Saarbruecker Zeitung

„Wie Kinder im Sandkasten“

Wolfgang Petersen über seine Komödie „Vier gegen die Bank“– Ab 25. Dezember im Kino

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Mit „Reifezeugn­is“schrieb Wolfgang Petersen 1977 „Tatort“-Geschichte. Der internatio­nale Durchbruch folgte mit dem oscarnomin­ierten Film „Das Boot“und der „Unendliche­n Geschichte“. In Hollywood hat sich der Deutsche vor allem als Actionund Science-Fiction-Regisseur einen Namen gemacht („Outbreak“, „Air Force One“, „Troja“). Nach 30 Jahren startet Petersen nun ein deutsches Comeback – mit dem Remake seines TV-Films „Vier gegen die Bank“von 1976, den er jetzt mit Til Schweiger, Matthias Schweighöf­er, Bully Herbig und Jan Josef Liefers in den Hauptrolle­n als Krimikomöd­ie neu verfilmte. SZ-Mitarbeite­r Dieter Oßwald sprach mit ihm.

Mister Petersen, can we speak in German? Petersen: (Lacht). Ja gerne, man spricht Deutsch!

Für Sie ist es allerdings schon 30 Jahre her, dass Sie einen Film in deutscher Sprache gedreht haben. Wie war das Heimat-Gefühl für Sie? Petersen: Ich lebe seit 1987 in Hollywood und habe dort naturgemäß nur Filme auf Englisch gedreht. Mit „Vier gegen die Bank“wieder einmal einen deutschen Film zu inszeniere­n, dazu noch eine Komödie, war tatsächlic­h eine ziemlich aufregende Erfahrung für mich.

Hatten Sie im fernen Hollywood überhaupt eine Ahnung davon, welchen Status Ihre Darsteller in der Heimat haben? Petersen: Auch in Hollywood bin ich durchaus auf dem Laufenden, was im deutschen Kino passiert. Zum einen stimme ich beim Deutschen Filmpreis mit ab und sehe dadurch die aktuellen Produktion­en. Zum anderen kommen deutsche Schauspiel­er bei einem HollywoodA­usflug auch gerne bei mir vorbei. Und Til Schweiger kenne ich ja bereits seit den Zeiten von „Der bewegte Mann“.

Sie wollen ihr Geld zurück(v.l.): Til Schweiger (als Ex-Boxer), Jan Josef Liefers (als abgetakelt­er Schauspiel­er) und Matthias Schweighöf­er (als Werbefuzzi) planen einen Bankraub.

Wussten Sie von den Einschaltq­uoten, die Jan Josef Liefers beim „Tatort“macht? Petersen: Den „Tatort“sehe ich in Hollywood tatsächlic­h nicht, aber ich habe natürlich von diesem enormen Erfolg von Jan Josef Liefers gehört. Dieses ganze „Tatort“-Phänomen finde ich unglaublic­h. Jedes Mal, wenn ich in Deutschlan­d bin, läuft im Fernsehen irgendein „Tatort“. Wer von uns hätte damals gedacht, dass daraus solch ein Kult entstehen würde?

Wer hätte gedacht, dass Wolfgang Petersen mal eine Komödie für das Kino drehen würde? Petersen: Das geht auf meine Frau Maria zurück. Sie war 1976 bei der TV-Fassung von „Vier gegen die Bank“meine Regieassis­tentin und meinte schon damals, dass sich dieser Stoff für eine Leinwandve­rsion bestens eignen würde. Diese Idee habe ich seitdem nie aus den Augen verloren. Aber Komödie ist eben nun einmal das schwierigs­te Genre, das es gibt. Das wurde mir besonders deutlich bei meinen Begegnunge­n mit Billy Wilder, von dem ich sehr beeindruck­t war.

Was macht die Komödie so schwierig? Petersen: Man kann sich bei einer Komödie nicht verstecken. Beim Drama oder einem Actionfilm gibt es viele Tricks, mit denen man ein bisschen mogeln kann. Bei der Komödie muss alles auf den Punkt genau stimmen, sonst fangen die Zuschauer an zu murren und der Film funktionie­rt nicht. Insbesonde­re bei den Dialogen braucht es eine besonders große Sorgfalt, weshalb ich trotz aller Sprachkenn­tnisse eine Komödie auf Englisch nie wagen würde.

Ihr Star-Quartett amüsiert mit den eigenen Komödien ein Millionen-Publikum. Ist es dann nicht wie ein Sack Flöhe hüten, wenn man solche Kaliber vor der Kamera hat? Petersen: Diese Bedenken gab es am Anfang tatsächlic­h, manche befürchtet­en, dass daraus so ein Primadonna-Film werden könnte. Aber wie so oft im Leben war genau das Gegenteil der Fall. Die Dreharbeit­en waren unglaublic­h entspannt, fast wie bei Kindern, die im Sandkasten spielen. Meine Stars waren sichtlich froh, hier einmal alles fallen lassen zu können, mit dem sie sich sonst als Regisseur oder Produzent so herumschla­gen müssen.

Sie haben reichlich Star-Erfahrung in Hollywood. Gibt es Unterschie­de, wie sich Eastwood und Clooney verhalten im Vergleich zu Schweiger und Schweighöf­er? Petersen: Ich hatte nie Probleme mit meinen Stars, selbst nicht mit einem Dustin Hoffman, der ja als sehr schwierig gilt. Da gilt einfach die alte Regel: Wenn jemand ganz oben ist, dann wird er eigentlich wieder ganz normal. Das ist in Deutschlan­d nicht anders als in Hollywood. Meine vier Jungs gehören zum Besten vom Besten, was wir im deutschen Film haben – entspreche­nd problemlos lief alles ab.

Ihre Filme haben weltweit mehr als 1,7 Milliarden Dollar eingespiel­t. Sie haben Klassiker für das Fernsehen gedreht, die ihrer Zeit voraus waren. Müssen Sie sich noch etwas beweisen? Petersen: Ich würde schon gerne noch beweisen, dass auch eine Komödie von mir dem Publikum gefällt. Klar könnte ich mich längst zur Ruhe setzen und im Garten Rosen schneiden, aber ich brauche nun einmal diese Anstrengun­g, die einfach zum Filmemache­n dazu gehört. Das ist bisweilen ein Kampf und ganz schön schwierig, aber es bedeutet immer Leidenscha­ft und Adrenalin für mich.

Ab Sonntag: Cinestar (Sb), UT (Sb), Movie World (Sls), Thalia Bous, Odeon (Mzg), Eden (Hom), Cinetower (Nk).

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FOTO: WARNER
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Wolfgang Petersen

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