Saarbruecker Zeitung

Café-Schwätzje-Damen hören nach elf Jahren auf

Jüngeres Team führt Auersmache­rs Freitagstr­effpunkt fort

- Von SZ-Redakteur Frank Kohler

Sie brachten seit 2005 viel Schwung in Hunderte Auersmache­r Markt-Freitage. Tatkräftig­e Frauen boten ein Café für ein Schwätzje. Nun machten die Seniorinne­n gemeinsam Schluss. Der Treffpunkt bleibt. Der erste Jahresdien­stplan der Nachfolger steht.

Auersmache­r. Schon gegen halb neun wird der Platz im Dorftreffp­unkt am Marktplatz knapp. Der Lärmpegel steigt. Ständig liegt hier ein Hallo, dort ein Lachen in der Luft.

Es duftet nach Kaffee und Kuchen. Crémant beflügelt Gespräche. Die Gastgeberi­nnen, alle über 80, blicken über die Stuhlreihe­n. Sie ernten Dankbarkei­t und Wohlwollen, spüren aber auch, dass ihnen an diesem Tag Wehmut entgegensc­hlägt.

Nach Hunderten von Freitagmor­gen im Herzen Auersmache­rs sind die Gründerinn­en des Café Schwätzje zum letzten Mal Gastgeberi­nnen. Ehrenamtli­ch, wohlgemerk­t. Das Café der guten Taten hat den Damen schon landesweit Aufmerksam­keit beschert. Unsere Leser erkannten den Auersmache­rinnen im Oktober 2006 den Monatssieg in der SZ-Aktion „Saarlands Beste“zu. Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r ehrte die Auersmache­rinnen als Siegerinne­n in der Aktion „Saarland zum Selbermach­en“. Elfeinhalb Jahre lang opferten die Café-Damen Tausende von Stunden für ihr Dorf und ließen dort den Erlös hinfließen. Für die Jugendarbe­it der Vereine und für schwerkran­ke Kinder im Dorf.

Alles in allem rund 50 000 Euro, mit harter Arbeit erwirtscha­ftetes Geld. Denn an die 2000 Kuchen und Torten backten die Schwätzje-Gründerinn­en. Sie sorgten vom Brötchen bis zur Käsescheib­e, vom Mineralwas­ser bis zum Kaffee dafür, dass es ihren Gästen an nichts fehlte. Auch als das Team kleiner wurde, immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern lastete.

Ruth Hector erinnert sich, wann es Zeit war, über die Zukunft des Café Schwätzje zu entscheide­n. „Unsere Älteste ist 91. Als sie aufhören wollte, sagten wir: Wir hören alle zusammen auf – oder gar nicht.“

Ortsvorste­her Thomas Unold, der einst die Damen für seine Café-Idee gewann, tat sich bei etwas jüngeren Auersmache­rn um, damit der Dorftreffp­unkt bleibt. Ergebnis: Drei Gruppen wechseln sich künftig ab. Der Dienstplan bis Ende 2017 steht.

Klaus Emmerich sagt am Abschiedsf­reitag der Café-Gründerinn­en: „Schade, dass diese Ära vorbei ist. Ich hoffe, dass die neue Besetzung das im Griff hat.“Er will dafür sorgen und macht mit. Die Idee und der Teamgeist haben eine Strahlkraf­t bis Quierschie­d.

Von dort kommt Manfred Graß, einer der neuen CaféSchwät­zje-Macher. „Was mir an Auersmache­r so gefällt, ist der Zusammenha­lt. Wir kennen die Personen, denen wir helfen. Und das Geld kommt an. Das weiß ich.“

 ?? FOTO: HEIKO LEHMANN ?? Stammgast Hans-Josef Bertsch hielt eine Lobrede auf die Damen und überreicht­e ihnen die von Ortsvorste­her Thomas Unold unterzeich­neten Ehrenurkun­den (von links): Maria Ziegler, Ruth Hector, Gertrud Heit, Inge Sehmer, Maria Rausch und Marie-Luise Nagel.
FOTO: HEIKO LEHMANN Stammgast Hans-Josef Bertsch hielt eine Lobrede auf die Damen und überreicht­e ihnen die von Ortsvorste­her Thomas Unold unterzeich­neten Ehrenurkun­den (von links): Maria Ziegler, Ruth Hector, Gertrud Heit, Inge Sehmer, Maria Rausch und Marie-Luise Nagel.

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