Erobern Sex-Roboter bald unsere Betten?
Beziehungen mit Maschinen könnten bald Alltag werden – Kritiker fürchten negative gesellschaftliche Folgen
Sex mit Robotern ist keine Zukunftsmusik mehr. Hersteller bauen bereits erste Maschinen, die Gefühle simulieren können. Das provoziert heftige Debatten.
Bei der schönsten Nebensache der Welt denken die meisten an zwei, im äußersten Fall mehrere Menschen beim Liebesakt. Doch beim Sex der Zukunft könnten auch Roboter eine Rolle spielen. Eine Vorstellung, die kontroverse Debatten hervorruft.
London. Der Mensch liebt seine Maschinen und bald sollen sie ihn lieben. Die Rede ist von Sexrobotern. Erste Versionen wie Roxxxy sind bereits für 7000 Euro auf dem Markt. Die äußerlich wie eine Gummipuppe anmutende Maschine kann laut Hersteller True Companion reden, zuhören und reagiert auf Berührung. Roxxxys Schöpfer sind nicht die einzigen Entwickler auf diesem Gebiet. Auch die Hersteller Kanojo Toys und Real Doll mischen mit. Die Sexroboter wirken noch wenig lebensecht: Ihre Bewegungenen sind abgehackt. Die Stimme klingt elektronisch. Sie sind auf eine männliche Zielgruppe zugeschnitten.
Das Thema Erotik und Maschinen ruft nicht nur die SexIndustrie auf den Plan, sondern auch die Wissenschaft. Ein Internationaler Kongress diese Woche in London beschäftigte sich ganz mit dem Thema „Liebe und Sex mit Robotern“. Die Fürsprecher der Sexmaschinen glauben, dass sie dabei helfen könnten, Prostitution einzudämmen, Sex-Unterricht zu geben und sogar Therapien zu ermöglichen. Vor allem könnten die Roboter denjenigen Menschen ein Sexualleben ermöglichen, die bislang leer ausgehen, glaubt Kate Devlin. Die Hochschuldozentin für ComputerSprachen an der Universität von London ist eine der Verantwortlichen hinter dem Kongress. Sie sagt: „Sexroboter müssen gar nicht aussehen wie Menschen, wir sind momentan nur darauf festgefahren.“
Doch es gibt auch Kritiker der Roboter-Liebe. Kathleen Richardson, Initiatorin der „Kampagne gegen Sexroboter“, fordert einen Entwicklungsstopp. Sie befürchtet negative gesellschaftliche Folgen. „Es lässt die Idee zu, menschliche Beziehungen seien optional, und alle Bedürfnisse könnten von Maschinen gestillt werden. Aber das stimmt nicht. Man braucht andere Menschen“, sagt sie. Außerdem könnte der Einsatz von Sex-Robotern dazu beitragen, dass Menschen, vor allem Frauen, noch stärker als ohnehin schon auf Objekte reduziert werden. Dauerhaft könnte das zu mehr Ungleichheit und zu Verlust von Empathie führen, fürchtet Richardson.
David Levy, Experte für Künstliche Intelligenz (KI), sieht Sexroboter nicht zwangsläufig als Ersatz für menschliche Liebesbeziehungen, eher als Alternative oder Ergänzung. Die Frage sei, ob eine Beziehung mit einem Roboter besser wäre als gar keine Beziehung. Technologie ist bereits integraler Bestandteil des alltäglichen Lebens und wird dominanter. Doch möchte man sie auch in Roboterform im Bett haben?
Forscherin Devlin befürchtet, dass die Roboter-Hersteller sehr persönliche Daten ihrer Kunden sammeln. Das erfolgt heute schon teilweise bei Sexspielzeug oder Smartwatches und könnte beispielsweise für Versicherungen interessant sein. Dozentin Devlin hält Sex mit Robotern für „eine Entwicklung, die kommen wird“, daher sei es besser „frühzeitig einzusteigen, um sie mitzuformen“, sagte sie in Bezug auf Produkte der Sex-Industrie. Wer weiß, welche Firmen nicht schon längst daran arbeiten. Wenn es nach Devlin geht, soll es nicht nur um Sex, sondern auch um Liebe gehen. Vielleicht könnten die Maschinen der Zukunft irgendwann dank künstlicher Intelligenz sogar Gefühle und eine Art Bewusstsein ihrer selbst entwickeln.