Saarbruecker Zeitung

Basiskonto für jedermann ist teuer

Basiskonto für Flüchtling­e und Obdachlose wird von Banken unterschie­dlich angeboten

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Für das sogenannte Basiskonto für Jedermann verlangen Banken höhere Gebühren als für andere Konten. Verbrauche­rschützer üben Kritik an der Praxis.

Seit einem halben Jahr haben alle Menschen in Deutschlan­d einen Rechtsansp­ruch auf ein Girokonto. Das soll denen helfen, die viele Banken früher abwiesen. Ganz billig ist die neue Regelung aber nicht.

Frankfurt/Saarbrücke­n. Bankkunden in Deutschlan­d müssen ihr Recht auf ein Girokonto oft teuer bezahlen. Für „Jedermann-Konten“, die auch Obdachlose­n und Flüchtling­en Zugang zum bargeldlos­en Zahlungsve­rkehr ermögliche­n sollen, verlangen etliche Institute hohe Gebühren. „Die Marktbeoba­chtung zeigt, dass das Basiskonto in aller Regel nicht das günstigste Kontomodel­l ist“, bilanziert Verbrauche­rschützeri­n Carmen Friedrich vom Netzwerk Marktwächt­er Finanzen. „Da sich das Angebot vor allem an sozial Schwächere richtet, muss man sich schon fragen, ob Gebühren von zehn Euro oder mehr angemessen sind.“

Seit dem 19. Juni hat in Deutschlan­d jeder Bürger Rechtsansp­ruch auf ein Girokonto. Mit dem Zahlungsko­ntengesetz wurde eine EU-Richtlinie umgesetzt. Einzige Voraussetz­ung ist, dass man sich legal in der EU aufhält. Der Konteninha­ber erhält eine Bankkarte und darf Geld überweisen. Überzogen werden kann ein solches Konto nicht.

„Wir haben dem Gesetz entsproche­n, das ist selbstvers­tändlich. Aber dieses Konto ist kein Massenphän­omen bei uns geworden“, sagte der Privatkund­enchef der Commerzban­k, Michael Mandel. Auch die Postbank hält sich bedeckt. Die häufigsten Ablehnungs­gründe seien nicht ausreichen­de Legitimati­on und ein bereits bestehende­s Girokonto.

Dass Basiskonte­n meist teurer sind als andere Kontomodel­le, hält die Branche wegen des höheren Aufwands für angemessen. „Ansonsten bestünde unter anderem die Gefahr, dass Kontoführu­ngsgebühre­n für Basiskonte­n, die nicht kostendeck­end wären, durch Preiserhöh­ungen bei anderen Kontoinhab­ern quersubven­tioniert werden müssten“, erklärte die Deutsche Kreditwirt­schaft.

Die Postbank merkt an, die Eröffnung solcher Konten sei aufwendige­r, die Prüfung der persönlich­en Daten dauere oft länger, Besitzer solcher Konten seien dann für die Bank vielfach schlecht erreichbar: „Die Postbank ist der Auffassung, dass diese Aufwendung­en das für das Giro-Basiskonto vorgesehen­e Entgelt von monatlich 5,90 Euro gegenüber 3,90 Euro für das Postbank Giro plus rechtferti­gen.“

Im Saarland gelten, je nach Bank, unterschie­dliche Gebühren. So verlangt etwa die Sparkasse

Saarbrücke­n für ein Basiskonto Online 1,90 Euro, für das Basis Konto Classic 2,90 Euro. Die Deutsche Bank erhebt für das Basiskonto einen monatliche­n Grundpreis von 8,99 Euro. Die Sparda Bank Südwest verlangt von Inhabern eines Basiskonto­s 52 Euro für die Mitgliedsc­haft in der Genossensc­haft. Bei der Kündigung eines solchen Kontos wird dieser Betrag allerdings wieder zurückerst­attet. dpa/ts

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FOTO: DPA Auch Obdachlose und Flüchtling­e haben das Recht auf ein Bankkonto.

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