Saarbruecker Zeitung

Freund sucht nach Lösungen

Deutschlan­d bester Skispringe­r ist noch nicht in Tournee-Form – Slowene Domen Prevc klarer Favorit

- Von sid-Mitarbeite­r Christoph Leuchtenbe­rg

Skispringe­r Severin Freund hat auch bei der Generalpro­be zur Vierschanz­entournee nur einen kleinen Schritt nach vorne gemacht. Kurz vor dem Auftakt in Oberstdorf sucht der Weltmeiste­r weiter seine Form.

Engelberg. Seit Wochen müht sich Severin Freund, probiert und tüftelt, doch der Lösung seines großen Problems kommt der Skisprung-Weltmeiste­r kaum einen Deut näher: verflixter Zauberwürf­el. Das Spielgerät beschäftig­t ihn derzeit ständig – genau wie die Suche nach seiner sportliche­n Form. Auch jüngst in Engelberg, bei der Generalpro­be für die am 29. Dezember beginnende Vierschanz­entournee, ging es bei der doppelten Kniffelei nur langsam vorwärts.

Eisenbichl­er macht Mut „Ich nehme die Herausford­erung an und entwickle mich Schritt für Schritt weiter – so wie mein Zauberwürf­el“, sagte Freund, der auf der ungeliebte­n Schanze in der Schweiz am vergangene­n Wochenende Neunter und Zehnter wurde. Solide Ergebnisse, achtbare sogar angesichts der Hüft-Operation, die Deutschlan­ds Nummer eins im Frühjahr über sich ergehen lassen musste. Dennoch scheint Freund weit davon entfernt, ein Mitbewerbe­r auf den TourneeSie­g, den ersten deutschen seit dem Triumph von Sven Hannawald 2001/2002, zu werden.

„Wichtig ist, dass die Sprünge besser werden – daher waren es gute Tage“, sagte der 28-Jährige, ehe er sich in den weihnachtl­ichen Kurzurlaub verabschie­dete. Kraft tanken, dann in Oberstdorf angreifen – so lautet wieder der Plan, der im Vorjahr mit dem Auftaktsie­g auf der Schattenbe­rgschanze so blendend aufging.

„Severins zweiter Sprung am Sonntag war sein bester seit Kuusamo“, sagte Bundestrai­ner Werner Schuster. In Finnland hatte Freund beim Saisonauft­akt gesiegt. Es war im Nachklapp ein Ausrutsche­r nach oben. Freund ist noch nicht der Alte – das zeigten die folgenden Platzierun­gen in Klingentha­l, Lillehamme­r und Engelberg: 1111-26-10-9. Für Schuster aber ein Niveau, auf das sein Topmann zeitnah aufbauen kann: „Wir hoffen, dass wir die Feinform hinbekomme­n.“

Severin Freund schlägt sich in dieser Saison angesichts seiner Verletzung­sprobleme manierlich, mehr aber nicht.

Schuster muss auf Freund setzen, der Routinier bleibt der einzige seiner Springer mit generellem Siegniveau. Markus Eisenbichl­er war in Engelberg als Fünfter und Siebter zwar erneut bester Deutscher. „Es fehlt aber noch ein bisschen was“, sagte der Siegsdorfe­r, der zuvor in Lillehamme­r seine PodestPrem­iere gefeiert hatte. Eisenbichl­er, vor Jahresfris­t gar aus dem Weltcup-Aufgebot gerutscht, ist bei der Vierschanz­entournee ein Mann für Platzierun­gen, nicht für Podeste.

Dahinter sieht es durchwachs­en aus: Andreas Wellinger – unstabil. Richard Freitag – Wundertüte. Die Team-Olympiasie­ger Andreas Wank und Marinus Kraus – der eine kämpft um Anschluss, der andere ist im zweitklass­igen Continenta­l-Cup verscholle­n.

Vorjahress­ieger ein Schatten Es bedarf eines Weihnachts­wunders, damit die deutschen Adler bei der Tournee auf dem Niveau von Domen Prevc mitfliegen. Spätestens seit seinem Erfolg in Engelberg, dem vierten im siebten Springen, ist der 17-jährige Slowene erster Anwärter auf die Nachfolge seines Bruders Peter. Dem TourneeHer­rscher des Vorjahres scheint derzeit alles abhanden gekommen zu sein, am Sonntag verpasste er gar den zweiten Durchgang. „Ich spüre überhaupt keinen Druck“, sagte Domen Prevc: „Ich habe bei meinem Bruder gesehen, wie es ist, wenn man einen Wettkampf nach dem anderen gewinnt. Das ist für mich also nichts Neues.“Freunds Zauberwürf­el würde er derzeit wahrschein­lich mit verbundene­n Augen lösen.

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FOTO: FLÜELER/DPA

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