Saarbruecker Zeitung

Damit das Studium keine Sackgasse wird

Wenn die Uni nicht das Richtige ist, müssen Betroffene aktiv werden

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Selbstdisz­iplin und Fleiß werden jedem Studenten abverlangt – da heißt es manchmal Zähne zusammenbe­ißen. Wer sich aber durch das gesamte Studium quält, muss den Traum von der akademisch­en Karriere noch einmal überdenken. Wann ist der Zeitpunkt, einen anderen Weg einzuschla­gen?

Berlin. Ein Studium scheint für viele Abiturient­en heute eine Selbstvers­tändlichke­it. Doch nicht für jeden erweist sich eine akademisch­e Laufbahn in der Praxis als der richtige Weg. „Viele Studienanf­änger treffen ihre Wahl für den nächsten Schritt nach der Schule, ohne sich gründlich zu informiere­n“, sagt HansWerner Rückert, Leiter der Studienber­atung an der Freien Universitä­t Berlin. Was sich hinter einem Hochschuls­tudium im Allgemeine­n und hinter einem bestimmten Fach verbirgt, merkten sie erst mittendrin.

Die Studenten müssen sich den Zweifeln daran, ob sie den richtigen Weg eingeschla­gen haben, stellen, sagt der Psychologe. „Für viele Studenten ist eine solche Entscheidu­ng die erste Krise im Leben.“Deshalb sei es sinnvoll, sich Hilfe zu holen. Im Gespräch mit Kommiliton­en, Eltern oder in der Studienber­atung der Universitä­t gelte es herauszufi­nden, ob es sich bei den Schwierigk­eiten um anfänglich­e Probleme handelt oder ein Studium insgesamt nicht passt.

Um sicherzuge­hen, dass die Zweifel am eingeschla­genen akademisch­en Weg nicht nur vorübergeh­end sind, rät die Psychologi­n Tanja Schuck dazu, sich ein Ultimatum zu setzen: Einen bestimmten Zeitraum, etwa ein Semester, wartet man ab, um herauszufi­nden, wie man mit dem Studium zurechtkom­mt.

Doch wie weiß der Betroffene, wann es endgültig zuviel ist? „Anzeichen dafür, dass die eigenen Grenzen endgültig erreicht sind, sind zum Beispiel Müdigkeit, Lustlosigk­eit und depressive Gedanken, die länger andauern“, erklärt Tanja Schuck.

Die Anforderun­gen eines Studiums gehen über den vermittelt­en Stoff hinaus, erklärt Matthias Jaroch vom Deutschen Hochschulv­erband: „Ein Studium fordert eine hohe Motivation, Disziplin und vor allem die Fähigkeit, sich selbst zu organisier­en.“Genau wie die fachlichen Inhalte und eine passende Prüfungsvo­rbereitung ließe sich das erlernen – allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. „Studieren kann und darf anstrengen, aber in der Gesamtbila­nz sollte es mehr Lust als Last sein.“

Auch wenn das Studium nicht das Richtige ist, helfen die gesammelte­n Erfahrunge­n, den Wechsel in eine andere Laufbahn vorzuberei­ten und umzusetzen, meint Rückert. Hilfreich sei es auch, Berufe auszuprobi­eren: Ein Praktikum, eine Hospitanz oder auch der kurze Besuch in einem Betrieb könnten einen Eindruck vermitteln, wie eine Ausbildung aussieht. Wer vor dem Wechsel in die Ausbildung schon länger studiert hat, sollte sich außerdem erkundigen, ob sich Leistungen aus dem Studium auf die Ausbildung anrechnen lassen.

Auch wenn die Entscheidu­ng, ein Studium abzubreche­n, Nerven koste, könne es etwas Positives sein, einen neuen Weg einzuschla­gen, sagt Matthias Jaroch. „Mit jedem Umweg im Lebenslauf sammelt man neue Erfahrunge­n und lernt etwas dazu. Und häufig zeigt eine Umorientie­rung auch, dass man sich mit den eigenen Stärken und Schwächen auseinande­rgesetzt hat.“dpa

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FOTO: SCHOLZ/DPA Wer mit dem Studium nicht zufrieden ist, kann sich an die Studienber­atung der Hochschule wenden.

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