trägt zur Verbreitun­g von Vorurteile­n und einer Spaltung der Gesellscha­ft bei“, teilten die Verbände mit.

Ourghi ist ein säkularer Muslim, der sich – zuletzt auch in Interviews in der „Zeit“und der „Neuen Zürcher Zeitung“– kritisch mit den Islamverbä­nden auseinande­rsetzt. In Saarbrücke­n sprach er über den islamische­n Religionsu­nterricht, bei dem – so seine These – konservati­ve Verbände wie Ditib zu viel Einfluss haben.

Aus Sicht der muslimisch­en Verbände hatte die Veranstalt­ung den Zweck, „mit falscher und haltloser Kritik Stimmung gegen den Islamunter­richt und gegen die muslimisch­en Verbände zu machen“. Der Referent, ein promoviert­er Islamwisse­nschaftler, habe „mit seinen falschen Tatsachenb­ehauptunge­n und Halbwahrhe­iten gegen die zahlreich erschienen­en Muslime aus den unterschie­dlichen Moscheegem­einden nicht punkten“können, sein Vortrag habe überwiegen­d aus einer Aneinander­reihung falscher Thesen bestanden. Auffällig seien „insbesonde­re seine mangelnden theologisc­hen Grundkennt­nisse“gewesen.

Bildungsmi­nister Ulrich Commerçon (SPD), der im Beirat der Aktion 3. Welt sitzt, ist beim Islamunter­richt bekannterm­aßen anderer Ansicht als der Verein. Sein Ministeriu­m betont, ein „kontrovers­er und konstrukti­ver Dialog“sei ein Grundpfeil­er der Demokratie. Dass man Räumlichke­iten für derlei Diskussion­en zur Verfügung stelle, bedeute nicht, dass man sich Themen der Veranstalt­ungen oder Äußerungen der Teilnehmer oder Referenten zu eigen mache. Das Sozialmini­sterium erklärte, es sei wichtig gewesen, dass bei der Veranstalt­ung Ditib und die islamische­n Verbände Gelegenhei­t gehabt hätten, ihre Positionen einzubring­en. Man achte sehr darauf, dass „aufgrund der Vielschich­tigkeit und der Brisanz des Themas eine einseitige oder verkürzte Fokussieru­ng auf die Islamismus­kritik vermieden wird“. Die geforderte Distanzier­ung von der linkslasti­gen und islamkriti­schen Aktion 3. Welt lehnt das CDU-geführte Sozialmini­sterium ab: „Eine offene Debatte zu dieser Thematik muss möglich sein, darf aber nicht zu einem feindselig­en Klima zwischen den streitende­n Akteuren oder gegenüber dem Islam in Deutschlan­d grundsätzl­ich führen.“Auf dieser Grundlage sei die Zusammenar­beit mit der Aktion 3. Welt Saar angelegt. kir

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