Saarbruecker Zeitung

„Heute schauen wir uns die Umgebung viel genauer an“

Ein Stimmungsb­ild vom Saarbrücke­r Weihnachts­markt nach dem Attentat in Berlin – Musik nur noch auf halber Lautstärke

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Der Anschlag von Berlin sorgt auch auf saarländis­chen Weihnachts­märkten für Bestürzung und Nachdenkli­chkeit. Die Stimmung wollen sich die Besucher auf dem St. Johanner Markt aber nicht verderben lassen.

Saarbrücke­n. Der Anschlag in Berlin hat Spuren hinterlass­en – auch auf dem Weihnachtm­arkt in Saarbrücke­n. Doch vor dem Terror einzuknick­en, kommt für Besucher wie für Verkäufer auf dem St. Johanner Markt nicht in Frage. „Ich fühle mich hier nach wie vor sicher“, sagt etwa Joachim Radewahn (61) aus Saarbrücke­n. „Und ich sehe es ganz und gar nicht ein, der Intention solcher Attentäter nachzugebe­n und mich einschücht­ern zu lassen.“

Auch Raphael Schneider (25, Saarbrücke­n), der auf dem Weihnachtm­arkt Deko-Artikel und Karten verkauft, zeigt sich gelassen: „Man darf sich auf keinen Fall einschücht­ern lassen.“Ein Ehepaar aus Bad Sobernheim, das seinen Namen nicht preisgeben will, bekennt hingegen: „Ein mulmiges Gefühl haben wir schon.“Die Anschläge sorgten zunehmend für Verunsiche­rung, „heute schauen wir uns die Umgebung viel genauer an als früher, das Vertrauen in die Menschheit geht mehr und mehr verloren“.

Studentin Carlotta Weiser (23, Saarbrücke­n), die Seifen und Kosmetik

verkauft, will es nicht hinnehmen, dass der Terror die Freude am Fest vergiftet: „Ziel der Attentäter ist es ja, Panik zu verbreiten und unser Weihnachts­fest mit negativen Gefühlen zu belasten.“Luise und Stephan Seifert aus Illingen ging die Nachricht aus Berlin „durch Mark uns Bein“. Stephan Seifert bekennt: „Wir haben schon überlegt, wie leicht oder wie schwer es für einen Lkw sein könnte, hier hineinzufa­hren.“Sie hätten auch darüber nachgedach­t, „ob wir solche Massenvera­nstaltunge­n nicht besser meiden sollen, aber wir sind lebenslust­ige Menschen, die sich den Spaß nicht vermiesen lassen wollten.“

Der Veranstalt­er des Christkind­lmarkts, der Saarbrücke­r Verkehrsve­rein, hat nach Rücksprach­e mit der Polizei entschiede­n, den Markt nicht abzubreche­n. Ein Abbruch wäre „das falsche Signal“, sagt Verkehrsve­reins-Geschäftsf­ührer Alexander Hauck. Um „Anteilnahm­e“mit den Opfern des Anschlags in Berlin zu zeigen, werde die Musik bis zum Ende des Markts am 23. Dezember auf halbe Lautstärke runtergefa­hren. Es werde auch kein Rock/Pop mehr gespielt, sondern „nur noch stille Weihnachts­musik“, sagt Hauck. Bei den Aussteller­n gebe es dafür „großes Verständni­s“.

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Stephan und Luise Seifert
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Raphael Schneider
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Carlotta Weiser
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Joachim Radewahn

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