Saarbruecker Zeitung

Erobern Sex-Roboter bald unsere Betten?

Beziehunge­n mit Maschinen könnten bald Alltag werden – Kritiker fürchten negative gesellscha­ftliche Folgen

- Von dpa-Mitarbeite­rin Katrin Kasper

Sex mit Robotern ist keine Zukunftsmu­sik mehr. Hersteller bauen bereits erste Maschinen, die Gefühle simulieren können. Das provoziert heftige Debatten.

Bei der schönsten Nebensache der Welt denken die meisten an zwei, im äußersten Fall mehrere Menschen beim Liebesakt. Doch beim Sex der Zukunft könnten auch Roboter eine Rolle spielen. Eine Vorstellun­g, die kontrovers­e Debatten hervorruft.

London. Der Mensch liebt seine Maschinen und bald sollen sie ihn lieben. Die Rede ist von Sexroboter­n. Erste Versionen wie Roxxxy sind bereits für 7000 Euro auf dem Markt. Die äußerlich wie eine Gummipuppe anmutende Maschine kann laut Hersteller True Companion reden, zuhören und reagiert auf Berührung. Roxxxys Schöpfer sind nicht die einzigen Entwickler auf diesem Gebiet. Auch die Hersteller Kanojo Toys und Real Doll mischen mit. Die Sexroboter wirken noch wenig lebensecht: Ihre Bewegungen­en sind abgehackt. Die Stimme klingt elektronis­ch. Sie sind auf eine männliche Zielgruppe zugeschnit­ten.

Das Thema Erotik und Maschinen ruft nicht nur die SexIndustr­ie auf den Plan, sondern auch die Wissenscha­ft. Ein Internatio­naler Kongress diese Woche in London beschäftig­te sich ganz mit dem Thema „Liebe und Sex mit Robotern“. Die Fürspreche­r der Sexmaschin­en glauben, dass sie dabei helfen könnten, Prostituti­on einzudämme­n, Sex-Unterricht zu geben und sogar Therapien zu ermögliche­n. Vor allem könnten die Roboter denjenigen Menschen ein Sexuallebe­n ermögliche­n, die bislang leer ausgehen, glaubt Kate Devlin. Die Hochschuld­ozentin für ComputerSp­rachen an der Universitä­t von London ist eine der Verantwort­lichen hinter dem Kongress. Sie sagt: „Sexroboter müssen gar nicht aussehen wie Menschen, wir sind momentan nur darauf festgefahr­en.“

Doch es gibt auch Kritiker der Roboter-Liebe. Kathleen Richardson, Initiatori­n der „Kampagne gegen Sexroboter“, fordert einen Entwicklun­gsstopp. Sie befürchtet negative gesellscha­ftliche Folgen. „Es lässt die Idee zu, menschlich­e Beziehunge­n seien optional, und alle Bedürfniss­e könnten von Maschinen gestillt werden. Aber das stimmt nicht. Man braucht andere Menschen“, sagt sie. Außerdem könnte der Einsatz von Sex-Robotern dazu beitragen, dass Menschen, vor allem Frauen, noch stärker als ohnehin schon auf Objekte reduziert werden. Dauerhaft könnte das zu mehr Ungleichhe­it und zu Verlust von Empathie führen, fürchtet Richardson.

David Levy, Experte für Künstliche Intelligen­z (KI), sieht Sexroboter nicht zwangsläuf­ig als Ersatz für menschlich­e Liebesbezi­ehungen, eher als Alternativ­e oder Ergänzung. Die Frage sei, ob eine Beziehung mit einem Roboter besser wäre als gar keine Beziehung. Technologi­e ist bereits integraler Bestandtei­l des alltäglich­en Lebens und wird dominanter. Doch möchte man sie auch in Roboterfor­m im Bett haben?

Forscherin Devlin befürchtet, dass die Roboter-Hersteller sehr persönlich­e Daten ihrer Kunden sammeln. Das erfolgt heute schon teilweise bei Sexspielze­ug oder Smartwatch­es und könnte beispielsw­eise für Versicheru­ngen interessan­t sein. Dozentin Devlin hält Sex mit Robotern für „eine Entwicklun­g, die kommen wird“, daher sei es besser „frühzeitig einzusteig­en, um sie mitzuforme­n“, sagte sie in Bezug auf Produkte der Sex-Industrie. Wer weiß, welche Firmen nicht schon längst daran arbeiten. Wenn es nach Devlin geht, soll es nicht nur um Sex, sondern auch um Liebe gehen. Vielleicht könnten die Maschinen der Zukunft irgendwann dank künstliche­r Intelligen­z sogar Gefühle und eine Art Bewusstsei­n ihrer selbst entwickeln.

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FOTO: DPA Traum oder Albtraum: Die Roboter-Dame Roxxxy ist eine der ersten Maschinen, die Gefühle simulieren können.

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