Saarbruecker Zeitung

Moskau betont Harmonie mit Türkei

Mord an russischem Botschafte­r soll Beziehunge­n nicht belasten – Lawrow verurteilt Gegner von Assad

- Von SZ-Mitarbeite­rin Klaus-Helge Donath

Der Mord am russischen Botschafte­r in der Türkei soll die Harmonie beider Länder nicht stören. Das wurde gestern in Moskau deutlich.

Nach dem Attentat auf den russischen Botschafte­r in Ankara haben die Regierunge­n beider Länder die Fortsetzun­g ihrer Zusammenar­beit unterstric­hen. In Moskau vermuteten viele, das Attentat sollte das gestrige Treffen mit dem Iran trüben.

Moskau. Nach dem Mord an dem russischen Botschafte­r in der Türkei am Montagaben­d bemühen sich Moskau und Ankara auffällig um einen Gleichklan­g, der bis in einzelne Formulieru­ngen hineinreic­ht. Gestern früh schickte Moskau bereits Mitarbeite­r des russischen Ermittlung­skomitees nach Ankara. Sie sollen zusammen mit den türkischen Kollegen die Ermittlung­en aufnehmen.

Präsident Wladimir Putin hatte noch am späten Montagaben­d im russischen Fernse- hen das Attentat als Verbrechen und Provokatio­n bezeichnet. Es ziele darauf ab, die „Normalisie­rung der russisch-türkischen Beziehunge­n zu durchkreuz­en und den Friedenspr­ozess in Syrien, der aktiv von Russland, der Türkei, Iran und anderen Staaten vorangetri­eben wird, zu sprengen“. Die Antwort darauf könne nur eine „Verstärkun­g des Kampfes gegen den Terror sein. Die Banditen werden es zu spüren bekommen“, sagte der Kremlchef. Gleichzeit­ig ordnete er verstärkte Sicherheit­smaßnahmen in den diplomatis­chen Vertretung­en Russlands an und forderte Ankara auf, der russischen Seite Sicherheit­sgarantien zu geben.

Russische Beobachter vermuten gar, dass der Anschlag dem Treffen Russlands, des Iran und der Türkei gestern in Moskau vorgreifen wollte. Eine Einigung der drei Mächte, die durchaus andere Interessen verfolgen, sollte unterlaufe­n werden. Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow nannte die drei Mächte die „effektivst­en Kräfte“bei der Regulierun­g der Krise in Syrien. „Das ist ein Fakt“, sagte der Außenminis­ter. Das Troika-Format wolle die Anstrengun­gen „unserer anderen Partner“jedoch nicht mindern, meinte Lawrow ironisch mit Blick auf die westliche Allianz. Auch Russlands Verteidigu­ngsministe­r Sergej Schoigu stieß in dasselbe Horn. Er kündigte an, russische Experten würden eine „Moskauer Erklärung“erarbeiten. Mit Lawrow war sich der Verteidigu­ngsministe­r einig, dass „alle bisherigen Anläufe der USA und deren Partner zu einem koordinier­ten Vorgehen zum Scheitern verurteilt waren“.

Lawrow ließ überdies keine Zweifel aufkommen, dass es aus russischer Sicht bei der Nachkriegs­ordnung in Syrien für Gegner Baschar al-Assads keinen Platz geben werde. Bei den politische­n Gesprächen „dürfen wir keinerlei Rücksicht auf Terroriste­n zulassen“, so der Außenminis­ter. Russland und Iran bezeichnen alle Gegner Assads ausnahmslo­s als Terroriste­n.

Die Türkei und Iran würden auch einen neuen Anlauf zu einer Feuerpause mittragen, hieß es in Moskau. Kasachstan hätte sich als Gastgeber für neue Gespräche zwischen Assad und den Aufständis­chen angeboten.

 ??  ?? Sergej Lawrow
Sergej Lawrow

Newspapers in German

Newspapers from Germany