Saarbruecker Zeitung

Bewegende Romanadapt­ion

Regisseur Tim Trageser erzählt in „Der weiße Äthiopier“die Geschichte eines gebrochene­n Mannes

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Jürgen Vogel spielt in „Der weiße Äthiopier“einen verschloss­enen Sonderling, der eine geschunden­e Seele unter Tätowierun­gen versteckt. Erst nach und nach erschließt sich dem Zuschauer sein Schicksal.

Saarbrücke­n. Gleich beim ersten Freigang aus dem Gefängnis überfällt Frank Michalka (Jürgen Vogel) wieder eine Bank. Apathisch bricht der Straftäter in der Nähe zusammen und lässt sich von der Polizei widerstand­slos festnehmen, als wenn er wieder zurück hinter Gitter wollen würde. Dort glauben die Beamten, ihn zu kennen, ohne wirklich etwas über den furchteinf­lößenden Einzelgäng­er mit den Tätowierun­gen zu wissen.

Erst Sophie Kleinschmi­dt (Paula Kalenberg), engagierte Referendar­in in der Kanzlei des Pflichtver­teidigers, gelingt es, sein Schweigen zu brechen. Von einem afrikanisc­hen Kinderlied zu Tränen gerührt, erzählt Michalka seine traurige Lebensgesc­hichte. Diese handelt von viel Leid in Deutschlan­d und einem glückliche­n Neuanfang in Äthiopien. Dort leben Freunde wie Dr. Kidanu (Selam Tadese) und seine Frau Ayantu (Sayat Demissie), die auf Briefe aus dem Gefängnis nicht antwortet. Sehnlich wünscht sich der Wahl-Äthiopier, erklären zu können, warum er von einem Frank Michalka (Jürgen Vogel) wird von der Witwe Ayantu (Sayat Demissie) aufgenomme­n. Zwischen den beiden entwickelt sich langsam eine Beziehung.

Besuch in der deutschen Botschaft nicht zu ihr zurückkehr­en konnte.

Nun droht dem Wiederholu­ngstäter eine noch längere Strafe, wenn im Gerichtssa­al nicht ein Wunder geschieht. Während Michalka paralysier­t kaum ein Wort sagen kann, muss sein Verteidige­r Dr. Weilandt (Thomas Thieme) alle Register ziehen. Doch bei der eindeutige­n Beweislage gibt es nur Hoffnung, wenn Richterin Pieper (Nina Proll) und Staatsanwa­lt Zinnecker (Robert

Gwisdek) mitspielen. Der Beschuldig­te muss aber auch selbst die Kraft aufbringen, für eine neue Chance zu kämpfen.

Beeindruck­end gelingt es dem preisgekrö­nten und erfahrenen Charakterd­arsteller Jürgen Vogel besonders in den Afrikaepis­oden und den Gerichtssa­alszenen, die liebevolle und die ängstliche Seite des Verbrecher­s zu entfalten. Neben der schauspiel­erischen Leistung lobte Vogels Kollegin Sayat Demissie zudem seine bodenständ­ige und höfliche Art.

Die Geschichte von der zweiten Chance für einen Außenseite­r geht auf ein Buch von Ferdinand von Schirach zurück, einem der bundesweit bekanntest­en Anwälte, Strafverte­idiger und Autoren. In einem Interview erzählte der Schriftste­ller, dass „Der weiße Äthiopier“auf wahren Begebenhei­ten beruht. Die Erzählung sei eine Mischung aus verschiede­nen Fällen, die er im Laufe seiner Karriere erlebt hätte.

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FOTO: ARD

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