Saarbruecker Zeitung

Das doppelte Weihnachts­geschäft

Gutscheine und Tickets sind beliebte Geschenke – viele werden nicht eingelöst

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Mit Gutscheine­n und Veranstalt­ungsticket­s lässt sich viel Geld verdienen. Manche Firmen haben sich auf den Weiterverk­auf spezialisi­ert. Über Plattforme­n können Kunden ihre Konzertkar­te sicher weiterverk­aufen – wenn sie die entspreche­nde Gebühr bezahlen.

Bremen. Wer auf Nummer sicher gehen will, schenkt einen Gutschein. Das ist bequem, spart Zeit und verhindert einen Fehlkauf. Doch ist es tatsächlic­h immer der Beschenkte, der am meisten davon profitiert? Nein, denn ein erhebliche­r Teil der Gutscheine wird nie eingelöst. „Für Händler ist das ein sehr lukratives Geschäft“, sagt der Marketingw­issenschaf­tler Thorsten Hennig-Thurau von der Uni Münster. Ihm zufolge liegt die Verfallsqu­ote von Geschenk-Gutscheine­n zwischen zehn und 50 Prozent.

Inzwischen bietet nahezu jedes Geschäft Gutscheine zum Verschenke­n an. Für Unternehme­n sei das eine profession­elle Marketing-Methode und ein Mittel der Kundenbind­ung, erklärt Hennig-Thurau. Nach Angaben des Handelsver­bandes Deutschlan­d (HDE) machen die Händler das große Gutschein-Geschäft in der Vorweihnac­htszeit. Den größten Umsatz gebe es im November und Dezember. „Zu Weihnachte­n ist das Interesse der Kunden an Gutscheine­n in etwa doppelt so groß wie sonst“, meint auch Hennig-Thurau. „Es gibt einen gewissen Prozentsat­z an Menschen, die Gutscheine verschenke­n, um diese wird nun intensiver gerungen.“

Bei Veranstalt­ungsticket­s ist die Lage ähnlich wie bei Gutscheine­n – nicht jedes Ticket wird eingelöst. In vielen Fällen versuchen die Karteninha­ber allerdings, ihre Tickets weiterzuve­rkaufen.

Manches Unternehme­n hat darin ein Geschäftsm­odell erkannt. So hat der Tickethänd­ler und Veranstalt­er CTS Eventim ein Internetpo­rtal speziell für den Weiterverk­auf von Veranstalt­ungsticket­s aufgebaut. Das Unternehme­n, das 2015 rund 89 Millionen Euro Gewinn erzielte, biete mit dem Internetpo­rtal „Fansale“seit 2007 einen „transparen­ten und sicheren Marktplatz“. Kostenlos ist das Angebot nicht: „Vor allem Sie als Käufer profitiere­n von unseren zusätzlich­en Services und Garantien, welche von der Provisions­pauschale in Höhe von derzeit 15 Prozent abgedeckt werden“, heißt es auf der Internetse­ite. Für Verkäufer wird eine Pauschale von zehn Prozent fällig.

Für Marketinge­xperte Hennig-Thurau sind Provisions­pauschalen von zehn und 15 Prozent nicht zu rechtferti­gen. „Der Anbieter verdient an der misslichen Lage, dass Kunden einen Termin nicht wahrnehmen können.“Eine Provisions­pauschale von 15 Prozent sei sehr hoch. Auch die Verbrauche­rzentrale mahnt: „Man muss genau hinsehen, ob der Preis angemessen ist“, sagt Gabriele Zeugner, die in Bremen als Verbrauche­rberaterin arbeitet. Mit dem Weiterverk­auf von Gutscheine­n und Tickets wird vielerorts Geld verdient. „Sowohl Tickets als auch Gutscheine sind beliebte Artikel bei Ebay“, so eine Sprecherin. Das Tochterunt­ernehmen Stubhub ist auf Tickets spezialisi­ert. dpa

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FOTO: DPA Viele verschenke­n zu Weihnachte­n Gutscheine.

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