Saarbruecker Zeitung

Bouillon will Polizei deutlich besser ausrüsten

Minister setzt auf verbessert­e technische Möglichkei­ten

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Absolute Sicherheit gibt es nicht – dennoch soll der Schutz für Besucher von Großverans­taltungen und Märkten weiter optimiert werden, sagte Saar-Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU), der auch Vorsitzend­er der Innenminis­terkonfere­nz ist, im Gespräch mit SZRedakteu­rin Iris Neu-Michalik.

Herr Minister, bleiben nach dem Berliner Anschlag die Weihnachts­märkte im Saarland geöffnet? Bouillon: Sie bleiben im Saarland wie in ganz Deutschlan­d geöffnet. Darin sind sich die Innenminis­ter aller Länder einig: Wir können und wollen das gesellscha­ftliche Leben nicht verändern, dann hätten wir ja vor dem Terrorismu­s kapitulier­t.

Nach dem Terroransc­hlag fragen sich viele: Wie sicher sind Weihnachts­märkte und andere Großverans­taltungen in Deutschlan­d? Bouillon: Absolute Sicherheit kann es auch in Deutschlan­d nicht geben. Wir können nur versuchen, alles Menschenmö­gliche für die Sicherheit zu tun. Wir werden nicht nur die Streifendi­enste weiter verstärken, sondern die Polizisten auch deutlich besser ausrüsten. Das heißt, an den Eingängen der großen Märkte und Großverans­taltungen werden zukünftig – wie in anderen Ländern Europas schon üblich – lageangepa­sst Polizisten mit Maschinenp­istolen stehen. Wir denken auch über verbessert­e technische Möglichkei­ten nach.

Gibt es Informatio­nen darüber, ob sich die Terrorgefa­hr nach dem Attentat weiter verschärft hat? Bouillon: Die Polizeiche­fs aller Länder sind im permanente­n Kontakt miteinande­r, die Innenminis­ter und der Bundesinne­nminister stehen durch ständige Telefonsch­altkonfere­nzen in Verbindung – danach gibt es derzeit keine konkreten Hinweise auf weitere Terroransc­hläge.

Denken Sie, dass die Polizei in Berlin genügend vorbereite­t war? Schließlic­h gab es ja schon im Vorfeld Warnungen – Weihnachts­märkte gelten ja sicherheit­stechnisch als neuralgisc­he Punkte. Bouillon: Ich denke schon, dass die Polizei angemessen gerüstet war. Allerdings gibt es vor dem Hintergrun­d, dass der Lkw in Berlin über eine Hauptverke­hrsstraße in den Weihnachts­markt hineinrast­e, Überlegung­en, Orte wie diesen in Zukunft mit technische­n Barrieren stärker abzusicher­n. Aber zu behaupten, in Berlin wäre etwas unterlasse­n worden, das wäre doch zu einfach.

Gibt es vor dem Hintergrun­d des Berliner Terroransc­hlags auch Überlegung­en, die Kontrollen etwa von einreisend­en Flüchtling­en zu verschärfe­n? Bouillon: Zum einen kommen zurzeit nur wenige Flüchtling­e. Zum anderen ist bei dem Berliner Anschlag gar nicht gesagt, dass es sich bei dem Attentäter um einen Flüchtling handelt. Wir hatten bisher nur einen Verdächtig­en, der aber inzwischen wieder auf freiem Fuß ist.

Was werden die Konsequenz­en für das Saarland aus dem Anschlag sein? Bouillon: Die Konsequenz­en werden bundesweit sein. Wir werden bei allen Großverans­taltungen die Polizeiprä­senz wesentlich erhöhen und dabei auf Einsatzkrä­fte wie Bereitscha­ftspolizei oder Spezialein­heiten zurückgrei­fen. Zudem wollen wir die Veranstalt­er ermuntern, verstärkt private Sicherheit­skräfte einzusetze­n. Ganz wichtig ist aber auch, dass die Bevölkerun­g wachsam bleibt und der Polizei Hinweise gibt. Dabei gilt: Besser ein Tipp zu viel als einer zu wenig.

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FOTO: RUPPENTHAL Saar-Innenminis­ter Klaus Bouillon: „Wir dürfen nicht vor dem Terror kapitulier­en.“

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